Autor: PKujath

geboren 1972, seit 1995 Mitarbeiter des Bayerischen Rundfunks, von 2007 bis 2013 ARD Hörfunkkorrespondent für Ostasien mit Sitz in Tokio, seit August 2014 langsamer Rückzug in den Bayerischen Wald
Ernte im Juli

Ernte im Juli

verrottete Kartoffelpflanzen
verrottete Kartoffelpflanzen

Zuerst waren wir entsetzt und hatten die Wühlmaus im Verdacht. Denn unsere Kartoffelpflanzen begannen sich gelb zu verfärben. Nachdem wir unter den sich auflösenden Stengeln angefangen hatten zu ernten, war klar, dass wir die Wühlmaus zu unrecht verdächtigt hatten. (Was übrigens nicht für unseren Salat und unseren Kohl gilt). Die Kartoffelkäfer, die wir vom Grün abgepflückt und ins Jenseits befördert haben, waren wohl auch noch nicht die Auslöser (zum Glück – im nächsten Jahr wird auf jeden Fall der Standort gewechselt).

Gemüsegarten nach erster Kartoffelernte
Gemüsegarten nach erster Kartoffelernte

Die Kartoffeln gehörten wie von uns gewünscht einfach zur Kategorie der Frühkartoffeln. Und die erste Ernte ausgebreitet auf der blauen Plane zum Trocknen stimmt uns hoffungsvoll. Die Heukartoffeln im letzten Jahr füllten gerade eine kleine Schüssel. In diesem Jahr ist mit der ersten Ernte eine Kartoffelkiste gut gefüllt.

Das war am letzten Sonntag. Seitdem regnet es und so verrotten die Pflanzen im Gemüsegarten, während die gelb-grünen auf dem Kartoffelacker beim Gastank auf diese Weise hoffentlich noch etwas Stärke in den Knollen in der Erde anreichern.

Morgen soll die Sonne endlich wieder länger scheinen, so dass auch die Küken aus dem Stall in den Laufstall bzw. angesichts ihrer Größe ins Freie wechseln können.

Mal sehen, was die Großen und vor allem Arnie dazu sagen wird. Auf unserem selbst aufgeschütteten Aufgang zum Stall hat sich übrigens selbst eine Kartoffel angepflanzt und grünt noch friedlich vor sich hin.

Auffahrt mit Kartoffelpflanze und Küken im Laufstall
Auffahrt mit Kartoffelpflanze und Küken im Laufstall

 

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Ein Tagwerk

Ein Tagwerk

Nimmt man die Beschreibung des altertümlichen Begriffs Tagwerk, dann umfasst unser Grundstück wohl drei Tagwerke – wenn das Wetter mitspielt. Angesichts der Wettervorhersage: viel Sonne am Freitag und kaum Regen über das Wochenende haben wir beschlossen, die Wiesen zu mähen, die noch nicht von unseren Schafen „bearbeitet“ wurden. So sah es noch aus beim Morgenspaziergang gegen 6 Uhr aus.

Dann haben wir den Kreiselmäher an unseren Traktor angebracht, was uns durchaus Zeit gekostet hat.

Kreiselmäher vor der Inbetrieb-Nahme
Kreiselmäher vor der Inbetrieb-Nahme

Denn das richtige Heranfahren an die Aufhängung und dann die Anbringung der entsprechenden Kabel und Metallteile ist nicht ganz einfach, wenn man es so selten macht. Nach einer Stunde konnte es aber losgehen mit dem Mähen. Die Wiese vor dem Haus war als erstes dran. Hier hatte noch kein Schaf kosten dürfen, aber unsere Erfahrung aus dem letzten Winter besagte, dass die lebendigen Rasenmäher die Mischung der Wiese vor dem Haus am liebsten mochten. Mal sehen ob das dieses Jahr wieder so sein wird. Das war mein Part in Sachen Auf-dem-Traktor-sitzen-und-Kreiselmäherbahnen-ziehen. Eine durchaus vergnügliche Aufgabe, die wie noch mehr genossen hätten, wenn wir uns an die anstrengenden Teilschritte danach erinnert hätten;-)

Silke beim Mähen der hinteren Wiesen
Silke beim Mähen der hinteren Wiesen

Silke mähte dann die hinteren Wiesen. Auch hier waren die Schafe noch nicht am Werk. Waren wir letztes Jahr bei unserer Premiere durchaus zurückhaltend, was den Gebrauch des Traktors und des Mähwerks angeht, so sah das dieses Jahr wesentlich souveräner aus. Und – wen wundert’s – unsere Feuchtwiese überlebt durchaus die Behandlung mit unserem kleinen, landwirtschaftlichen Gespann.

Währenddessen oblag es mir für das leibliche Wohl am Mittag zu sorgen. Fleisch, Kartoffeln, Spiegelei und ein paar Erbsen aus dem Garten standen auf dem Speiseplan eingenommen auf der Wiese ganz in der Nähe unseres Hühnernachwuchs.

Dann ging es weiter.

Auf gehts zur 2. Runde
Auf gehts zur 2. Runde

Und die anstehenden Aufgaben waren weit weniger gemütlich als die maschinelle Arbeit des Mähens. Von jetzt an ist Handarbeit gefragt.

Die gemähte Wiese vor dem Haus nach dem ersten Teil der Arbeit
Die gemähte Wiese vor dem Haus nach dem ersten Teil der Arbeit

Das Heu muss mit dem Rechen zu Reihen zusammengeschoben werden. Das hat durchaus etwas kontemplatives, wenn man den richtigen Rhythmus findet, aber führt angesichts der ungewohnten Betätigung unweigerlich zu Blasen.

Unsere Nachbarn nutzen die Kraft der Maschinen 2
Unsere Nachbarn nutzen die Kraft der Maschinen 2

Da ging der Blick durchaus neidisch zur Nachbarwiese jenseits der kleinen Ohe, wo der Pachtbauer mit dem nötigen Equipment ruckzuck die Heuballen zusammen und abtransportiert hatte. Immerhin schien die Sonne nicht mehr ganz so stark und die Luft war angenehm frisch.

