geboren 1972, seit 1995 Mitarbeiter des Bayerischen Rundfunks, von 2007 bis 2013 ARD Hörfunkkorrespondent für Ostasien mit Sitz in Tokio, seit August 2014 langsamer Rückzug in den Bayerischen Wald
…und es liegt doch tatsächlich ein wenig Schnee. Allerdings wird das warme Wetter heute und vor allem in der kommenden Woche dem Weiß rund ums Haus und auf den Bäumen schnell den Garaus machen. Für eine grüne Weide für die Schafe wird es dennoch nicht reichen. Sie haben sich an das Heu gewöhnt und bähen ordentlich laut, wenn es wieder Zeit ist die Raufen zu füllen. Das Thermometer fiel in der vergangenen Woche übrigens zweimal auf minus zehn Grad in der Nacht. Die Schafe wollten aber trotzdem lieber draußen schlafen.
Blick zurück auf den Weg
und die Straße hinunter in unser Tal
An manchen Stellen im Wald hält sich die Kälte
Unser Haus im ersten Dunst der Wintersonne
Ein bisschen Mond ist zu erkennen
Zum Glück sieht es noch immer an manchen Stellen im Wald sehr winterlich aus. Wenn Jackson und ich die morgenliche Runde starten, ist die aufgehende Sonne je nach Wolkenstand nur zu erahnen. Ohne Lampe ist an einen Start vor sieben Uhr wohl erst im Februar wieder zu denken. In 20 Tagen erst steht uns die längste Nacht bevor. Die Mondsichel strahlte heute Früh über die Fichten überraschend hell vom reflektierten Sonnenlicht, und so mancher Durchblick auf dem Weg hinauf nach St. Oswald und zurück in unser Kälte-Tal lies das Morgenrot erkennen.
Auf geht’s
Für dieses Panorama hat Jackson keinen Sinn
Dafür interessiert ihn jede Spur
Warum müssen wir schon wieder stehen bleiben?
Oberhalb unseres Tals ist es in den letzten Tagen schon wärmer gewesen
Eigentlich wollten wir ja einmal einen ganz anderen Hund als Hanabi. Keinen Jagdhund, keinen Hund der unbedingt und schnell vorwärts will. Aber diese Bilder könnten genauso gut aus Hanabis Jugend stammen. Der Hund vorne weg und der Blick zurück sagt: warum müssen wir schon wieder stehen bleiben? Geht es nicht ein bisschen schneller? Noch ist Jackson nicht ganz so stürmisch wie Hanabi früher. Wenn es uns nicht gerade im Dunkeln der Fuchs über den Weg läuft. Heute Morgen waren im Schnee nur die Spuren von Reh, Hirsch, Wildschwein, Dachs und Fuchs zu erkennen. Leibhaftig zeigte sich aber keines der Tiere des Waldes.
Einer der schönen Ausblicke auf unserer Morgenrunde
Der Weg zurück zu unserem Häuschen
Unser Klärteich ist schon seit über einer Woche gefroren
Der echte Winter lässt aber noch auf sich warten
Man hätte glatt schon Schnee räumen können
Das Schneeschild ist mittlerweile am Traktor montiert. Für die fünf Zentimeter, die vorgestern gefallen sind, ist sein Einsatz aber ein wenig überdimensioniert. Zumal bis morgen Mittag ohnehin alles wieder weg sein soll. Von den Solarpanelen habe ich den Schnee jedoch herunter geschoben. Am besten geht das, wenn man auf dem Dach steht, was mit dem rutschigen Schnee eine recht wackelige Angelegenheit sein kann. Allein in dieser Hinsicht habe ich nichts dagegen, wenn es mit der Erwärmung weitergeht. Denn im hohen Alter noch auf dem Dach herum zu turnen, um den Schnee wegzuräumen, damit wir wieder Strom haben, ist eine eher unangenehme Vorstellung.
Ein wenig Strom liefert die Anlage auch im Winter bei WolkenZwei auf dem Sofa und einer in seinem Kissen
Der Kampf ums Sofa ist übrigens entschieden. Hanabi hat das Gefühl, dort ist ein sicherer Platz, wenn Jackson und sie sich mal wieder die Räumen unten im Haus teilen müssen. Noch besser ist es, wenn einer von uns als menschliche Barriere dazwischen liegt. Dann kann man getrost schlafen. Jackson nimmt das gelassen und rollt sich gerne in seinem Kissen ein. Nur das Radio darf ich nicht anstellen. Dabei sind Stimmen, von denen er nicht weiß, woher sie kommen, auch wenn er die beiden Boxen schon ziemlich genau untersucht hat, besonders unangenehm. Ob Klassik, Jazz oder Pop, Klangwelten lassen ihn lieber das Weite suchen. Ansonsten ist er aber gerne da, wo wir sind und noch lieber mit einem von uns draußen.
Mir reicht mein Kissen, solange ich den Esstische im Blick habe
…oder zumindest um die besten Plätze. Denn Hanabi ist gar nicht mehr so wild aufs Sofa. Ihr genügt das Kissen, wenn es gerade nichts zu essen gibt. Ihr Fressen ist jetzt im hohen Alter die wichtigste Angelegenheit.
Im Alter braucht man seinen Schönheitsschlaf
Oder war das nicht schon immer so. Wenn wir uns recht erinnern, hat Hanabi als Welpe ihren Geschwistern alles weg gefressen. Jackson ist da hingegen deutlich zurückhaltender. Also erhält jeder Hund sein Fressen getrennt. Und auch sonst, haben wir bisher die Welten von Hanabi und Jackson noch weitgehend separieren können. Je kälter es wird, desto schwieriger dürfte das aber werden.
Was macht Ihr da?
Kann ich mitmachen?
Oder beschäftigt Euch lieber mit mir
Am liebsten liegt Hanabi oben im Schlafzimmer in unserer Daunendecke. Dann kann sich Jackson die beiden Räume unten mit uns teilen und will natürlich am liebsten immer und jederzeit mitspielen. Genau genommen ist er was menschliche Gegenstände angeht, immer noch extrem unsicher und schnüffelt sich zum wiederholten Mal durch unsere Möbel. An uns hat er sich aber sichtlich gewöhnt und wäre natürlich am liebsten dort, wo wir am Abend liegen.
