
ineffizient, unrentabel aber
Effizienz, Synergie, (Kosten-)Optimierung sind jetzt schon seit Jahrzehnten die wichtigsten Schlagwörter in der Welt der Wirtschaft und die (Selbst-)Optimierung ist seit kurzem auch für den einzelnen, hippen Mensch angezeigt. Dabei lohnt es sich die hinter diesen Schlagwörtern stehende Philosophie zu hinterfragen – zumindest aus meiner jetzigen Sicht. Seit einem Monat habe ich jetzt unbezahlten Urlaub von meiner Arbeit als Leiter der Trimedialen Programmwirtschaft im BR und kümmere mich um Haus, Hof, Tiere und alles was dazugehört, während Silke ihre Ausbildung zur Altenpflegerin absolviert und in diesem Semester das Pflege Dual Studium in Deggendorf beginnt. Den alten Mustern des Journalisten und zuletzt auch Controllers folgend ist es also Zeit für eine erste Bilanz;-)

Die Wühlmaus hatte dieses Jahr leichtes Spiel. Angesicht der Trockenheit sind viele Kartoffelpflanzen früh eingegangen, so dass man mit der Ernte hätte beginnen können. Wir haben die Kartoffeln aber zunächst im Boden gelassen, um erst das Holz zu verarbeiten bzw. die anderen, damals noch beruflichen Tätigkeiten zu absolvieren. Schließlich haben wir ja Haru – dachten wir zumindest. Eine Katze ist ja dafür da, Mäuse (auch Wühl-Mäuse) zu fangen. Falsch gedacht. Unter jeder Reihe hatte der Schädling seinen Gang gegraben, um von dort bequem und ohne sich um die Krallen und Zähne der Katzen Gedanken machen zu müssen, die Kartoffeln anzuknabbern teilweise sogar bis auf die Schale aufzuessen. Der Ertrag an Kartoffeln würde uns bestenfalls bis zum Ende des Jahres ernähren, wenn wir darauf angewiesen wären und nicht zum Supermarkt im Nachbarort gehen könnten. Wenn ich kurz überschlage, was wir für die Saatkartoffeln ausgegeben haben und wie viel Zeit wir in die Pflanzung und Pflege der Kartoffeln investiert haben (der Kartoffelkäfer, seine Eier oder Larven wurde brav ohne Einsatz von Chemie per Hand abgesammelt), dann rutscht die Kosten-Nutzen-Rechnung sofort ins Minus. Unrentabel.

Zur Ehrenrettung von Haru sei gesagt, dass die vielen Innereien, die rund ums Haus zu finden sind und derzeit von den Wespen aufgeräumt werden, davon zeugen, dass unsere Katze sehr wohl ihre Arbeit erledigt, aber ihr Revier offensichtlich zu groß ist. Zur Effizienz-Steigerung könnten wir uns einfach noch eine Katze anschaffen (was Haru als reiner Einzelgänger kaum tolerieren würde) oder ihr die morgendliche Futterration streichen in der Hoffnung, dass sie dann aus Hunger noch mehr Mäuse fängt (aber das schaffen wir nicht; denn die kleine Schüssel mit Katzenfutter und der Wasser-Bottich in der Scheune gehören einfach dazu). Ansonsten wäre die ökonomisch sinnvolle Variante, auf dieses Hobby zu verzichten und Einkaufen zu gehen.