Das Heu der Wiese vor dem Haus in Reihen zu rechen hat vielleicht zwei Stunden gedauert und wir waren guten Mutes, dass wir die Ernte rechtzeitig in den Stall bringen würden, nachdem sich die ein oder andere Wolke bereits am Himmel gezeigt hatte. Die Wettervorhersage erzählte etwas von Regen in der Nacht (und sollte recht behalten).

Aber wieder hatten wir unterschätzt, was als Aufgabe noch folgen wird. Denn die letzten Stunden des Tages waren ganz dem Aufladen auf den Heuwagen gewidmet.

Eine durchaus schweißtreibende Arbeit, die vielleicht in der nächsten Saison besser von einer kleinen Maschine verrichtet werden sollte.

Um nicht allzu oft fahren zu müssen, besteht ein Teil der Aufgabe darin, im Heuwagen die Ladung platt zu treten, damit so viel wie möglich transportiert werden kann.

...und was gegen den Heuschnupfen tun
…und was gegen den Heuschnupfen tun

Angesichts meines Heuschnupfens, dem ich vergeblich versucht habe mit einer Atemschutzmaske zu begegnen, hat diese Aufgabe dankenswerterweise Silke übernommen. Doch auch dann reicht die Kapazität gerade für ein Fünftel des Heus, ehe wir zum Schafstall fahren müssen, um dort das Heu in die obere Luke hinein zu hieven, auf dem Bretterverschlag im Zwischenboden zu verteilen und mit dem leeren Anhänger wieder zur Wiese zurückzukehren.

Am Ende haben wir nur ein Drittel der Wiese vor dem Haus geschafft und müssen heute weiterarbeiten. Unser Tagwerk war gegen 20 Uhr vollbracht oder besser zu mehr reichten die Kräfte nicht aus.

Nur ein Teil des Heus konnten wir am Abend noch einholen
Nur ein Teil des Heus konnten wir am Abend noch einholen

In der Nacht hat es tatsächlich geregnet. Das heißt, wieder einmal warten. Denn einigermaßen trocken sollte das Heu schon sein für unsere lebendigen Rasenmäher, die im Winter auf den Ertrag unserer Tagewerke angewiesen sind.

 

 

 

 

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Nachwuchs bei den Hühnis

Nachwuchs bei den Hühnis

Update 26. Juni morgens

Mittlerweile sind es drei Küken, die in einem größeren Pappkarton herumhüpfen.

Im Brutkasten trocknet gerade Nummer 4 und das fünfte Küken ist dabei seine Schale aufzupicken.

Da waren es schon drei
Da waren es schon drei

Australorps sind ja nicht gerade als Bruthennen bekannt. Also haben wir etwas nachgeholfen und eine Brutmaschine gekauft. Das erste Schieren ließ bei fünf der 12 Eiern deutlich erkennen, dass sich nichts entwickeln wird. Also blieben sieben Eier übrig, die dank des an der Brutmaschine befestigten Motors bei konstant 37,7 Grad alle 4 Stunden ihre Lage wechselten, ehe Silke am Dienstag vergangener Woche die Bewegung stoppte. Zwei Tage später erreichte mich die Nachricht zwischen ILV-Sitzung und Honorar-AG: es ist tatsächlich das erste Küken geschlüpft.

Mittlerweile ist ein zweites dazu gekommen. Und in der Schale zweier, weiterer Eier ist ein erstes Loch, so dass die Aussicht besteht, vier Küken im Karton unter der Wärmelampe groß ziehen zu können.

Küken im Karton 2
Das erste Küken unter der wärmenden Infrarot-Lampe

Arnies Testosteron Überschuss scheint also etwas gebracht zu haben, und die Leiden der „unsanft besprungenen“ Hennen der Mühe wert gewesen zu sein – zumindest aus unserer Sicht. Denn wir wollten gerne aus der Mitte unserer kleinen Hühnerschar, also aus den Eiern, die uns unsere Hühner im Moment nicht gerade zuverlässig, aber zumindest ausgesprochen wohlschmeckend zukommen lassen, ein paar Nachkommen gewinnen.

Jetzt heißt es wieder einmal abwarten. In ein paar Monaten wissen wir, ob die natürlich 50:50 Verteilung auch bei uns zutrifft, und wir zwei Legehennen und zwei Hähne eingemeinden dürfen. Wobei zumindest ein Hahn wohl dann als Grillhähnchen enden dürfte.

Küken Kinderzimmer
Küken Kinderzimmer

So ein flauschiges Küken in der Hand zu haben, ist ein merkwürdiges Gefühl. Zart und zerbrechlich auf der einen Seite ist der Wille trotzdem klar vorhanden, möglichst schnell wieder aus dem menschlichen Griff frei zu kommen. Angesichts der Freude, die wir empfinden, wenn die Hühner (unter den wachsamen Augen von Arnie) um unser Haus wandern, und mal hier, mal dort scharren und picken, werden das die Nachgeborenen wohl auch bald dürfen.

Brutmaschine
Brutmaschine

Beide sind erst im Brutapparat getrocknet, bevor wir sie in den Pappkarton umquartiert haben. Beide haben ohne Zögern aus dem Eierbecher getrunken, den wir ihnen hineingestellt haben und wenig später auch von den Kükenkörnern gefressen.

Noch ein bisschen verängstigt
Noch ein bisschen verängstigt

Eine Sorge weniger. Denn auch bei diesem Erlebnis auf unserer kleinen Farm hatten wir unser Wissen lediglich aus Büchern und dementsprechend groß war die Sorge, was denn alles geschehen oder eben nicht geschehen könnte. Übrigens sind unsere Küken nicht Eierschalen-gelb wie in den Zeitungsbildern (wenn es wieder einmal um das frühe Aussortieren der männlichen Exemplare gilt), sondern zweifarbig mit viel dunklem Flaum.

Juni-Sonne auf die Rückseite unseres Hauses
Juni-Sonne auf die Rückseite unseres Hauses

Unsere kleine Farm wächst und noch schaffen wir es dank Johanniskraut und Baldrian, unsere Sorgenattacken, was das Wohl der Tiere angeht oder die Erledigung von Dingen, die wir noch nie gemacht bzw. von denen wir bis dahin überhaupt keine Ahnung hatten, in einem erträglichen Rahmen zu halten. Und zwischendurch können wir das alles auch einfach nur genießen.