Darf ich auch aufs Sofa?
Bitte
Bitte, bitte
Wer kann diesen Augen widerstehen?
Wo ist die Zensur, wenn man sie mal braucht
Bisher konnten wir aber noch jeden seiner Versuche, es sich dort gemütlich zu machen, abwehren. Und das soll bitte auch so bleiben;-)
…es wirkt ein wenig merkwürdig, wenn man derzeit durch unsere Gemeinden im Nationalpark Bayerischen Wald läuft und all die Vorbereitungen für den Winter sieht. An den Straßenrändern stecken die Markierungsstecken für den hohen Schnee, die Büsche und Blumen haben in vielen Vorgärten eine Holzgerüst erhalten oder sind zumindest gegen mögliche Schneemassen zusammengebunden. Das Holz ist aufgestapelt und die Felder abgeerntet. Allein der Winter oder zumindest der Herbst lässt sich auf sich warten. Wir hatten bereits im September in der Nacht Minus-Temperaturen und auch in dieser Nacht fiel das Thermometer immerhin auf 0,5 Grad minus, aber tagsüber wird und wurde es selbst in unserem Kältetal der kleine Ohe mit bis zu 15 Grad für diese Jahreszeit zu warm – wie es bei den Meteorologen so schön schlicht heißt.
Da die Sonne aber schon ziemlich flach am Himmel steht, haben die Schafe auf den Wiesen am oder in der Nähe des Waldrandes fast den ganzen Tag Schatten. Insofern kommen sie mit den warmen Temperaturen zurecht und finden sogar noch immer etwas Grün auf den Wiesen zum Weiden. Dem Gras fehlt der Regen, um weiter wachsen zu können. Unsere Quelle hält sich zwar tapfer, aber mehr als ein kleines Rinnsal kommt nicht mehr zusammen. Sollte es in den nächsten Wochen kalt werden und statt Regen gleich Schnee fallen, dürfte das fehlende Wasser im nächsten Jahr zu einem echten Problem werden. Denn der gefrorene Boden könnte unter diesen Bedingungen wieder kein Wasser aufnehmen und die Nässe des Schnees dürfte im Extremfall einfach abfließen, ohne die Vorräte in der Erde aufzufüllen.
Lammbock und Schaf bei der Pellet-Verkostung
Die nächsten Tage sind bei der Wettervorhersage so wie in den letzten Wochen beziehungsweise Monaten mit dem Sonnensymbol gekennzeichnet. Dabei gäbe es so viel im Haus zu tun – ganz abgesehen von dem Lernstoff, der wesentlich besser bearbeitet werden kann, wenn es draußen regnet und stürmt. Bei Silke haben sich mittlerweile die Aufgaben aus Schule und Uni angesammelt. Referate, Hausarbeiten, Lernen. Und da ich zum 1. November ernsthaft mit Psychologie im Fern-Studium angefangen habe, hat unsere kleine Farm zusätzlich den Charakter einer Studenten-WG angenommen.
Jackson und die restlichen Tiere lassen unsere universitären Ambitionen ziemlich kalt. Sie wollen weiter ihrem Rhythmus folgen. Das heißt bei Jackson morgens ein langer Spaziergang und am Nachmittag ein bisschen fun and games. Nachdem die kleineren Wurfgeschosse nicht wirklich sein Interesse geweckt hatten, findet er den Gummi-Frisbee richtig gut und bringt ihn zumindest einige Male auch brav zu uns zurück.
Unsere Schafherde (noch)
Die weiblichen Schafe sind alle schon so kugelrund, dass wir bereits vor Weihnachten mit den Lämmern rechnen. Aber im letzten Jahr hat es dann trotz dieser sichtbaren Anzeichen bei einigen Tieren doch noch ein, zwei Monate gedauert. Mal sehen, wie das dieses Jahr ausgeht. Die beiden Lammböcke werden in einer Woche vom Metzger abgeholt. Dann ist unsere Tiefkühltruhe und die von einigen anderen für den Winter gerüstet. Die eigenen Kartoffeln hingegen sind schon fast aufgebraucht und vom Obst oder Gemüse ist abgesehen von den wenigen Röschen am Rosenkohl nichts mehr übrig. Allein im Gewächshaus kommt ganz langsam der Wintersalat, den wir wahrscheinlich noch einmal ernten können.
Bei unserer Hühnerschar haben wir dieses Mal selbst Hand angelegt. Jackson gibt mittlerweile brav laut, wenn sich der Fuchs im Gebüsch versteckt und die Hühner am Waldrand scharren. Sie haben die lebensbedrohlichen Erfahrungen mit dem Fuchs leider oder zu ihrem mentalen Glück allzu schnell vergessen. Dank Jackson hatte das bisher aber keine Auswirkungen mehr. Also haben wir die beiden überzähligen Hähne zu Hähnchenbrust und Frikassee verarbeitet, um wieder Ruhe in unsere Schar hineinzubringen. Jetzt sind wir mit sieben Hennen und einem Hahn exakt bei der Konstellation angelangt, wie zu unserer Anfangszeit. Der Kreislauf funktioniert trotz all der Reibungen und emotionalen Hürden.
Dieses Mal war es nicht der Fuchs, Habicht oder Luchs sondern wir selbst, die für Aufregung sorgten. Noch immer trägt der Wind einen leicht verbrannten Geruch über die Wiese zum Platz hinter dem Haus, wo ich gerade sitze. Jackson und den Hühnern ist das egal. Mit lautem Gezeter verlangen die einen etwas zu essen, während sich Jackson immer noch von unserem Ausflug durch den Wald in die Zivilisation erholen muss. Er durfte uns nämlich in der Früh zum Wählen begleiten. Ein schöner Spaziergang von der Bergerau nach Neuschönau zum Wahllokal, aber die Häuser und Menschen sind ihm noch immer unheimlich. Und so ist er froh, wenn er mit mir am Haus auf der Wiese liegen darf.
