Ein Tagwerk
Nimmt man die Beschreibung des altertümlichen Begriffs Tagwerk, dann umfasst unser Grundstück wohl drei Tagwerke – wenn das Wetter mitspielt. Angesichts der Wettervorhersage: viel Sonne am Freitag und kaum Regen über das Wochenende haben wir beschlossen, die Wiesen zu mähen, die noch nicht von unseren Schafen „bearbeitet“ wurden. So sah es noch aus beim Morgenspaziergang gegen 6 Uhr aus.
Dann haben wir den Kreiselmäher an unseren Traktor angebracht, was uns durchaus Zeit gekostet hat.
Denn das richtige Heranfahren an die Aufhängung und dann die Anbringung der entsprechenden Kabel und Metallteile ist nicht ganz einfach, wenn man es so selten macht. Nach einer Stunde konnte es aber losgehen mit dem Mähen. Die Wiese vor dem Haus war als erstes dran. Hier hatte noch kein Schaf kosten dürfen, aber unsere Erfahrung aus dem letzten Winter besagte, dass die lebendigen Rasenmäher die Mischung der Wiese vor dem Haus am liebsten mochten. Mal sehen ob das dieses Jahr wieder so sein wird. Das war mein Part in Sachen Auf-dem-Traktor-sitzen-und-Kreiselmäherbahnen-ziehen. Eine durchaus vergnügliche Aufgabe, die wie noch mehr genossen hätten, wenn wir uns an die anstrengenden Teilschritte danach erinnert hätten;-)
Silke mähte dann die hinteren Wiesen. Auch hier waren die Schafe noch nicht am Werk. Waren wir letztes Jahr bei unserer Premiere durchaus zurückhaltend, was den Gebrauch des Traktors und des Mähwerks angeht, so sah das dieses Jahr wesentlich souveräner aus. Und – wen wundert’s – unsere Feuchtwiese überlebt durchaus die Behandlung mit unserem kleinen, landwirtschaftlichen Gespann.
Währenddessen oblag es mir für das leibliche Wohl am Mittag zu sorgen. Fleisch, Kartoffeln, Spiegelei und ein paar Erbsen aus dem Garten standen auf dem Speiseplan eingenommen auf der Wiese ganz in der Nähe unseres Hühnernachwuchs.
Dann ging es weiter.
Und die anstehenden Aufgaben waren weit weniger gemütlich als die maschinelle Arbeit des Mähens. Von jetzt an ist Handarbeit gefragt.
Das Heu muss mit dem Rechen zu Reihen zusammengeschoben werden. Das hat durchaus etwas kontemplatives, wenn man den richtigen Rhythmus findet, aber führt angesichts der ungewohnten Betätigung unweigerlich zu Blasen.
Da ging der Blick durchaus neidisch zur Nachbarwiese jenseits der kleinen Ohe, wo der Pachtbauer mit dem nötigen Equipment ruckzuck die Heuballen zusammen und abtransportiert hatte. Immerhin schien die Sonne nicht mehr ganz so stark und die Luft war angenehm frisch.
Das Heu der Wiese vor dem Haus in Reihen zu rechen hat vielleicht zwei Stunden gedauert und wir waren guten Mutes, dass wir die Ernte rechtzeitig in den Stall bringen würden, nachdem sich die ein oder andere Wolke bereits am Himmel gezeigt hatte. Die Wettervorhersage erzählte etwas von Regen in der Nacht (und sollte recht behalten).
Aber wieder hatten wir unterschätzt, was als Aufgabe noch folgen wird. Denn die letzten Stunden des Tages waren ganz dem Aufladen auf den Heuwagen gewidmet.
Eine durchaus schweißtreibende Arbeit, die vielleicht in der nächsten Saison besser von einer kleinen Maschine verrichtet werden sollte.
Um nicht allzu oft fahren zu müssen, besteht ein Teil der Aufgabe darin, im Heuwagen die Ladung platt zu treten, damit so viel wie möglich transportiert werden kann.
Angesichts meines Heuschnupfens, dem ich vergeblich versucht habe mit einer Atemschutzmaske zu begegnen, hat diese Aufgabe dankenswerterweise Silke übernommen. Doch auch dann reicht die Kapazität gerade für ein Fünftel des Heus, ehe wir zum Schafstall fahren müssen, um dort das Heu in die obere Luke hinein zu hieven, auf dem Bretterverschlag im Zwischenboden zu verteilen und mit dem leeren Anhänger wieder zur Wiese zurückzukehren.
Am Ende haben wir nur ein Drittel der Wiese vor dem Haus geschafft und müssen heute weiterarbeiten. Unser Tagwerk war gegen 20 Uhr vollbracht oder besser zu mehr reichten die Kräfte nicht aus.
In der Nacht hat es tatsächlich geregnet. Das heißt, wieder einmal warten. Denn einigermaßen trocken sollte das Heu schon sein für unsere lebendigen Rasenmäher, die im Winter auf den Ertrag unserer Tagewerke angewiesen sind.