Chillen mit Hund
Chillen mit Hund auf der Wiese

Die Bergerau ist unser kleines Stückchen Paradies. Ein Paradies mit Herausforderungen, das uns in Bezug auf den Berufsstand des Landwirts immer wieder Respekt abnötigt. Es gibt so vieles, was man als Bauer zumindest rudimentär wissen sollte; was man sich trauen muss, selbst in die Hand zu nehmen; was es ad hoc, aber auch langfristig zu entscheiden gilt und echte Auswirkungen hat. Gestern und heute Morgen standen wir vor unserem Traktor, wollten den Zapfwellenkompressor in Betrieb nehmen. Am Ende haben wir ihn auch in Betrieb genommen und die Reifen aufgepumpt, aber leicht war das nicht. Und so ganz verstanden, haben wir das Prinzip auch noch nicht, wie wir uns eingestehen mussten, als eine der Aufhängungsketten riss…

Als es dann heute Mittag Reis mit Blättern der Gartenmelde in Himbeeressig sowie Mangold in Sojasauce – beides frisch aus dem Garten – gab, war die Mühe und die Ungeduld, der Frust und das unangenehme Gefühl, so vieles nicht zu wissen und auf Anhieb nicht zu verstehen, vergessen.

Wirtschaftlich sind die vier Kohlrabi kaum zu rechtfertigen und nur die eigenen Salatköpfe dürften ungefähr dank ihres eingesparten Kaufpreises die Anschaffungskosten der Samen ausgeglichen haben. Ansonsten ist vieles von den Dingen hier (noch) ein teures Hobby, das aber enorm viel Spaß macht.

Chillen mit Hund, die Zweite
Chillen mit Hund, die Zweite
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So etwas wie Normalität

So etwas wie Normalität

Normalität – ein gewagtes Wort angesichts unserer Unerfahrenheit in Sachen Landwirtschaft. Aber nachdem sich kein Lamm in den letzten drei Wochen mehr im Zaun verfangen hat, die Hühnerschar (mit Ausnahme von Humpelhuhn) eskortiert von Arnie entspannt ihre Runden ums Haus drehen und der Salat, die Erbsen, Tomaten, Radieschen, Wilde Rauke, Garten Melde und sogar der Kohlrabi wachsen, schleicht sich das Gefühl ein, dass die Dinge hier in der Bergerau ihren Lauf nehmen.

Salat konnte schon geerntet werden, Mizuna wächst wie verrückt und auch die Tomaten kommen
Salat konnte schon geerntet werden, Mizuna wächst wie verrückt und auch die Tomaten kommen

Allerdings lässt derzeit die Eierproduktion etwas zu wünschen übrig, aber dazu später mehr. Was mich immer wieder überrascht, ist die zeitliche Dimension, mit der wir uns hier auseinandersetzen müssen. Unsere schnelllebige Gesellschaft mit all ihren Möglichkeiten hat mich so konditioniert, dass nur wenig Bestand hat, auf diese Weise aber auch rasch etwas ausprobiert und wieder verworfen werden kann. Wenn es um Pflanzen und Tiere geht, bestimmt noch immer die Natur den Rhythmus, und der ist langsamer, oft sogar auf ein Jahr ausgelegt.

Nicht so üppig, wie wir uns das vorgestellt haben
Nicht so üppig, wie wir uns das vorgestellt haben

Unser Bergahorn – gepflanzt um den Anblick der überdimensionierten Brücke etwas zu verdecken – wächst in diesem Jahr kaum. Es macht aber keinen Sinn, schon jetzt Äste abzuschneiden oder den Baum gar aufzugeben. Wir müssen warten und uns im nächsten Jahr überraschen lassen, welche der auch in diesem Jahr zuerst reichlichen Knospen sich am Ende wirklich zu den großen ahornförmigen Blättern entwickeln.

Nur einer von drei Bäumen ist sichtlich gewachsen
Nur einer von drei Bäumen ist sichtlich gewachsen

Das gilt auch für unseren Apfelbaum, den die Wühlmaus im vorletzten Winter angeknabbert hatte und dadurch im letzten Jahr bald seine Blätter verlor. Wir haben ihn in der Erde gelassen und in diesem Jahr sieht es so aus, als ob er eine Chance hätte, sich in den nächsten Jahren doch noch weiterzuentwickeln. Die Pflaume jedoch wollte nicht Wurzeln schlagen und so haben wir sie gegen einen Kirschbaum eingetauscht, der allerdings auch schon wieder all seine Blätter verloren hat. Abwarten, heißt jetzt die Devise.

Ob es sich ausgezahlt hat, den Holler-Busch von seinen trockenen Ästen zu befreien, werden wir auch erst in ein paar Jahren sehen. Angesichts seiner vermoosten Äste hat er wohl für einen Hollunder schon ein biblisches Alter erreicht und es wäre schön, wenn er noch ein paar Jahre durchhalten würde, denn auf den Anblick wollen wir nur ungern verzichten und die Hühner halten sich in dem aus unserer Sicht etwas kargen Schatten ausgesprochen gerne auf.

Brutmaschine
Brutmaschine

Wie das immer so ist mit der Normalität. Sie verführt einen, sich weitere Gedanken zu machen, Pläne zu schmieden. Und so haben wir uns schon wieder auf ein Projekt eingelassen. Nachdem die Anschaffung der Hühner zuerst vor allem mein Wunsch war, hat sich Silke mit ihnen so sehr angefreundet, dass sie gerne mehr ums Haus wandern sehen möchte. Zitat Silke, frei nach Loriot: „Ein Leben ohne Hühner ist möglich, aber sinnlos.“ Brüten scheint nicht die Spezialität der Australorps zu sein. Also haben wir uns eine Brutmaschine zugelegt. Seit gut einer Woche steht sie gefüllt mit zwölf Eiern im Arbeitszimmer, hält schnarrend die Temperatur bei exakt 37,7 Grad und wendet die Eier automatisch alle paar Stunden von rechts nach links. Wir müssen zweimal am Tag Wasser nachfüllen, um auch die entsprechende Feuchtigkeit zu gewährleisten und wieder mal Geduld aufbringen, bis rund um den 24. Juni vielleicht das ein oder andere Kücken schlüpft. Heute Abend werden wir mit der geliehenen Lampe von Martina wahrscheinlich doch die Eier schieren, um zu sehen, was sich so tut. Geduld ist ja bekanntlich unsere Stärke nicht.