Ungewollte Feuerstelle
Was vom Feuer übrig bleibt
Plastikreste in der Asche
Dafür hat er sich gestern erstaunlich ruhig gezeigt, als in unsere Einfahrt nach und nach die Autos einbogen. Ich hatte mittags die Asche, die Silke am Morgen aus dem Küchenofen geholt hat, in den Komposter geschüttet. Der Eimer war zwar noch heiß, aber ich hatte nicht mehr das Gefühl, dass von der Glut noch eine Gefahr ausgehen könnte. Falsch gedacht. Gegen 15 Uhr bin ich dann zum Joggen los, hatte vorher noch einen Blick zur grünen Kompostbox geworfen und nichts Verdächtiges bemerkt. Denn wir hatten schon einmal den Fall, dass die heiße Asche im Winter das Innenleben des Komposters ordentlich zum Schmurgeln gebracht hat. Vielleicht hätte ich den Deckel öffnen sollen.
Der Ort des Brandes -vorher
Der Ort des Brandes – nachher
Als ich von meiner Runde zum Parkplatz Waldhausreibe am Fuße des Lusen gerade wieder am Ortseingang von Altschönau ankam, hörte ich die Sirene der Freiwilligen Feuerwehr. Kein schönes Gefühl, weil ich irgendwie instinktiv befürchtete, dass das uns gelten könnte. Für Silke war es aber ein noch viel weniger schönes Gefühl, als sie wenige Minuten vorher aus der Haustür trat und hinter dem Haus gegenüber des Schafstalls Flammen empor lodern sah. Der Kompost hatte Feuer gefangen und mit ihm die dahinterliegenden Johannisbeerbüsche.
Jackson macht es dem Biber nach
Jetzt wissen wir, dass die Freiwillige Feuerwehr auch an einem Samstagnachmittag schnell und zuverlässig kommt. Silke konnte die Flammen zwar selbst löschen, aber mit einem Schaumteppich wurde sichergestellt, dass kein Glutnest übrig bleibt. Vielen, vielen Dank. Auch von der Plastikverschalung ist so gut wie nichts mehr zu sehen, was dann doch ein wenig überrascht. Die Temperaturen müssen extrem hoch gewesen sein. Unsere größte Sorge war, dass das Feuer am Waldrand auf die Büsche und Bäume übergreifen könnte. Angesichts der großen Trockenheit wäre ein Ausweiten des Feuers leicht möglich gewesen. Zum Glück ist alles noch einmal gut gegangen und wir sind um eine Erfahrung reicher, auf die wir gerne verzichtet hätten.
Ein paar Bäume stehen noch – aber wie lange noch;-)
Opfer der Bau- und Fresslust des Bibers
Bibers Werk
Bibers Werk 2
Ansonsten geht das Leben zwischendurch auch seinen entspannten Gang. Jackson hat sich prächtig eingelebt und patroulliert mittags einmal mit mir über das Gelände. Den Biber stört das allerdings wenig. Er oder sie hat in der Nacht drei der jungen Bäume am Hang zwischen Klärteich und Kleiner Ohe geköpft, den Baum samt seiner Äste in den Fluss gezogen, obwohl dort kaum noch Wasser fließt und in seinen Bau geschleppt. Alles bleibt in Veränderung begriffen;-)
Zufriedene und voll-gemampfte Schafe
Die Schafe sind auf ihren 2-Tages-Weiden übrigens ebenfalls wieder am Fluss angekommen. Da die Sonne schon so tief steht, bieten die Bäume am Waldrand ausreichend Schatten, so dass sie von den spätsommerlichen Temperaturen wenig mitbekommen. Und ich bin immer noch oder besser immer mal wieder mit dem Gipfelholz beschäftigt, dass an einer Stelle im Wald durchaus noch reichlich vorhanden ist. Und so lange die Sonne scheint, lohnt es sich dieses zu „ernten“.
Schafe im Gegenlicht der gar nicht herbstlichen Sonne
Der Blick aufs Thermometer lässt einen eher an Anfang September denken – zumindest am Nachmittag, denn trotz gegenteiliger Behauptung der Wettervorhersage bedeckt in der Bergerau jeden Morgen Raureif das Gras, sind die Zäune bei den Schafen von einer dünnen Eisschicht bedeckt. Dann allerdings zeigt die Sonne eine ungewohnte Kraft für Mitte Oktober, und wie schon seit Monaten ist am Himmel kein Wölkchen zu finden, von Regen ganz zu schweigen. Das Gras reicht gerade noch für unsere genügsamen Schafe, vertrocknet aber langsam.
Sommerlicher Herbstanblick
Die Blätter an den Bäumen waren vorgestern noch grün, gestern gelb und heute sind sie bereits vom Wind durch die Luft gewirbelt, um es etwas überspitzt zu formulieren. Die Trockenheit beschleunigt den Wechsel von Herbst auf Winter, während gefühlt noch nicht einmal der Sommer zu Ende ist. Jackson hatte bisher wenig Grund in seine Hundehütte zu gehen, die wir mittlerweile hinters Haus gestellt haben, damit er die Hühner bzw. den Fuchs besser im Blick hat. Das setzt aber voraus, dass sich das liebe Federvieh nicht wieder an den Waldrand begibt. Denn von dort wurde vor kurzem eines der Küken weggeholt. Wir wissen nicht, ob es der Habicht oder der Fuchs gewesen ist. Eine Spur war diesmal nicht zu entdecken, aber am Abend fehlte eines der vier. Ich bin versucht zu sagen: immerhin war es ein Hahn, da sich das Geschlechterverhältnis mehr und mehr bei eins zu drei stabilisiert. Das heißt, auch für uns gibt es bald Hähnchenbrust.
Gemähte Wiese mit Hund und Hühnern
Längsansicht – das Fliegengitter kann angesichts der noch immer zahlreichen Insekten noch nicht weg
Wackelige Steintreppe
Das nächste Projekt – aber nicht mehr in diesem Jahr
Rund ums Haus ist vieles für den Winter vorbereitet. Das Gipfelholz stapeln wir derzeit im alten Hühnerstall. Die Idee, die kleine Empore vor den Garagen mitsamt ihren Steinen abzutragen, um einen Lagerplatz für das Holz und die Äste zu haben, diese Idee haben wir ins nächste Jahr verschoben. Kein weiteres Projekt mehr – neben Studium und den bestehenden Herausforderungen! Dafür zwischendurch auch mal Zeit für einen längeren Spaziergang in der erstaunlich steinigen Bergwelt im sogenannten Felswandergebiet in unserer selbst gewählten Heimat.