Das gilt auch für den sonstigen Gemüseanbau. Den Kampf gegen den Erdfloh und den Kohlweißling verlieren wir meistens. Von den Kohlrabi-, Sellerie-, Chinakohl-Pflanzen haben sich nur wenige durchgesetzt. Immerhin gab es dieses Jahr mehr Karotten als die Jahre davor, nachdem sich die Kombination mit Zwiebeln als probates Mittel gegen die Möhrenfliege erwiesen hat. Doch auch hier steht der Ertrag in keinem Verhältnis zum Aufwand. Denn wenn man auf den Einsatz von Chemikalien verzichten will, ist das Unkraut-Zupfen eine ziemlich mühselige Angelegenheit; und mit dem Wässern immerhin aus unserer, eigenen Quelle kam ich ebenfalls kaum hinterher. Es ist einfach ungerecht, dass die Nutzpflanzen mehr kühles Nass brauchen als die meisten Unkräuter. Ich weiß bzw. ich habe mittlerweile gelernt, dass man im Sinne der Permakultur auch den meisten Unkräutern einen Nutzen abgewinnen kann, aber die Fähigkeit den Garten so anzulegen, dass sich alles gegenseitig unterstützt und zum Beispiel Schatten spendet, diese Fähigkeit habe ich noch nicht erworben. Und ich fürchte, es wird Jahre dauern, bis meine Kenntnisse ausreichen und der Kreislauf in Schwung gekommen ist. Wie effizient ist da doch das Leben in der Stadt – „wohl“ organisiert, auf engem Raum optimiert und gesellschaftlich hoch-spezialisiert. Dafür gibt es keine Schafe auf der Weide vor dem Haus, deren Dung aus dem Winterstall zumindest die Zucchini- und Kürbis-Pflanzen nährt. Aber auch bei unserem schon mehrere Jahre funktionierender Kreislauf steht unter dem Strich eine kleine rote Zahl, selbst wenn ich die Arbeitsstunden nicht in die Berechnung mit einbeziehe.


Ein anderes Beispiel für die fehlende Rentabilität, mit der ich hier konfrontiert bin, ist mein Bemühen um Feuerholz. Ich will wieder erst gar nicht von meinen Arbeitsstunden sprechen. Angesichts des unbezahlten Urlaubs fällt meine Arbeitszeit hier auf unserer kleinen Farm unter die „Eh-Da-Kosten“. Der Vergleich mit meinem früheren Gehalt ist ebenfalls unzulässig, denn der Markt regelt sich eben nicht von selbst. Sonst wären zum Beispiel Pflegekräfte, die ja dringend gesucht werden, deutlich besser bezahlt als zum Beispiel die derzeit wenig gelittenen KollegInnen in der Medienbranche. Aber zurück zu unserem Feuerholz:

Den Haufen Gipfelholz haben wir umsonst bekommen unter der Maßgabe, dass wir das Material verarbeiten und den Platz ordentlich hinterlassen. Betriebswirtschaftlich eine gute Ausgangsbasis und nach drei Wochen ist die Arbeit auch tatsächlich geschafft. Aus den dickeren Enden der Äste haben wir Anzündholz gemacht, die langen Äste als Zaun am Waldrand und entlang der Auffahrt aufgeschichtet, damit die Hühner nicht mehr so tief in den Wald hineingehen, nachdem sie wieder frei herumlaufen dürfen. Der Fuchs kann sich zwar dahinter gut verstecken, aber wir hoffen, dass unser neues Familienmitglied „Jackson“ ausreichend Eindruck macht, so dass sich der Fuchs nicht mehr traut, sich bei uns seine Mahlzeit abzuholen. Wir werden sehen.

Das Gipfelholz ist auf jeden Fall in handlichere Blöcke zersägt und kann jetzt gespalten werden. Um der Menge überhaupt Herr zu werden (vor allem in einer übersichtlichen Zeit, da wir das ein oder andere Mal mit Regen gerechnet hatten, der dann aber doch wieder ausblieb), haben wir eine größere Akku-Motorsäge gekauft. Zusätzlich brauchten wir auch neue Ketten bzw. mussten die alten schleifen lassen. Die Energie für die Akkus lieferte uns zwar die Solaranlage respektive die Sonne kostenlos, aber ich will nur daran erinnern, wie teuer der Ersatz der Batterie war und wie schwierig die Fehlersuche, als an der Solaranlage mehrere Sicherungen durchgebrannt waren. Dafür ging das Ladegerät für die Akkus der Motorsägen kaputt und musste ersetzt werden. Es bedarf keiner komplizierten Excel-Tabelle, um auszurechnen, dass es wesentlich günstiger gekommen wäre, wie bisher auch das fertige Feuerholz bei einem Händler zu beziehen. Unser Werkzeug hat sich frühestens, wenn nichts zu reparieren ist, in drei Jahren amortisiert – unter der Voraussetzung, dass wir wieder kostenlos Gipfelholz zum Verarbeiten bekommen.
Was ist für mich die Quintessenz aus diesen Erfahrungen? Wenn ich besser wirtschaften, also rentabel werden möchte, müsste ich expandieren. Der Hühnerei-Verkauf lohnt sich erst ab einer Größe von mindestens 500 Tieren (dafür haben wir den Platz nicht), auch wenn ich einen Bio-Aufschlag auf den Verkaufspreis bekomme. Im Fall dieser Betriebsgröße wäre es wesentlich effizienter, die Tiere im luftdicht abgeschlossenen Stall zu halten, damit weder kleine Feinde wie Bakterien noch größere wie Fuchs und Habicht Schaden anrichten können. Das bedeutet zwar auch Futter zu kaufen, aber dafür hat man die Eier-Produktion durch künstliche Beleuchtung im Griff. Auch bei den Schafen lohnt es sich – wenn überhaupt – nur mit einer großen Herde. Die Frage, woher wir unsere billigen Lebensmittel beziehen, will ich jetzt nicht erörtern.