Sollte es etwas werden und Kücken schlüpfen, so ist der ehemalige Brösel-Stall vorbereitet. Firma Wegerbauer hat aus dem baufälligen Raum einen wunderbaren Stall geschaffen, der jetzt darauf wartet, mit Leben gefüllt zu werden. Die elektrischen Leitungen habe ich selbst verlegt (nachdem ich zuerst das entsprechende Buch studiert hatte) und dabei – wie so oft – nicht die Geduld aufgebracht, um die Kabel rechtwinklig und ordentlich zu verlegen. Aber sie halten und an jeder Wand ist eine Kombination aus Steckdose und Schalter, der jeweils eine Lampe zum Leuchten bringt. Was will ich mehr…

Hier kann dann die Wärmelampe angesteckt und das vorübergehende Zuhause der Kücken entsprechend aufgeheizt werden. Irgendwann muss in den Stall aber auch noch ein größeres Tier. Aber das ist definitiv kein Projekt mehr für dieses Jahr.

Bank auf der anderen Seite des Grundstücks
Bank auf der anderen Seite des Grundstücks

Es bleibt ohnehin, viel zu tun, was vor allem für uns Landwirt-Neulinge gilt. Die Schafe haben seit heute morgen ihre Weide wieder direkt vor unserem Haus, und es ist echt nett, die lebenden Rasenmäher bei ihrer Arbeit zu beobachten.

Wenn die Sonne herauskommt bzw. wenn die Bäuche so dick sind, dass nur eine Runde Wiederkäuen Abhilfe schaffen kann, ziehen sie sich zurück in ihren Unterstand und machen Pause. Danach geht es wieder im gemeinsamen Galopp zurück zum frischen Grün. Wenn die Halme und Blumen abgemäääht sind, gibt es noch ein Stück am Waldrand, ehe wir die Schafe wieder auf die Wiese direkt an der Kleinen Ohe bringen wollen und der Kreislauf somit von Vorne beginnt. Die Zusammensetzung der Weiden ist sehr unterschiedlich, und so hoffen wir dass die Schafe eine möglichst ausgewogene Kost erhalten. Das Waldschaf ist ja an sich ein sehr genügsames Tier.

Das Jakobs-Greiskraut wird übrigens fleißig ausgerissen, wenn wir es auf den Weideflächen entdecken. Welche Gefahr diese Pflanze für Tiere bedeutet, haben wir uns anlesen müssen; wie so vieles, seitdem wir das angenehme Stadtleben gegen die Herausforderungen auf dem Land eingetauscht haben.  Aber noch macht es uns Spaß – vor allem die Bastelei am und im Haus.

Silkes Schreinerei-Werk

Silke hat sich in den letzten Tagen am Schreinern versucht.

Hanabi schaut uns angesichts ihres Alters gelassen zu. Sie braucht sich nicht mehr über die Schafe, Hühner oder den Fuchs aufzuregen, der regelmäßig vorbeischaut, ob nicht doch ein Huhn abzugreifen ist. Sie genießt ihren Altersruhesitz, und wir können es uns nicht verkneifen, hin und wieder ein wenig über Stränge zu schlagen.

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Frühling, die Zweite

Frühling, die Zweite

Frisches Grün der Buchen
Frisches Grün der Buchen

Die Buchenblätter haben ihre schützende Hülle abgeworfen und strecken ihre hellgrünen Triebe der Sonne entgegen. Die braunen Kapseln bedecken mittlerweile die Wege. Sie sind in ihrer Funktion und in ihrem Aussehen eine letzte Erinnerung an den Winter. Das ist vielleicht ein wenig übertrieben. Denn die Birken und die Saalweiden neben der Brücke haben mit ihren kahlen Ästen noch gar nichts Frühlingshaftes. Auch der Bergahorn hält sich zurück – angesichts des kalten Windes, der seine mit grünen Punkten versehene Spitze nach links und rechts biegt.

Blick zur Brücke - noch ist nicht alles grün
Blick zur Brücke – noch ist nicht alles grün

Was das Gras rund ums Haus angeht, so gibt es allerdings keinen Zweifel. Es ist hoch genug, dass man den Rasenmäher herausholen kann oder aber die lebendigen Rasenmäher an ihren Einsatzort bringt.

Nach der langen Winter-Heu-Phase ist das frische Grün eine willkommene Abwechslung und so gibt es kein Halten mehr, ehe das Gerupfe und Geschmatze auch auf dem Video zu hören sein müsste. Was die Schafe angeht, so ist es unsere erste Frühlings-Saison und es gibt bestimmt reichlich Menschen, die den Zeitpunkt für zu früh erachten, da wir unsere fünf Lämmer und fünf Schafe auf die Wiese lassen. Und wahrscheinlich gibt es auch zahlreiche Vertreter der Fraktion, die ihre Schafe schon längst auf der Weide haben. So ist das nun einmal mit den beiden Seiten. Wir fühlen uns mit unseren lebenden Rasenmäher auf jeden Fall wohl – vor allem Silke;-)

Entgegen unseren Erwartungen war das Heu, das wir im letzten Jahr größtenteils per Hand geerntet haben, mehr als ausreichend. Eine Notration liegt noch in der Scheune. Eine kleine, gebrauchte Heuballenpresse habe wir leider bisher nicht gefunden. Dank der Schafe dürfte das Heuen dieses Jahr aber weniger intensiv ausfallen. Denn die lebenden Rasenmäher leisten ganze Arbeit wie man diesen Vorher-/Nachher-Bildern gut erkennen kann.

Über das Thema Geduld haben wir ja schon häufig geschrieben. Diese Tugend bleibt für uns eine große Herausforderung.

Erstes Grün im Gewächshaus
Erstes Grün im Gewächshaus

Wir haben es nicht länger ausgehalten und schon vor drei Wochen die Saattöpfchen gefüllt, um dann verzweifelt auf das erste Grün zu warten. Mittlerweile haben die Zwiebeln ausgetrieben, gibt es zwei kleine Salatpflänzchen rechts oben und vier Gemüsepflanzen sowie reichlich grüne Keimlinge. Es ist unsere zweite Pflanz-Saison. Die Fragen bleiben zahlreich, aber die Erfahrung des letzten Jahres hat uns gelehrt, dass es auch beim Obst- und Gemüseanbau mindestens zwei Seiten gibt. Wann ist der richtige Zeitpunkt? Welche Erde? Welcher Dünger? Je mehr man nachfragt, um so verwirrender kann es werden.

