Kreislauf des Lebens
Ich war mir nicht sicher, ob ich dazu einen Blog-Eintrag schreiben soll – aber wir haben uns nun einmal entschieden, soweit wie möglich einen für uns nachhaltigen, natürlichen Kreislauf durchleben zu wollen, auch wenn die Konsequenzen nicht immer einfach sind.
Auf der Suche nach einem Schlachter unseres Vertrauens
Daraus resultiere nämlich auch, dass letzten Sonntag tatsächlich am Nachmittag der hiesige Schlachter zu uns auf den Hof kam. Silke hatte sich bei ihren Bekannten hier informiert, wer am besten mit den Tieren umgeht, die geschlachtet werden müssen. Dann sind wir zu der empfohlenden Landmetzgerei gefahren und hatten nach einem kurzem Gespräch einen guten Eindruck. Also haben wir einen Termin vereinbart. Als er dann am letzten Sonntag eintraf, waren in seinem geräumigen und mit Stroh ausgelegten Anhänger bereits zwei Schafe, die Elb – unser Schafsbock – noch aus der Zeit auf dem Nachbarhof kannte. Blieb also nur mehr die Aufgabe, Elb ebenfalls in den Anhänger zu bekommen.
Einfangen und Abschiednehmen
Von den übrigen fünf Schafen ließ sich unser Schafsbock mit Hilfe von getrocknetem Brot leicht weglocken. Aber auf der Rampe überlegte er es sich doch noch einmal und machte kehrt. Auch die nächsten zwei Versuche führten nicht zu dem gewünschten Ergebnis und er schien den Braten zu riechen. Um seinem Missfallen Ausdruck zu verleihen, stampfte unser 10monatiger Bock wie ein Großer ordentlich mit den beiden Vorderhufen auf und vollführte einen klassischen Bocksprung. Uns blieb also nichts anders übrig, als zuzugreifen, ehe er über den nicht allzu hohen Zaun entwischen hätte können. Silke war als erste dran: erwischte ihn im Fell, hielt fest, als er sich zwei Schritte davon machte und lag im Matsch, weil sie vergessen hatte, ihrerseits die eigenen Beine nachzuziehen. Um die blauen Flecken auf ein Minimum zu reduzieren, ließ sie wieder los und fiel mehr oder weniger elegant der Länge nach hin.
Blaue Flecken als Erinnerung
Als Elb bei mir vorbei kam, griff auch ich zu, um wenig später ebenfalls im Schnee zu liegen. Allerdings hatte ich Elb nicht losgelassen und so lagen wir vertraut zusammen. Jetzt erst griff der Metzger das Tier, nachdem er gelassen und vermutlich durchaus belustigt unsere Versuche beobachtet hatte, und trug Elb sanft (16 Kilogramm Lebendgewicht) in den Anhänger. Nun waren die Schafe zu dritt und schienen nach kurzer Begrüßung recht zufrieden. Jedenfalls wirkten sie sehr ruhig und es gab kein Gemecker bzw. Gebähe. Noch ein wenig Papierkram und schon verließen Metzger, Anhänger und Elb unseren Hof.
Überraschenderweise mähten auch unsere übrig gebliebenen fünf Schafe nicht. Daran änderte sich auch in den nächsten Tagen nichts. Keines schien dem zwischenzeitlich durchaus aufdringlichen Bock eine Träne nachzuweinen. Das Fell hat Silke am Montag zu einer Gerberei nach Ruhmannsfelden gebracht. Das Fleisch konnte sie am Donnerstag abholen und in unsere Tiefkühltruhe verfrachten. 12 Kilogramm können wir (inklusive Hanabi) verwerten. Und die ersten beiden Lammkoteletts gab es heute.
Das Gefühl war zugegebenermaßen ein wenig merkwürdig, aber eigentlich schmeckte das Fleisch von unserem Schafsbock ausgezeichnet. Sechs Monate stand er auf dem Fleckenhof, vier Monate bei uns auf der Weide und konnte sich an den verschiedenen Gräsern satt fressen, zwischenzeitlich wurde er mit trockenen Brotstücken verwöhnt und hatte wechselnde, weibliche Gesellschaft. Wir hoffen, dass er die Zeit genossen hat und sind dankbar, dass er uns dafür etwas zurückgibt. So schwer es uns fällt, das ist der Kreislauf des Lebens, dem wir hier in unserem Waidlerhaus folgen wollen.