Routine und Herausforderung

Routine und Herausforderung

Da lag noch Schnee und die Schafe hatten eine klare Erwartungshaltung
Da lag noch Schnee und die Schafe hatten eine klare Erwartungshaltung

Der Schnee ist wieder weg. Nur auf den Kammlagen zwischen Rachel und Lusen hat sich in den nördlichen Senken noch etwas Puderzucker gehalten. Dafür reicht die Kälte aus, und so sind die Wanderwege zwischendurch ziemlich glatt, wie ich heute bei meinem Jogging-Ausflug zum Parkplatz Waldhausreibe unterhalb des Lusen-Gipfels feststellen durfte. Der Blick von dort über die Hügelketten Richtung Passau – kleine Gipfel, die anfangs noch aus dem Nebelmeer ragten, je weiter sich mein Blick in die Ferne richtete, aber von den Wattewogen überspült wurden, ehe schwarz die Spitzen der Alpen rund um Salzburg für eine klare Abgrenzung sorgten – dieser Ausblick war verführerisch genug, um nur an den nötigsten Stellen auf die Eisschichten auf der Straße zu achten. Ich bin zum Glück nicht auf dem Hosenboden gelandet, sondern wohlbehalten und in angenehmen Maße erschöpft nach meiner ausgedehnten Jogging-Runde zu unserem Häuschen zurückgekehrt.

Ein Anblick, der gerade nach dem Joggen ein wohlig-warmes Gefühl auslöst
Ein Anblick, der gerade nach dem Joggen ein wohlig-warmes Gefühl auslöst

Was wäre eigentlich, wenn die Vertretung selbst eine Vertretung braucht? kam mir trotzdem in den Sinn angesichts meiner Abreise am 15. Dezember. Es war noch einmal ein bewusster Winterausflug, ehe ich die kalte Jahreszeit gegen die schwüle Hitze von Singapur tausche dem kleinen Stadtstaat unweit des Äquators. Das Angebot kam vom NDR (meinem Arbeitgeber aus Tokioter Zeit) und der BR (mein eigentlicher Arbeitgeber) war (wieder) bereit, mich für die knapp vier Wochen freizustellen. Auch Silke war bereit mich, (temporär) ziehen zu lassen.

Skyline

Ein schlechtes Gewissen habe ich trotzdem, je näher der Abreisetag kommt. Weniger wegen Weihnachten und Neujahr. Diese Feierlichkeiten bedeuten uns nicht so viel. Aber wegen der Jahreszeit. Bisher sind die Schneemassen noch ausgeblieben und die Temperatur gestern fiel „nur“ auf minus 7,6 Grad. Aber vier Wochen sind eine lange Zeit und die Wintertage extrem kurz. Die Vorbereitungen sind zwar getroffen (Traktor mit Schneeschaufel, ausreichend Holz, Gas, Pellets und Heu), aber der Winter kann für Überraschungen sorgen und Strom wird wohl vor allem der Dieselgenerator liefern müssen. Auf der anderen Seite freue ich mich sehr, wieder journalistisch arbeiten zu können; zwar werde ich nicht über Ost- aber über Südostasien berichten.

Für uns bedeutet das an diesem Wochenende noch einmal ganz bewusst, die sich langsam einstellende Routine zu genießen.

Hühner im Außengehege

Morgens die Holzläden vor den Fenstern im Hühnerstall zu öffnen und den Riegel vor dem einen Fenster beiseite zu schieben. Futter und frisches Wasser steht zuerst im Stall, später in ihrem kleinen Winterauslauf, den sie sich mittlerweile auch durch das Fenster und über den Baumstumpf zu betreten trauen.

Waldschaf-Fütterung
Waldschaf-Fütterung

Dann bekommen die Schafe eine Ladung Heu, auch wenn wir ihnen auf der hinteren Wiese ein Stück zum Grasen abgezäunt haben. Sie fressen durchaus noch, sofern der Raureif nicht zu dick auf den Halmen liegt, aber es reicht wohl nicht mehr, wie das Geschupse rund um den Heuhaufen signalisiert.

Kommunikationsversuche zwischen Mensch und Tier
Kommunikationsversuche zwischen Mensch und Tier

Wenn wir schon in diese Richtung unterwegs sind, erledigen wir gleich auch den Morgenspaziergang mit Hanabi durch den Nationalpark, ehe es Frühstück im vom Pelletofen erwärmten oberen Zimmer gibt. Da es sich in den beiden Räumen unten über Nacht um fünf bis sechs Grad abgekühlt hat und 14 Grad nicht wirklich zum Verweilen einladen, muss der Küchenherd befeuert und regelmäßig Holzscheite nachgelegt werden. Auf diese Weise lässt sich mittags prima kochen, ehe die zweite Ladung Heu für die Schafe fällig ist, die Hühner ihre Zwischenmahlzeit (Kartoffeln und Salat) bekommen und auch Hanabi wieder einen kurzen Ausflug machen will.

Da es immer früher dunkel wird, sind auch die Hühner immer früher auf ihrer Stange im Stall. Und die sich anschleichende Kälte erfordert, dass Fenster und Fensterläden wieder geschlossen werden. Ein letzte Ladung Heu ist für die Schafe und der Spaziergang unter dem Sternenhimmel eine gute Gelegenheit zum Machen für Hanabi. Zwischen dieser Dreiteilung des Tages ist immer irgendetwas am Haus zu machen (eine Leitung und Steckdose verlegen in der Holzgarage zum Beispiel – hat übrigens noch nicht geklappt;-), aber auch das gehört zu unserer mittlerweile lieb-gewonnenen Routine.

Zufall ist der beste Dompteur
Zufall ist der beste Dompteur
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