Der umgesetzte Misthaufen
Der umgesetzte Misthaufen

Also bleibt die grundsätzliche Ausrichtung: keine Chemie und so viel natürlicher Kreislauf wie möglich, ohne dass wir uns zum Beispiel dem Gedanken der Perma-Kultur verschreiben wollen. Den Hühnermisthafen haben wir gestern gewendet und ein wenig versetzt. Ob daraus jetzt bzw. in einem Jahr gute Erde werden wird – wir sind gespannt.

Kartoffelacker, die Zweite
Kartoffelacker, die Zweite

Die Erdbeeren sind draußen gepflanzt und auch die Kartoffeln stecken schon tief (zu tief?) in der Erde. Mal sehen, ob die Ernte dieses Jahr größer ausfällt als bei unserem ersten Versuch. Es bleibt bisher dabei: bereut haben wir den Schritt in keiner Weise, auch wenn die Zeit in den beiden Welten, dem Münchner Berufsleben und dem Dasein auf dem Land mit Tieren, manchmal ein räumliches und intellektuelles Spagat erfordert.

Übrigens war letztes Wochenende der Schafsscherer da und hat die fünf Schafe von ihrer Wolle befreit. Auch diese Aktion fand zum zweiten Mal statt – zumindest für uns denn der Vater mit dem Sohn hatten an diesem verregneten Sonntag mit uns acht Kunden. Entweder gibt es mehr Schafszüchter oder weniger Schafsscherer oder beides;-) Den Hühnern und Arnie war es deutlich zu nass. Warum also nicht auf der überdachten Bank eine Pause einlegen.

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Frühling 2016

Frühling 2016

3. April 2016 – es ist unser zweiter Frühling in der Berger-Au. Der Schnee hat sich endgültig zurückgezogen. An einigen Stellen ist schon etwas grün auf den gelb-braunen Wiesenflächen zu entdecken.

Blick vom Haus entlang der Straße
Blick vom Haus entlang der Straße

Geben wir den Halmen noch etwas Zeit, ehe die kleinen Mäuler der Schafe die grünen Stengel abzwicken werden, um nach diversen Prozessen in ihren Mägen daraus Energie zu ziehen. Unsere fünf Lämmer, die schon gar nicht mehr so klein sind (Ostern ist ja auch schon vorbei) ahmen die älteren Tiere fleißig nach und mampfen morgens, mittags und abends fleißig mit Heu aus den Raufen im Stall. Ich hätte nicht gedacht, dass Schafe mit solcher Begeisterung altes Heu fressen und dass man trotz dieses kargen Mahls überleben kann; und dass diese Nahrung sogar ausreicht fünf Lämmer im Schafsbauch heranwachsen zu lassen. Das jedenfalls war kein Problem. Wir haben unsere fünf Schafe gut über den Winter gebracht. Und die Lämmer gedeihen ebenfalls.

In de Scheune lagert noch ausreichend Heu, so dass am Ende der ersten Saison festzuhalten ist, dass fünf Schafe für die Größe unserer Feuchtwiesen kein Problem darstellt. Wieder etwas gelernt – wie wir fast jeden Tag etwas dazu lernen dürfen. Das liegt durchaus auch daran, dass wir von all den Dingen, die wir jetzt hier versuchen, zu Beginn keine Ahnung hatten. Dazu gehört es auch, in Bezug auf viele kleinere oder größere Aufregungen abzuwarten und sich in Geduld zu üben.

Es ist fast ein Jahr, dass unsere kleine Hühner-Schar bei uns lebt. Angesichts unseres draufgängerischen Hahns (Arnie) hat sich das ein oder andere Huhn schon seinen Fuß verknacks, wenn der schwere Hahn sich auf es setzte, um es zu begatten. War die Sorge zu Beginn groß, so merkten wir bald, dass sich die Verstauchung von selbst wieder einrenkt.

Die eine Hälfte auf dem Weg in den Wald
Die eine Hälfte auf dem Weg in den Wald

Die Hühner haben sich wieder erholt. Das gilt auch für die Mauser, die uns zuerst in große Verunsicherung stürzte. Allein ein Huhn humpelt mittlerweile anhaltend. Da scheint auch unsere (immer noch nicht sehr ausgeprägte) Geduld nichts zu helfen. Aber solange es ab und zu an den Ausflügen unserer Hühner-Schar teilnimmt und begeistert frisst, soll uns das nicht weiter stören. Die Umzäunung ist weg, und so wandert der Hahn mit seinen Hennen über das ganze Grundstück und sucht auch mal im angrenzenden Wald nach Nahrung oder Schatten.

Arnie hält Wache
Arnie hält Wache

Bisher hat sich der Fuchs zurückgehalten – vielleicht schreckt auch ihn die stattliche Erscheinung von Arnie oder der Hunger war noch nicht groß genug…

Es ist zwar schon der zweite Frühling und so kommt uns der Frosch-Zaun mit der wechselnden Mannschaft, die die Eimer entlang des grünen Stoffs kontrolliert und gegebenenfalls die Frösche sicher über die Straße bringt, vertraut vor, aber für Vergleich zwischen den Jahren ist es noch zu früh.

Es braucht Zeit, und wieder ist Geduld gefragt. Letztes Jahr hat das Anpflanzen des Salats überraschend gut funktioniert. Dieses Mal will sich aus den Samen keine Pflanze entwickeln – zuminderst bis jetzt noch nicht (und wir haben es ja nicht so mit der Geduld).

Blick ins Gewächshaus April 2016
Blick ins Gewächshaus April 2016

Alles wiederholt sich einmal im Jahr. Das heißt aber auch, dass ich es nicht einfach so schnell wieder versuchen kann. Ich muss warten. Wenn ich das hochrechne, dann habe ich mit meinen 44 Jahren vielleicht 25 Mal die Gelegenheit das zu beobachten, ehe ich das bis dahin wahrscheinliche Rentenalter erreiche. Das klingt nach viel und ist es doch nicht. Unser Ahornbaum wird die Brücke, die das Landratsamt den Empfehlungen aus Brüssel entsprechend mit reichlich Leitplanken versehen hat, noch nicht in dem Maße verdecken, wie wir uns das ausgemalt haben.