Auch für die Holzverarbeitung gilt: je größer desto besser, weil sich dann die Maschinen (was es da alles gibt!) schneller amortisieren. Auch darauf kann und will ich mich aber nicht spezialisieren und investieren somit expandieren. In der Überschrift dieses Beitrags ist aber ganz bewusst ein „aber“ eingefügt. Denn, auch wenn mit den Dingen, die ich derzeit tue, kein Geld zu verdienen ist – was uns als Hobby-Bio-Landwirte in der Bergerau schon vorher klar war – öffnet einem das Leben hier die Augen für Zusammenhänge und Zwangsläufigkeiten, die unsere technisierte und spezialisierte Welt erfordert. Und damit fällt die Bilanz ganz entgegen jedem betriebswirtschaftlichen Verständnis positiv aus: ineffizient, unrentabel aber einfach schön. Der Mensch – zumindest wir – ist offensichtlich kein rein marktwirtschaftlich-handelndes Wesen.


































































































Weniger optimistisch ist meine Einstellung bezüglich der Gemüseernte dieses Jahr. Die Wühlmaus hat ganz Arbeit geleistet und eine Stangenbohne nach der anderen gekillt. Haru, die eigentlich zur Aufgabe hat, die Wühlmäuse zu killen, beschäftigt sich lieber mit Vögeln oder Fledermäusen. Da sie eine weitere Katze aber nicht duldet, können wir nur hoffen, dass sie ihre Essgewohnheiten auch wieder ändern wird. Noch hat unsere Batsy überlebt, die ihr Nachtquartier regelmäßig in einer Ritze zwischen Holzverkleidung und Schindeln bezieht.






























Das gilt auch für Gemüse und Beeren. Die Erdbeeren sind aus dem Garten direkt in den Mund gewandert. Dieses Jahr waren es reichlich Wilderdbeeren und große gezüchtete Exemplare. Der Stachelbeerstrauch trug ebenfalls viele Früchte, so dass Silke letztes Wochenende Stachelbeer-Bananen-Konfitüre eingekocht hat, während ich das Heu mit dem Holzrechen zum Trocknen wendete. Aus den dichten Johannisbeerstauden wurde Gelee.
Die verschiedenen Kohlsorten wollen hingegen einfach nicht. Und auch die Erbsen und Bohnen können wir an diesem Standort nicht einfach sich selbst überlassen. Da bedarf es im nächsten Frühjahr etwas mehr Planung und Pflege. Jedes Jahr aufs Neue aber durchaus mit einem Mehr an Erfahrungen.

…unter den strengen Augen der Glucke geht es aus über die Schwelle aus dem Stall hinaus in die Sonne. Fünf unterschiedliche Küken sind vor gut drei Wochen geschlüpft und alle wirken mittlerweile ziemlich munter. Ohne ihre Glucke gehen sie aber keinen Schritt, und die ist zurecht wachsam. Denn der Falke, der Habicht, Haru (unsere Katze) und auch die anderen Hennen haben es durchaus auf den Nachwuchs abgesehen. Diesen Augen entgeht zum Glück nichts.
Da hat der Turmfalke keine Chance, der sich unseren Bergahorn als Aussichtspunkt erkoren hat. Während rund herum alles grünt und blüht, scheint dem Bergahorn sein Platz nicht sonderlich zuzusagen. Die Spitze ist während der langen Trockenperiode im Frühling verdurstet, und auch sonst wollen die Äste und Blätter einfach nicht wachsen. Dafür sind die Küken für ihr Alter von drei Wochen schon ordentlich groß. Das und ihr Verhalten lässt vermuten, dass zumindest zwei Hähne bei unserem fünf-köpfigen Nachwuchs dabei sein dürften.
Nach dem Schlüpfen war es unter den Federn der Glucke sicher und warm. Wenn man zu Besuch in den Stall kam, um das Futter nachzufüllen, ploppte irgendwo aus dem schwarzen Gefieder erst ein dann zwei oder mehrere Köpfe auf, so dass wir zu Beginn gar nicht so genau wussten, wie viele Küken denn nun wirklich geschlüpft sind. Mittlerweile ist es klar: ein helles, ein graues und drei schwarz-gemusterte.






