Kommen und Gehen

Kommen und Gehen

Es ist dieses Gefühl der Hilflosigkeit, dass uns an ein Gewehr und Silkes Jäger-Ausbildung denken lässt. Zwei Wochen war Ruhe, nachdem wir die Hühner zuerst in ihrem Stall und dann nur unter Aufsicht hinaus gelassen haben. Zudem gingen die verbliebenen drei Hennen und die Teenager – es sind wohl zwei Hähne und drei Hennen – ohnehin nicht weit vom Haus weg. Im Laufe der Tage vereinfachten wir unsere Aufsichtspflicht dahingehend, dass wir die Tür zur Terrasse offen stehen ließen und bei jedem ungewöhnlichen Geräusch nach draußen rannten.

Die Wiese auf der anderen Straßenseite

Am Montag mähte ich die noch ausstehende Wiese auf der anderen Seite der Straße, die nur von unserem Haus aus so klein aussieht;-) Am Nachmittag brach unerwartet ein heftiger Platzregen über die Bergerau herein, der das gemähte Gras komplett durchtränkte. Über mehrere Wochen hatten die angekündigten Gewitter bei uns nicht stattgefunden, an diesem Tag war die Regenwahrscheinlichkeit in der Früh mit 30 Prozent angegeben worden und doch hatte es am Nachmittag angefangen zu schütten. Lokale Schauer sind immer möglich und nur schwer vorherzusagen. Also bleibt trotz all der wissenschaftlichen Bemühungen die letzte Entscheidung doch eine aus dem Bauch heraus. Immerhin wissen wir jetzt, dass auch nasses Gras mit ausreichend Sonne zu Heu werden kann.

Der Anfang der Wiese auf der anderen Seite mit den bereits gefällten Baumstämmen

Nach dem Schauer am Montag trauten sich die Hühner etwas weiter hinaus, um die durch den Regen hervorgelockten Würmer aufzupicken. Ich sah die Hühnerschar am Kartoffelacker, als ich nur kurz ins Obergeschoss ging, um von dort Hemden zum Bügeln nach unten zu holen. Da drangen durch das geöffnete Fenster aufgeschreckte Hühnerlaute zu mir durch, die sich nicht nach Fehlalarm anhörten. Ich lies die Bügel fallen, hetzte die Stufen hinunter und barfuß hinaus in den Garten, um: nichts zu sehen. Die Hennen und Teenager waren auf dem Weg zurück unter die Terrasse aber ohne besondere Eile – wie ich fand. Angesichts der übersichtlichen Zahl war aber sofort klar: eine fehlt. Das gesperberte Huhn war weder beim Eier legen, noch hatte es sich im Heu versteckt. Einige, wenige zurückgebliebene Federn auf dem Kartoffelacker reichten als Indiz. Der Fuchs war wieder zu Besuch und hatte den kurzen Moment der Unaufmerksamkeit genutzt, um sich erneut mit Frischfleisch zu versorgen. Ein bisschen vorsichtiger ist er wohl geworden. Denn er hat mit der Henne im Maul sofort das Weite gesucht. Weitere Federn waren auf den umliegenden Feldern nicht zu finden.

Erst der Regen auf dem Gras, dann der erneute Raub einer Eier-Lieferantin und Hof-Genossin waren ein bisschen viel. Da kocht die Wut in einem, die sich gerne entladen möchte, aber in keiner Richtung ein Ziel findet. Wenn wir jetzt nicht beim Supermarkt einkaufen könnten und auf die Hennen samt ihrer Eier sowie das Heu für die Schafe als Fleisch- und Wolllieferant angewiesen wären, dann hätte sich die Wut in irgendeiner Form ihren Weg bahnen müssen. Insofern kann ich mittlerweile besser verstehen, wenn die Menschen in früheren Zeiten mit rabiaten Mitteln gegen Fuchs und Wühlmaus zur Wehr setzten oder den höheren Mächten Opfer darbrachten, um sie gnädig zu stimmen.

Unser Zorn ist hingegen verraucht und wir erfreuen uns an den vier Küken, die Gerda ausgebrütet hat (ein Küken hat es nicht geschafft, sich durch die Eierschale zu picken). Das einstige Streichelhuhn Gerda ist als Glucke genauso menschen-scheu und vorsichtig wie unsere Alt-Glucke Krawall-Susi. Möge der Nachwuchs uns und nicht den Fuchs erfreuen.

Hanabi auf einem ihrer Lieblingsplätze

Ich hatte kurz vor dem „Mundraub“ auf der Homepage des Tierheims Regen einen Hund entdeckt, den wir uns am Dienstag angeschaut haben und heute einmal probeweise mit Hanabi zusammenbringen wollen. Vielleicht schüchtert die Präsenz eines solchen Tieres den Räuber ein wenig ein. Hanabi ist angesichts ihres Alters dafür nicht mehr wirklich zu gebrauchen und hat sich mit 16 Jahren ihre Ruhe auch redlich verdient.

Hanabi bei ihrer Lieblingsbeschäftigung: schlafen – wenn man nicht ständig gestört würde

Das Heu haben wir übrigens gestern Nachmittag erfolgreich eingefahren. Wenden und Reihen-Aufhäufeln brachten dank der intensiven Sonne den gewünschten Erfolg. Für die sechs den Winter über zu versorgenden Schafe (plus mögliche Lämmer) dürfte die Menge an Heu insgesamt reichen. Von Sommeridylle hier in der Bergerau ist aber derzeit nur bedingt etwas zu merken. Denn der Nationalpark ist mal wieder fleißig dabei in der „500 Meter Management-Zone“ am Rand des unberührten Waldes, Holz zu schlagen. Auf diese Weise soll zumindest dort dem Buchdrucker die Nahrung entzogen und der Frieden mit den angrenzenden, privaten Waldbesitzern gewahrt werden. Da wir kaum Wald auf unserem Grundstück haben, betrifft uns das Problem des Borkenkäfers zum Glück nicht. Und netterweise dürfen wir das sogenannte Gipfelholz der Waldarbeiter des Nationalparks für uns zu Feuerholz verarbeiten. Dann also auf zum nächsten Arbeitsschritt.

 

 

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