Noch hat unser Ahorn kein Blatt
Noch hat unser Ahorn kein Blatt

Vielleicht hat sich der Umfang verdoppelt, aber seine Lebensspanne ist auf einen viel größeren Zeitraum ausgelegt. Etliche Dinge, die wir begonnen haben, werden ohne uns ihre Entwicklung fortsetzen. Wir sind nun einmal nicht das Maß aller Dinge – und das ist okay.

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Lebensdauer

Lebensdauer

Es ist nachts noch immer sehr kalt bei uns in der Berger-Au. Während in St. Oswald und Altschönau der Schnee weitgehend den Rückzug angetreten hat, sind bei uns große Teile der Wiese noch weiß. Die Kleine Ohe transportiert nicht nur Schmelzwasser von den Berghängen unterhalb des Lusen sondern bringt auch ordentlich Kälte mit.

wer genau hinsieht, kann außerdem ein paar grüne Spitzen erkennen
Gelbe Winterlinge – wer genau hinsieht, kann außerdem ein paar grüne Spitzen erkennen

Erst jetzt sind im Frühlingsgarten und im künftigen Gemüsebeet vor dem Haus kleine grüne Spitzen zu erkennen. Die Winterlinge trotzen auch sieben Grad minus, die eine wolkenlose Nacht mit sich bringt und alles wieder mit Rauhreif überzieht, so dass während unserer Morgenspaziergänge mit Hanabi der Schnee unter unseren Schuhen knirscht.

...und strahlend blauer Morgenhimmel
…und strahlend blauer Morgenhimmel

Am 5. April wird unsere canine Begleiterin, die mir in ihrer Jugend durch die Alpen von Gipfel zu Gipfel gefolgt ist (notfalls im Rucksack;-), die mit uns nach Japan geflogen ist und dort all unsere Reisen mit dem kleinen Auto geduldig durch das Land der aufgehenden Sonne mitgemacht hat, ehe sie anstandslos den langen Flug überstanden und ein langweiliges Leben in Unterschleißheim angetreten hat, um ihrem Namen entsprechend in den Bayerischen Wald in ein Haus mit viel Wiese drum herum überzusiedeln – am 5. April wird Hanabi „von der Buddelwiese“, so ihr tatsächlicher Züchtername, 14 Jahre alt und macht ihrem Namen noch alle Ehre. In den letzten Monaten wurde es mit der Orientierung schwieriger, ein Ohr scheint taub geworden zu sein und das eine Auge immer trüber zu werden.  Wenn man das von einem Hund sagen kann, dann würde ich behaupten, sie hat ein erfülltes und schon jetzt langes Leben gehabt und kann ihre hoffentlich vielen weiteren Jahre auf unserer kleinen Farm genießen.

 

Ein kurzes Leben

Zum Leben gehört aber das Sterben, das zu sehr unterschiedlichen Zeiten Mensch wie Tier ereilen kann. Zurück vom Joggen schien es mir, als ob eines unserer Schafe tatsächlich lammt. Ausgerechnet das im Vergleich zu den anderen schlanke, unerfahrene Schaf versuchte ein Lamm auf die Welt zu bringen und schaffte es erst zu spät, das kleine Bocklamm aus dem Geburtskanal in die Freiheit zu entlassen. Das fertige Schaf in Kleinformat mit gelocktem Fell, Klauen, Ohren, Schwanz, alles dran, war schon erstickt.  Dem ersten der hoffentlich noch zahlreichen Lämmer war nur ein Leben von wenigen Sekunden vergönnt.

Immerhin, zu unserer Erleichterung, hat das verhinderte Mutterschaf alles gut überstanden. Schon Minuten nach den Anstrengungen ging es wieder zusammen mit den anderen den gewohnten Dingen nach, als wäre nichts gewesen.

Nummer 1 hatte nur wenige Sekunden zu leben

Wir haben uns entschieden, sowenig wie möglich in das Leben der Schafe einzugreifen und es damit der Natur zu überlassen, ob ein Lamm es schafft und dann vom Mutterschaf angenommen wird oder nicht. Aber all das fällt nicht leicht. Nummer 1 liegt jetzt im Wald und dient in der für die Raubtiere der Wildnis schwierigen Zeit des ausgehenden Winters als Überlebenshilfe.

Ruhe in Frieden kleiner Elb-Nachkomme
Ruhe in Frieden kleiner Elb-Nachkomme

 

Nachtrag 29. Februar:

Nummer 1 hatte es nicht geschafft. Aber wenige Tage später wurde ein weiteres Lamm geboren. Wieder ein kleiner Bock und quietschlebendig. Die Schafsmutter kümmert sich hervorragend.

Lamm Nummer 2 seitlich Lamm Nummer 2

Es tut gut zu erleben, dass dieses Mal alles geklappt hat.

 

Nachtrag 3. März:

Es wurde noch zwei Mal Zwillingslämmer geboren und so turnen mittlerweile fünf Lämmer durch unseren Schafstall  :-))  Der reinste Kindergarten. Bildmaterial wird demnächst nachgeliefert.

 

 

 

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Und dann kam der Schnee doch noch

Und dann kam der Schnee doch noch

Es dürften gut 20 Zentimeter sein, die sich seit gestern angesammelt haben.

Nach dem Morgenspaziergang - Winterlandschaft

Da die Temperaturen auch in der Nacht um den Gefrierpunkt blieben, hat sich der nasse Schnee schwer auf die Äste gelegt und die kleinen Buchen entlang des Weges nach unten gedrückt.So verändert der Winter auch die Struktur der Landschaft, wenn er denn einmal kommt;-)

Dienstagmorgen um halb sechs bin ich gelandet und habe tropische 30 Grad in Singapur, Südostasien gegen Schneeregen eingetauscht, Sonne mit gelegentlichen Schauern gegen dichte Wolken und grau. Heute scheint kurzzeitig die Sonne, und das Licht lässt das Weiß erstrahlen. Der Winter hat durchaus seinen Reiz.