Herbstabend am Gipfelkreuz der Fels-Kanzel
Jackson noch etwas unsicher auf Fels
Das Felswandergebiet ist von uns aus nur zehn Minuten mit dem Auto entfernt. Jackson musste erst davon zu überzeugt werden, auf der Rückbank unseres kleinen blauen Autos Platz zu nehmen. Als einer von uns zuerst ins Auto geklettert war, kam er aber bereitwillig nach. Und er sah im Rückspiegel ganz zufrieden aus. Durch den Wald zu galoppieren, liebt er mittlerweile heiß und innig, aber auf glattem Fels mit seinen langen Beinen unterwegs zu sein, war eine neue Herausforderung.
Der Rundweg über die kleine und große Kanzel dauert nicht länger als zwei Stunden, ist aber gerade im abendlichen Herbstlicht extrem schön. Ohne das wir es bräuchten, aber so gibt es wieder einen Grund mehr, warum es sich lohnte, hierher zu ziehen.
Zum Abschluss des Sommers von den Schafen abgefressene und nachgemähte Wiese
Ladewagen und Kreiselmäher geputzt, geschmiert und winterfest abgestellt
Zumindest für ein, zwei Tage scheint die Sonne einmal nicht, und wir sind trotz unserer Abhängigkeit in Sachen Strom von der Solaranlage nicht unglücklich darüber. Viel Regen ist allerdings nicht gefallen. Und die Vorhersage lässt auch nicht darauf schließen, dass unsere Quelle in absehbarer Zeit wieder mehr Wasser in den Trog vor unserer Haustür transportiert. Wir haben angefangen, die Dinge rund um unser Häuschen in der Bergerau winterfest zu machen. Der Ladewagen ist geputzt und geschmiert, der Misthaufen abgeerntet. Die Hühner haben das Gewächshaus einmal kräftig durch gescharrt, und ich habe die unteren Schichten des Komposthaufens dem Sand-Boden im Gewächshaus als Auffrischungskur hinzugefügt. Mal sehen, ob die angepflanzten Salate und der Spinat noch austreiben und ausreichend groß werden. Das wäre ein Ausgleich zur schlechten Salat-Ernte angesichts der ausdauernden Trockenheit vom Frühling bis jetzt.
Die nächste Reihe verarbeitetes Gipfelholz
Als nächstes dürfen die Hühner in den Gemüsegarten, um auch hier alles ordentlich durchzupflügen mit ihren Schnäbeln und kraftvollen Hühnerfüßen, so dass die Schneckenpopulation im kommenden Jahr ähnlich gering ausfällt wie in diesem. Zwei Rosenkohl- und zwei Grünkohlpflanzen sind noch übrig. Ansonsten hat der Frost in den vergangenen Nächten begonnen, das Grün aus den Pflanzen zu holen. Es dauert mittlerweile bis zum späten Vormittag, ehe die Sonne bei uns im Tal das Thermometer deutlich über die Nullgradmarke drückt. Das Gras direkt am Boden bietet den Schafen dennoch ausreichend Nahrung, so dass wir ihnen weiterhin jeden zweiten Tag ein neues Stück Wiese anbieten. Der Winterstall mit ausreichend Heu steht allerdings schon bereit. Im Moment stehen sie wieder vor dem Haus und nutzen die Birken als Sammelpunkt zum Wiederkäuen. Es gibt kaum etwas Beruhigerenderes als eine kleine Herde Schafe, die entspannt zusammen liegen und in ähnlichem Rhythmus ihre Kiefer kreisen lassen.
Jackson und Peter am Ende eines schönes Herbsttages
Ansonsten verläuft die Zeit hier am Häuschen für mich entsprechend der selbst gewählten Routine: Mensch und Tiere versorgen, Holz für den Winter vorbereiten, Hühnerstall sauber machen, Schafe umstecken, über die Zukunft nachdenken. Silke hat ihren Einführungstag an der Technischen Hochschule in Deggendorf letzte Woche absolviert. In zwei Wochen beginnt der Regelbetrieb für ihr duales Pflege-Studium neben der Schule und den Einsätzen im Altenheim. Damit ist ihr Tages- und Wochenablauf festgelegt, der wiederum den meinigen bestimmt. Was ich mit der restlichen Zeit anfangen will, ist noch nicht entschieden. Die Arbeiten in Zusammenhang mit unserer kleinen Farm machen mir immer noch Spaß, aber ich werde wohl nicht komplett umsatteln und berufsmäßiger Landwirt werden. Allerdings ist auch noch nicht alles ausgereizt, was es in meiner Vorstellungswelt über das Landleben auszuprobieren gilt. Vielleicht muss doch noch eine Zwergkuh in den Stall zu den Hühnern;-) Das aber sicher erst im nächsten Jahr.
Vielleicht ist Jackson doch ein Känguru
Wir haben noch immer ausreichend Projekte am Laufen. Wer die Bilder der linken, der Straße abgewandten Seite unseres Hauses vergleicht, kann feststellen, dass wieder ein Stück von dem fehlt, was unsere Vorgänger angefügt haben. Wir haben die hölzerne Terrasse abgetragen, Schrauben und Nägel aus dem Holz geholt und die Teile als Brennholz vorgesehen, die noch nicht komplett morsch waren. Einmal auseinander genommen, sind wir überrascht, dass uns die Terrasse überhaupt noch getragen hat angesichts der destabilisierenden Nässe im Holz. Motivation für den Abbau war aber auch, das Haus in seinen ursprünglichen Zustand zurückzuversetzen, ohne den zum Teil angenehmen Schnickschnack, der im Laufe der Jahrzehnte so hinzugekommen ist. Jeder wie es ihm gefällt;-)
Gumminoppen an Socken sind gewöhnungsbedürftig wenn auch praktisch
Im letzten Beitrag ist zwischen den Zeilen das „aber“ mit seiner Bedeutung zwar zu erahnen gewesen, ich möchte aber (da war dieses Wort schon wieder;-) nach einer längeren Schreib-Pause bewusst versuchen, einmal das Erfüllende und Schöne an dieser Art von Landleben zu beschreiben. Mal sehen, ob es gelingt. Denn wie es leider oft beim politischen Journalismus der Fall ist, fällt es mir auch im Privaten leichter, über Beschwerlichkeiten, Herausforderungen und Unzulänglichkeiten zu schreiben, als die positiven Dinge zu benennen.