Nach den Wochen auf dem Nest und ohne die Abwechslung draußen musste die Glucke zuerst einmal ein ausführliches Sandbad nehmen. Das ist zwar für das flauschige Gefieder der Kleinen noch nicht nötig, aber Lernen durch Nachahmen ist die Devise, bis irgendwann die Glucke beschließt, wieder ihrer eigenen Wege zu gehen.
Wegen Haru, die mittlerweile schon einen kleinen Vogelschwarm auf dem Gewissen hat und Teile von ihnen zur Begutachtung in der Scheune zurückgelassen hat, lassen wir die Glucke mit ihren Küken nur unter Aufsicht aus ihrem Stall. Auf diese Weise können wir auch die Leit-Henne in Schach halten, die sich mit Krawall-Susi (unserer Glucke) bereits ein Fernduell geliefert hat – getrennt nur durch den Maschendraht an unserer Tür. Irgendwann müssen es die Damen aber ausfechten, damit die Rangordnung geklärt ist und wieder Ruhe einkehren kann.
Ruhe kehrt bei den Schafen nur dann ein, wenn wir ihnen ein frisches Stück Grün abgesteckt haben. Dann sind sie beschäftigt und können kurzzeitig das Gesumme um sie herum vergessen. Dieses Jahr gibt es deutlich mehr Fliegen als in den Jahren zuvor. Auch die Ross- oder Rinderbremsen haben merklich zugenommen und nehmen in Ermangelung anderer Wirbeltiere gerne mit den Schafen vorlieb. Wenigstens schützt die Wolle den größten Teil des Körpers. In einem Monat werden wir wohl mit unserem Schlachter einen Termin ausmachen müssen, so leid es uns auch immer tut.
Es donnert und blitzt mal wieder, aber Regen will nicht fallen. Da vor drei Wochen der Blitz in unsere Telefonleitung eingeschlagen und sowohl die Buchse als auch den Router beschädigt hat, wird jetzt immer brav der Stecker gezogen – sofern wir zugegen sind. Zwei Wochen waren wir mal wieder ohne Telefon und Internet, ehe der Techniker einen Termin frei hatte. Auf diese Weise kamen immerhin unsere noch immer reichlich vorhandenen, analogen Bücher zum Einsatz. Jetzt kann wieder gesurft werden bis zum nächsten Malheur, das ich dann hoffentlich selbst beheben kann.

Die letzten Tage hat die Sonne und das warme Wetter den Schnee dahin schmelzen lassen. An der Nordseite unseres Hauses ist nur mehr ein kleiner, (gar nicht) trauriger Rest übrig. Ich bin heute zum ersten Mal wieder zur Waldhausreibe unterhalb des Lusen gejoggt. An geschützten Stellen hatten sich die Buchenknospen schon ein klein wenig geöffnet und ließen ein zartes Grün erahnen. Allerdings musste ich auf dem letzten Kilometer noch einige Schneefelder in Kauf nehmen und teilte mir von dort nach Waldhäuser die Schnee-bedeckte Straße mit einer großen Zahl Ausflügler vor allem aus der Region. Jeder von uns dachte sich wohl, dass er den frühlingshaften Lusen nach dem Osterrummel wieder für sich haben könnte. Zurück in der Bergerau ging es an den zweiten Teil der letzten verbliebenen Aufgabe, die zahlreich an unserer Aufgaben-Tafel prankten; das zweite Tor basteln für unseren Garten vor dem Haus.