Noch ist es dunkel während unserer Morgenspaziergänge mit Hanabi, aber heute reflektierte der Schnee das erste Dämmerlicht, so dass einen nicht die dunkle Nacht umfasst, sobald man die Taschenlampe ausknipst. Wieder am Haus angekommen wirkt alles gedämpft, schemenhaft angesichts des Schnees, vor allem aber angesichts des Lichtes.

Nach dem Morgenspaziergang - Silke schaufelt den Weg zum Hühnerstall

Um in den Hühnerstall hineinzukommen, ist erst einmal Schneeschaufeln angesagt. Die Schafe sind ob mit oder ohne Schnee vor allem daran interessiert, ihre Portion Heu ab zu bekommen. Jetzt da der Schnee so strahlend weiß ist, wird besonders deutlich, dass ihre Wolle sich eher den Erdtönen oder dem Grau der Wolken angenähert hat.

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Nach dem Frühstück wartet die richtige Arbeit. Der Weg bis zur Straße muss frei geräumt werden, die Solarzellen auf dem Garagendach zumindest vom Schnee befreit werden. Die letzte dünne Schicht festgefrorenen Schnees taut hoffentlich die Sonne weg und lädt dann hoffentlich auch die Batterie ein wenig auf.

Aber wir werden sicher nicht darum herumkommen, den Dieselgenerator anzuwerfen, um Wäsche zu waschen und auch am nächsten Morgen noch ausreichend Strom zu haben, um den Pelletofen anwerfen zu können. Denn bis der Holzherd in der Küche den Raum erwärmt, dauert es einfach eine Weile.

Dazwischen wandert mein Blick immer wieder auf das Smartphone, auf dem die letzten Meldungen bezüglich der Anschlagsserie in Jakarta, in Indonesien eintreffen. Wie kann Fanatismus nur so blind machen. Indonesien ist das Land mit der größten, muslimischen Bevölkerung und ein säkularer Staat. Letzteres missfällt dem IS zutiefst. Ein fernes Kalifat hat der IS bereits ausgerufen und dabei auf Indonesien gezielt. Die säkulare Gesellschaft dort mit ihrem charismatischen Präsidenten Joko Widodo wird sich hoffentlich nicht einschüchtern lassen.

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Routine und Herausforderung

Routine und Herausforderung

Da lag noch Schnee und die Schafe hatten eine klare Erwartungshaltung
Da lag noch Schnee und die Schafe hatten eine klare Erwartungshaltung

Der Schnee ist wieder weg. Nur auf den Kammlagen zwischen Rachel und Lusen hat sich in den nördlichen Senken noch etwas Puderzucker gehalten. Dafür reicht die Kälte aus, und so sind die Wanderwege zwischendurch ziemlich glatt, wie ich heute bei meinem Jogging-Ausflug zum Parkplatz Waldhausreibe unterhalb des Lusen-Gipfels feststellen durfte. Der Blick von dort über die Hügelketten Richtung Passau – kleine Gipfel, die anfangs noch aus dem Nebelmeer ragten, je weiter sich mein Blick in die Ferne richtete, aber von den Wattewogen überspült wurden, ehe schwarz die Spitzen der Alpen rund um Salzburg für eine klare Abgrenzung sorgten – dieser Ausblick war verführerisch genug, um nur an den nötigsten Stellen auf die Eisschichten auf der Straße zu achten. Ich bin zum Glück nicht auf dem Hosenboden gelandet, sondern wohlbehalten und in angenehmen Maße erschöpft nach meiner ausgedehnten Jogging-Runde zu unserem Häuschen zurückgekehrt.

Ein Anblick, der gerade nach dem Joggen ein wohlig-warmes Gefühl auslöst
Ein Anblick, der gerade nach dem Joggen ein wohlig-warmes Gefühl auslöst

Was wäre eigentlich, wenn die Vertretung selbst eine Vertretung braucht? kam mir trotzdem in den Sinn angesichts meiner Abreise am 15. Dezember. Es war noch einmal ein bewusster Winterausflug, ehe ich die kalte Jahreszeit gegen die schwüle Hitze von Singapur tausche dem kleinen Stadtstaat unweit des Äquators. Das Angebot kam vom NDR (meinem Arbeitgeber aus Tokioter Zeit) und der BR (mein eigentlicher Arbeitgeber) war (wieder) bereit, mich für die knapp vier Wochen freizustellen. Auch Silke war bereit mich, (temporär) ziehen zu lassen.

Skyline

Ein schlechtes Gewissen habe ich trotzdem, je näher der Abreisetag kommt. Weniger wegen Weihnachten und Neujahr. Diese Feierlichkeiten bedeuten uns nicht so viel. Aber wegen der Jahreszeit. Bisher sind die Schneemassen noch ausgeblieben und die Temperatur gestern fiel „nur“ auf minus 7,6 Grad. Aber vier Wochen sind eine lange Zeit und die Wintertage extrem kurz. Die Vorbereitungen sind zwar getroffen (Traktor mit Schneeschaufel, ausreichend Holz, Gas, Pellets und Heu), aber der Winter kann für Überraschungen sorgen und Strom wird wohl vor allem der Dieselgenerator liefern müssen. Auf der anderen Seite freue ich mich sehr, wieder journalistisch arbeiten zu können; zwar werde ich nicht über Ost- aber über Südostasien berichten.

Für uns bedeutet das an diesem Wochenende noch einmal ganz bewusst, die sich langsam einstellende Routine zu genießen.

Hühner im Außengehege

Morgens die Holzläden vor den Fenstern im Hühnerstall zu öffnen und den Riegel vor dem einen Fenster beiseite zu schieben. Futter und frisches Wasser steht zuerst im Stall, später in ihrem kleinen Winterauslauf, den sie sich mittlerweile auch durch das Fenster und über den Baumstumpf zu betreten trauen.

Waldschaf-Fütterung
Waldschaf-Fütterung

Dann bekommen die Schafe eine Ladung Heu, auch wenn wir ihnen auf der hinteren Wiese ein Stück zum Grasen abgezäunt haben. Sie fressen durchaus noch, sofern der Raureif nicht zu dick auf den Halmen liegt, aber es reicht wohl nicht mehr, wie das Geschupse rund um den Heuhaufen signalisiert.