Die Natur regelt den Tagesablauf
Damit Hanabi auf dem Laminat und der Treppe nicht mehr so leicht ausrutscht
Mittlerweile wachen Hanabi und ich wieder im Dunklen auf. Das Licht der Sonne ist erst gegen sechs hinter den Baumreihen am Wiesenrand zu erahnen. Der erste Gang gilt der altersschwachen Blase unseres ersten Hundes. Dann gibt es etwas zu fressen, weil der Appetit diese kleinen, allzu selbstbewussten Terriers auch mit 16 noch nicht wirklich abgenommen hat. Nur wenn dieser Tagesordnungspunkt abgehakt ist, ist Hanabi bereit, zurück ins Bett zu gehen und die nächsten Stunden zu verschlafen, während ich für Silke und mich Kaffee mache. Ob in Tokio, München oder Altschönau der morgendliche Kaffee im Bett mit Zeitungslektüre ist ein Muss und selbst bei Silkes Frühdiensten im Pflegeheim nach Möglichkeit aufrecht zu erhalten. Diese Zeit ist unsere Zeit, und Silke behauptet immer wieder, dass sie bei den Geräuschen des Kaffeekochens mit Mahlmaschine und pfeifender Espressokanne am besten schläft.
Bewusste Zeit für einen selbst
Als nächstes bekommt Haru in der Scheune ihr Fressen und dann Jackson die morgendliche Portion in seinem Zimmer. Seit einem Monat leben wir jetzt schon mit zwei Hunden sowie unverändert mit einer Katze, einem Hahn, vier Küken, sechs Hennen, acht Schafen zusammen und haben uns (abgesehen davon, dass Hanabi Jackson grundsätzlich doof findet 😉 sehr gut aneinander gewöhnt. Jacksons Napf ist nach dem erst zögerlichen Beschnuppern am Ende wieder so glänzend wie am Anfang. Dann geht es mal mit mal ohne Frühstück meinerseits zu einem knapp einstündigen, schnellen Spaziergang los mit Jackson durch die Wälder des Nationalparks. Auf das Wort „langsam“ reagiert das Riesen-Vieh durchaus, man muss es ihm nur oft genug zu Gehör bringen. Ansonsten ist die Nase meist am Boden und der Drang nach vorne ziemlich ausgeprägt – angesichts der Größe ist es also echt von Vorteil, dass Jackson im Gegensatz zu Hanabi auf Worte reagiert.
Jackson am Haus vor seiner Hundehütte
Jackson mit einem Stück Holz
Holz vorsichtig aber effizient zerkauen – seine Lieblingsbeschäftgung
Die wieder angewachsene Hühnerschar
Zurück am Haus dürfen die Hühner aus dem Stall, wenn es nicht gerade schüttet. Seitdem Jackson vor dem Haus „Wache schiebt“, ward der Fuchs nicht mehr gesehen. Zumindest haben wir ihn nicht mehr gesehen. Möglicherweise sitzt er im Unterholz am Waldrand in sicherer Entfernung und beobachtet die Entwicklung hier auf unserer kleinen Farm. Wir sind trotzdem guten Mutes und lassen die Hühner wieder frei ums Haus herumlaufen, und die trauen sich auch bis zum neu angelegten Astzaun in den angrenzenden Wald. Mittlerweile legen die Teenager ihre ersten Eier und der zweite Hahn musste um des lieben Friedens willen dran glauben.
Bewegung, frische Luft und Natur mit allem, was dazugehört
Alle zwei bis drei Tage bekommen die Schafe ein neues Areal abgesteckt. Die Wiese ist auf Grund des fehlenden Regens kaum gewachsen, aber unsere Waldschafe finden zum Glück immer noch etwas zu fressen. Zudem hat uns der Nationalpark erlaubt, auch einen Teil der Baum-freien Waldwiese hinter unserem Grundstück zu nutzen, der droht zuzuwachsen. Den Hang hinauf ist es ohne die Hilfe unseres kleinen Traktors kaum möglich, den alten Holzwagen zu verstellen, der nach wie vor unseren Schafen als Regen- und Sonnenschutz dient. Wenn nicht anhaltender Frost schon im Oktober kommt, dann werden die Schafe wohl noch bis Anfang November ohne das Heu in der Scheune auskommen, und wir haben ein besseres Gefühl was unsere Heuvorräte betrifft, sollte der Winter dieses Jahr besonders streng und lange anhaltend verlaufen.
…zum Teil frisch geschoren und Regen-gewaschen
Am oberen Ende der Wiese stehen unsere Schafe
Die Schafe vor ihrem Wagen
Herbstnebel
Trotz ihrer Zeit auf der Weide sind die Schafe ziemlich zutraulich geblieben. Vor allem die zwei Lammböcke lassen sich noch immer gerne kraulen und kommen als erste auf einen zu, wenn man über den Zaun steigt. Am Ende der Saison geht ihr Leben allerdings schon wieder zu Ende. Soweit wir es beobachten konnten, haben die Damen zwischenzeitlich still gehalten, so dass die Böcke ihre Aufgabe verrichten konnten. Das heißt, es wird wohl um Weihnachten herum wieder Lämmer geben. Der Kreislauf des Lebens beginnt von vorne. Für die männlichen Vertreter ist er in unserem Fall etwas kürzer als der Kreislauf des Lebens der Weibchen.