Kommunikationsversuche zwischen Mensch und Tier
Kommunikationsversuche zwischen Mensch und Tier

Wenn wir schon in diese Richtung unterwegs sind, erledigen wir gleich auch den Morgenspaziergang mit Hanabi durch den Nationalpark, ehe es Frühstück im vom Pelletofen erwärmten oberen Zimmer gibt. Da es sich in den beiden Räumen unten über Nacht um fünf bis sechs Grad abgekühlt hat und 14 Grad nicht wirklich zum Verweilen einladen, muss der Küchenherd befeuert und regelmäßig Holzscheite nachgelegt werden. Auf diese Weise lässt sich mittags prima kochen, ehe die zweite Ladung Heu für die Schafe fällig ist, die Hühner ihre Zwischenmahlzeit (Kartoffeln und Salat) bekommen und auch Hanabi wieder einen kurzen Ausflug machen will.

Da es immer früher dunkel wird, sind auch die Hühner immer früher auf ihrer Stange im Stall. Und die sich anschleichende Kälte erfordert, dass Fenster und Fensterläden wieder geschlossen werden. Ein letzte Ladung Heu ist für die Schafe und der Spaziergang unter dem Sternenhimmel eine gute Gelegenheit zum Machen für Hanabi. Zwischen dieser Dreiteilung des Tages ist immer irgendetwas am Haus zu machen (eine Leitung und Steckdose verlegen in der Holzgarage zum Beispiel – hat übrigens noch nicht geklappt;-), aber auch das gehört zu unserer mittlerweile lieb-gewonnenen Routine.

Zufall ist der beste Dompteur
Zufall ist der beste Dompteur
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Kreislauf des Lebens

Kreislauf des Lebens

Ich war mir nicht sicher, ob ich dazu einen Blog-Eintrag schreiben soll – aber wir haben uns nun einmal entschieden, soweit wie möglich einen für uns nachhaltigen, natürlichen Kreislauf durchleben zu wollen, auch wenn die Konsequenzen nicht immer einfach sind.

Auf der Suche nach einem Schlachter unseres Vertrauens

Daraus resultiere nämlich auch, dass letzten Sonntag tatsächlich am Nachmittag der hiesige Schlachter zu uns auf den Hof kam. Silke hatte sich bei ihren Bekannten hier informiert, wer am besten mit den Tieren umgeht, die geschlachtet werden müssen. Dann sind wir zu der empfohlenden Landmetzgerei gefahren und  hatten nach einem kurzem Gespräch einen guten Eindruck.  Also haben wir einen Termin vereinbart. Als er dann am letzten Sonntag eintraf, waren in seinem geräumigen und mit Stroh ausgelegten Anhänger bereits zwei Schafe, die Elb – unser Schafsbock – noch aus der Zeit auf dem Nachbarhof kannte. Blieb also nur mehr die Aufgabe, Elb ebenfalls in den Anhänger zu bekommen.

Einfangen und Abschiednehmen

Von den übrigen fünf Schafen ließ sich unser Schafsbock mit Hilfe von getrocknetem Brot leicht weglocken. Aber auf der Rampe überlegte er es sich doch noch einmal und machte kehrt. Auch die nächsten zwei Versuche führten nicht zu dem gewünschten Ergebnis und er schien den Braten zu riechen. Um seinem Missfallen Ausdruck zu verleihen, stampfte unser 10monatiger Bock wie ein Großer ordentlich mit den beiden Vorderhufen auf und vollführte einen klassischen Bocksprung. Uns blieb also nichts anders übrig, als zuzugreifen, ehe er über den nicht allzu hohen Zaun entwischen hätte können. Silke war als erste dran: erwischte ihn im Fell, hielt fest, als er sich zwei Schritte davon machte und lag im Matsch, weil sie vergessen hatte, ihrerseits die eigenen Beine nachzuziehen. Um die blauen Flecken auf ein Minimum zu reduzieren, ließ sie wieder los und fiel mehr oder weniger elegant der Länge nach hin.

Blaue Flecken als Erinnerung

Als Elb bei mir vorbei kam, griff auch ich zu, um wenig später ebenfalls im Schnee zu liegen. Allerdings hatte ich Elb nicht losgelassen und so lagen wir vertraut zusammen. Jetzt erst griff der Metzger das Tier, nachdem er gelassen und vermutlich durchaus belustigt unsere Versuche beobachtet hatte, und trug Elb sanft (16 Kilogramm Lebendgewicht) in den Anhänger. Nun waren die Schafe zu dritt und schienen nach kurzer Begrüßung recht zufrieden. Jedenfalls wirkten sie sehr ruhig und es gab kein Gemecker bzw. Gebähe.  Noch ein wenig Papierkram und schon verließen Metzger, Anhänger und Elb unseren Hof.

Kochgelegenheit und Wärmequelle
Kochgelegenheit und Wärmequelle

Überraschenderweise mähten auch unsere übrig gebliebenen fünf Schafe nicht. Daran änderte sich auch in den nächsten Tagen nichts. Keines schien dem zwischenzeitlich durchaus aufdringlichen Bock eine Träne nachzuweinen. Das Fell hat Silke am Montag zu einer Gerberei nach Ruhmannsfelden gebracht. Das Fleisch konnte sie am Donnerstag abholen und in unsere Tiefkühltruhe verfrachten. 12 Kilogramm können wir (inklusive Hanabi) verwerten. Und die ersten beiden Lammkoteletts gab es heute.

Vielen Dank Elb

 

Das Gefühl war zugegebenermaßen ein wenig merkwürdig, aber eigentlich schmeckte das Fleisch von unserem Schafsbock ausgezeichnet. Sechs Monate stand er auf dem Fleckenhof, vier Monate bei uns auf der Weide und konnte sich an den verschiedenen Gräsern satt fressen, zwischenzeitlich wurde er mit trockenen Brotstücken verwöhnt und hatte wechselnde, weibliche Gesellschaft. Wir hoffen, dass er die Zeit genossen hat und sind dankbar, dass er uns dafür etwas zurückgibt. So schwer es uns fällt, das ist der Kreislauf des Lebens, dem wir hier in unserem Waidlerhaus folgen wollen.

Lammkotelett mit Kartoffeln und Rosenkohl in Zwiebel-Speck-Sauce
Lammkotelett mit Kartoffeln und Rosenkohl in Zwiebel-Speck-Sauce

 

 

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