Ähnlichkeiten und Unterschiede im Verhalten der Tiere zu den Menschen
Die Tomaten im Gewächshaus haben ihren Zenit schon überschritten
Noch bestimmt der Gemüseanbau bzw. der Garten die Arbeiten am Vormittag. Aber die Tomaten im Gewächshaus haben ihren Zenit schon überschritten und die Kürbisse auf dem Misthaufen sind auch schon groß genug. Bleibt der Hühnerstall auszumisten, Staub zu saugen, Wäsche zu waschen und was sonst bei einem kleinen, aber Strom-unabhängigen Haus mit großem Garten so anfällt. Dann ist es meistens Zeit zum Kochen. Eigentlich wollte ich ja das „aber“ begründen und bin doch nur bei einer Aufzählung der täglichen Verrichtungen geblieben. Zusammengefasst: es ist diese Regelmäßigkeit, die mir derzeit taugt, das Draußen-sein und die unmittelbare Erfahrung der Natur mit ihrem Schmutz und den gefräßigen Raupen, die nun einmal dazu gehören. Mit dieser Arbeit rettet man zwar nicht die Welt, hat aber unmittelbaren Erfolg (wenn man bei dieser Kategorie bleiben will) in Form sichtbarer und essbarer Ergebnisse. Ich will das Geschehen der Welt nicht ausblenden oder aussperren, aber es war immer schon einmal mein Wunsch, den Radius soweit einzuengen, damit ich das, was sich in diesem Radius befindet, so genau wie möglich beobachten und intensiv erleben kann. Genau dazu bietet mir unsere kleine Farm an der Bergerau und die vorübergehende Auszeit die Chance.
Effizienz, Synergie, (Kosten-)Optimierung sind jetzt schon seit Jahrzehnten die wichtigsten Schlagwörter in der Welt der Wirtschaft und die (Selbst-)Optimierung ist seit kurzem auch für den einzelnen, hippen Mensch angezeigt. Dabei lohnt es sich die hinter diesen Schlagwörtern stehende Philosophie zu hinterfragen – zumindest aus meiner jetzigen Sicht. Seit einem Monat habe ich jetzt unbezahlten Urlaub von meiner Arbeit als Leiter der Trimedialen Programmwirtschaft im BR und kümmere mich um Haus, Hof, Tiere und alles was dazugehört, während Silke ihre Ausbildung zur Altenpflegerin absolviert und in diesem Semester das Pflege Dual Studium in Deggendorf beginnt. Den alten Mustern des Journalisten und zuletzt auch Controllers folgend ist es also Zeit für eine erste Bilanz;-)
Magere Kartoffel-Ausbeute
Die Wühlmaus hatte dieses Jahr leichtes Spiel. Angesicht der Trockenheit sind viele Kartoffelpflanzen früh eingegangen, so dass man mit der Ernte hätte beginnen können. Wir haben die Kartoffeln aber zunächst im Boden gelassen, um erst das Holz zu verarbeiten bzw. die anderen, damals noch beruflichen Tätigkeiten zu absolvieren. Schließlich haben wir ja Haru – dachten wir zumindest. Eine Katze ist ja dafür da, Mäuse (auch Wühl-Mäuse) zu fangen. Falsch gedacht. Unter jeder Reihe hatte der Schädling seinen Gang gegraben, um von dort bequem und ohne sich um die Krallen und Zähne der Katzen Gedanken machen zu müssen, die Kartoffeln anzuknabbern teilweise sogar bis auf die Schale aufzuessen. Der Ertrag an Kartoffeln würde uns bestenfalls bis zum Ende des Jahres ernähren, wenn wir darauf angewiesen wären und nicht zum Supermarkt im Nachbarort gehen könnten. Wenn ich kurz überschlage, was wir für die Saatkartoffeln ausgegeben haben und wie viel Zeit wir in die Pflanzung und Pflege der Kartoffeln investiert haben (der Kartoffelkäfer, seine Eier oder Larven wurde brav ohne Einsatz von Chemie per Hand abgesammelt), dann rutscht die Kosten-Nutzen-Rechnung sofort ins Minus. Unrentabel.
Blick über den abgeernteten Gemüsegarten
Zur Ehrenrettung von Haru sei gesagt, dass die vielen Innereien, die rund ums Haus zu finden sind und derzeit von den Wespen aufgeräumt werden, davon zeugen, dass unsere Katze sehr wohl ihre Arbeit erledigt, aber ihr Revier offensichtlich zu groß ist. Zur Effizienz-Steigerung könnten wir uns einfach noch eine Katze anschaffen (was Haru als reiner Einzelgänger kaum tolerieren würde) oder ihr die morgendliche Futterration streichen in der Hoffnung, dass sie dann aus Hunger noch mehr Mäuse fängt (aber das schaffen wir nicht; denn die kleine Schüssel mit Katzenfutter und der Wasser-Bottich in der Scheune gehören einfach dazu). Ansonsten wäre die ökonomisch sinnvolle Variante, auf dieses Hobby zu verzichten und Einkaufen zu gehen.
Auch für die Tomatenpflanzen ist es dieses Jahr im Gewächshaus zu heiß
Immerhin gedeihen die Kürbisse und Zucchini
Und der Hühnenachwuchs müsste bald Eier legen
Hanabi und Jackson
Das gilt auch für den sonstigen Gemüseanbau. Den Kampf gegen den Erdfloh und den Kohlweißling verlieren wir meistens. Von den Kohlrabi-, Sellerie-, Chinakohl-Pflanzen haben sich nur wenige durchgesetzt. Immerhin gab es dieses Jahr mehr Karotten als die Jahre davor, nachdem sich die Kombination mit Zwiebeln als probates Mittel gegen die Möhrenfliege erwiesen hat. Doch auch hier steht der Ertrag in keinem Verhältnis zum Aufwand. Denn wenn man auf den Einsatz von Chemikalien verzichten will, ist das Unkraut-Zupfen eine ziemlich mühselige Angelegenheit; und mit dem Wässern immerhin aus unserer, eigenen Quelle kam ich ebenfalls kaum hinterher. Es ist einfach ungerecht, dass die Nutzpflanzen mehr kühles Nass brauchen als die meisten Unkräuter. Ich weiß bzw. ich habe mittlerweile gelernt, dass man im Sinne der Permakultur auch den meisten Unkräutern einen Nutzen abgewinnen kann, aber die Fähigkeit den Garten so anzulegen, dass sich alles gegenseitig unterstützt und zum Beispiel Schatten spendet, diese Fähigkeit habe ich noch nicht erworben. Und ich fürchte, es wird Jahre dauern, bis meine Kenntnisse ausreichen und der Kreislauf in Schwung gekommen ist. Wie effizient ist da doch das Leben in der Stadt – „wohl“ organisiert, auf engem Raum optimiert und gesellschaftlich hoch-spezialisiert. Dafür gibt es keine Schafe auf der Weide vor dem Haus, deren Dung aus dem Winterstall zumindest die Zucchini- und Kürbis-Pflanzen nährt. Aber auch bei unserem schon mehrere Jahre funktionierender Kreislauf steht unter dem Strich eine kleine rote Zahl, selbst wenn ich die Arbeitsstunden nicht in die Berechnung mit einbeziehe.
Schafe vor der Bank am Ende unserer WieseZu spaltendes Holz und klein-gesägte Äste
Ein anderes Beispiel für die fehlende Rentabilität, mit der ich hier konfrontiert bin, ist mein Bemühen um Feuerholz. Ich will wieder erst gar nicht von meinen Arbeitsstunden sprechen. Angesichts des unbezahlten Urlaubs fällt meine Arbeitszeit hier auf unserer kleinen Farm unter die „Eh-Da-Kosten“. Der Vergleich mit meinem früheren Gehalt ist ebenfalls unzulässig, denn der Markt regelt sich eben nicht von selbst. Sonst wären zum Beispiel Pflegekräfte, die ja dringend gesucht werden, deutlich besser bezahlt als zum Beispiel die derzeit wenig gelittenen KollegInnen in der Medienbranche. Aber zurück zu unserem Feuerholz:
Da ist der Haufen schon deutlich geschrumpft
Den Haufen Gipfelholz haben wir umsonst bekommen unter der Maßgabe, dass wir das Material verarbeiten und den Platz ordentlich hinterlassen. Betriebswirtschaftlich eine gute Ausgangsbasis und nach drei Wochen ist die Arbeit auch tatsächlich geschafft. Aus den dickeren Enden der Äste haben wir Anzündholz gemacht, die langen Äste als Zaun am Waldrand und entlang der Auffahrt aufgeschichtet, damit die Hühner nicht mehr so tief in den Wald hineingehen, nachdem sie wieder frei herumlaufen dürfen. Der Fuchs kann sich zwar dahinter gut verstecken, aber wir hoffen, dass unser neues Familienmitglied „Jackson“ ausreichend Eindruck macht, so dass sich der Fuchs nicht mehr traut, sich bei uns seine Mahlzeit abzuholen. Wir werden sehen.
Mit den vielen dünnen Ästen
konnte ich entlang unserer Auffahrt
und am Waldrand,
in dem die Hühner so gerne verschwunden sind,
eine prima Hecke basteln
Aufgeschichtetes Rundholz
Das Gipfelholz ist auf jeden Fall in handlichere Blöcke zersägt und kann jetzt gespalten werden. Um der Menge überhaupt Herr zu werden (vor allem in einer übersichtlichen Zeit, da wir das ein oder andere Mal mit Regen gerechnet hatten, der dann aber doch wieder ausblieb), haben wir eine größere Akku-Motorsäge gekauft. Zusätzlich brauchten wir auch neue Ketten bzw. mussten die alten schleifen lassen. Die Energie für die Akkus lieferte uns zwar die Solaranlage respektive die Sonne kostenlos, aber ich will nur daran erinnern, wie teuer der Ersatz der Batterie war und wie schwierig die Fehlersuche, als an der Solaranlage mehrere Sicherungen durchgebrannt waren. Dafür ging das Ladegerät für die Akkus der Motorsägen kaputt und musste ersetzt werden. Es bedarf keiner komplizierten Excel-Tabelle, um auszurechnen, dass es wesentlich günstiger gekommen wäre, wie bisher auch das fertige Feuerholz bei einem Händler zu beziehen. Unser Werkzeug hat sich frühestens, wenn nichts zu reparieren ist, in drei Jahren amortisiert – unter der Voraussetzung, dass wir wieder kostenlos Gipfelholz zum Verarbeiten bekommen.
Was ist für mich die Quintessenz aus diesen Erfahrungen? Wenn ich besser wirtschaften, also rentabel werden möchte, müsste ich expandieren. Der Hühnerei-Verkauf lohnt sich erst ab einer Größe von mindestens 500 Tieren (dafür haben wir den Platz nicht), auch wenn ich einen Bio-Aufschlag auf den Verkaufspreis bekomme. Im Fall dieser Betriebsgröße wäre es wesentlich effizienter, die Tiere im luftdicht abgeschlossenen Stall zu halten, damit weder kleine Feinde wie Bakterien noch größere wie Fuchs und Habicht Schaden anrichten können. Das bedeutet zwar auch Futter zu kaufen, aber dafür hat man die Eier-Produktion durch künstliche Beleuchtung im Griff. Auch bei den Schafen lohnt es sich – wenn überhaupt – nur mit einer großen Herde. Die Frage, woher wir unsere billigen Lebensmittel beziehen, will ich jetzt nicht erörtern.
Laptop im Grünen und Hund
Auch für die Holzverarbeitung gilt: je größer desto besser, weil sich dann die Maschinen (was es da alles gibt!) schneller amortisieren. Auch darauf kann und will ich mich aber nicht spezialisieren und investieren somit expandieren. In der Überschrift dieses Beitrags ist aber ganz bewusst ein „aber“ eingefügt. Denn, auch wenn mit den Dingen, die ich derzeit tue, kein Geld zu verdienen ist – was uns als Hobby-Bio-Landwirte in der Bergerau schon vorher klar war – öffnet einem das Leben hier die Augen für Zusammenhänge und Zwangsläufigkeiten, die unsere technisierte und spezialisierte Welt erfordert. Und damit fällt die Bilanz ganz entgegen jedem betriebswirtschaftlichen Verständnis positiv aus: ineffizient, unrentabel aber einfach schön. Der Mensch – zumindest wir – ist offensichtlich kein rein marktwirtschaftlich-handelndes Wesen.
Sei es um dem intensiven Hunde-Geruch zu begegnen, sei es um dem Kratzen eventuell die Grundlage zu entziehen oder sei es um noch mehr Routine mit dem Hund aufzubauen: wir wollten Jackson angesichts des warmen, sonnigen Wetters und dem bevorstehenden, morgigen Besuch bei der Tierärztin waschen. Und Silke setzte unser Vorhaben bewaffnet mit Schwamm und Eimer kurzerhand in die Tat um.
Dann mal los
Silke und Jackson beim Waschen
Der Blick ist durchaus noch skeptisch
Aber er lässt es brav mit sich geschehen
Zuerst etwas widerstrebend schien es Jackson zwischen durch doch gefallen zu haben.
Eigentlich gar nicht so schlimm…
…sogar ganz angenehm
…bitte hintern den Ohren
und am Hals
Super
Aber musste das mit dem Shampoo wirklich sein?
Shampoo riecht komisch
Angesichts dieser Bilder kann man sich vielleicht besser die Größe von Jackson vorstellen.
So, jetzt die Sache mit dem Handtuch
Klappt doch
Aber schütteln hilft noch besser
Jetzt reicht es aber
Nach dem Waschen war zum Energie-Abbau ein Gang über unsere Wiesen angesagt mit freiwilligem Pfoten-Kühlen in der Kleinen Ohe. Danach legte er sich wieder brav auf seinen Platz.
Wenn Jackson nicht zu so einem Häuschen am Waldrand in der Bergerau passt, dann weiß ich es auch nicht. Allerdings zeigt sich nach den ersten Tagen bereits, dass es ohne Leine nicht geht. Denn die anfängliche Scheu ist mittlerweile komplett der Neugier und dem Spieltrieb gewichen. Immerhin hält sich Jackson bisher noch bei all unseren anderen Mitbewohnern zurück. Hanabi macht immer wieder mit einem Knurren deutlich, dass sie auf ihre alten Tage keine Lust hat, im Spiel herumgeschubst zu werden. Gegebenenfalls unterstreicht sie ihre Haltung auch durch einen kurzen Scheinangriff mit lautem Gekläffe, den Jackson aus erhöhter Position ins Leere laufen lässt, sich aber bereitwillig zurückzieht. Dabei ist Hanabi mit ihren 16 Jahren schon im wahren Sinn des Wortes ein zahnloser Tiger.
Hanabi auf dem Sofa, wenn Jackson draußen ist
Wenn es uns zumutbar oder besser erscheint, lassen wir unseren ersten Hund im Obergeschoss, wo es auch das Fressen gibt (mittlerweile auf einem flachen Goldrand-Teller, weil Hanabi mit ihrer Schnauze ohne Zähne nichts mehr aus dem Napf zu fassen bekommt).
Wir verteidigen das Sofa;-)
Wenn Jackson aber draußen ist, dann erobert sich Hanabi auch das Wohnzimmer im Erdgeschoss zurück. Auch wenn sie das Sofa eigentlich nur mit uns gemeinsam benutzen darf. Wir werden gegenüber Jackson diese äußerst bequeme Stelle im Haus auf jeden Fall verteidigen. Denn angesichts seiner Größe ist für mehrere Tier-Mensch-Kombinationen kein Platz. Die nächste Herausforderung für uns liegt darin, ihm beizubringen, dass er besser im hinteren Zimmer schläft, damit wir auch abends noch das Wohnzimmer nutzen können. Bei meinem Versuch Radio zu hören, suchte er nämlich schon das Weite.
Hier wache ich
Jackson’s zweiter Stammplatz
Auf dem Weg zu den Schafen
Hund, Schafe, Haus und blauer Himmel
Zum Glück entpuppt sich Jackson als echter „Outdoor“-Hund. Am liebsten liegt er vor unserem Haus oder hinter unserem Haus beim Haselnussstrauch mit Blick auf die Hühner. Noch lassen wir den Zaun zwischen ihm und dem lieben Federvieh stehen. Aber um den Fuchs müssen wir uns wohl keine Gedanken mehr machen, solange Jackson draußen ist.
Die Hühner haben sich an unseren neuen Mitbewohner schon gewöhnt
…auch wenn die Teenager gerade lieber drinnen sind
Jackson und die Schafe
Die Schafe fressen sich derzeit ihren Weg zurück von der kleinen Ohe zum Haus – beziehungsweise wir stecken ihnen den Zaun so, dass sie die Wiese direkt am Waldrand abgrasen. Hier ist es noch ziemlich lange schattig, so dass ihnen die Hitze der letzten nd wohl kommenden Tage nicht ganz so viel ausmacht. Jackson ist interessiert, aber unsicher, was er mit diesen Wesen anfangen soll. Nach anfänglichen Zögern würde er schon gerne spielen, was die Schafe wahrscheinlich ebenso wenig gutieren würden wie Hanabi. Aber ein wenig neugierig ist auch das ein oder andere Schaf.
Wer ist das denn?
Sieht ja schon ein bisschen aus wie der Wolf
Dabei haben wir Jackson ja als Wachhund engagiert
Apropos Spielen – Jackson ist einfach zu groß und mit seinem knappen Jahr gerade zu sehr voll mit Testosteron, als dass ich mit ihm spielen könnte. Das wird mir immer wieder schnell verdeutlicht, wenn ich kurz verführt bin mit ihm über die Wiese zu tollen. Mal sehen, wann er das mit dem Ball versteht und auch das man als Hund diesen zurückbringen soll, damit das Spiel weitergehen kann. Aber wir haben ja noch viel Zeit, mit ihm zu üben. Wichtig ist, dass er die Zurückhaltung im Haus beibehält und wir in der Erziehung ein bisschen konsequenter sind als bei Hanabi.
Klein gesägte Stämme und Äste
Nachdem für die letzte Nacht Regen angesagt war (und ein bisschen nass auch tatsächlich vom Himmel fiel), habe ich die erste Hälfte des Gipfelholzes gestern noch aufgearbeitet, so dass man die großen und kleinen Baumstücke zum Trocknen an die Scheunen- bzw. Hauswand legen konnte. Ich würde sagen, das reicht für einen Winter – allerdings erst nach dem nötigen Lagern und dem noch ausstehenden Spalten, was auch noch einmal ziemlich anstrengend werden dürfte. Aber immerhin: ich weiß jetzt, wie das ist „selbst Holz zu machen“;-)