1. Advent
…und es liegt doch tatsächlich ein wenig Schnee. Allerdings wird das warme Wetter heute und vor allem in der kommenden Woche dem Weiß rund ums Haus und auf den Bäumen schnell den Garaus machen. Für eine grüne Weide für die Schafe wird es dennoch nicht reichen. Sie haben sich an das Heu gewöhnt und bähen ordentlich laut, wenn es wieder Zeit ist die Raufen zu füllen. Das Thermometer fiel in der vergangenen Woche übrigens zweimal auf minus zehn Grad in der Nacht. Die Schafe wollten aber trotzdem lieber draußen schlafen.
Zum Glück sieht es noch immer an manchen Stellen im Wald sehr winterlich aus. Wenn Jackson und ich die morgenliche Runde starten, ist die aufgehende Sonne je nach Wolkenstand nur zu erahnen. Ohne Lampe ist an einen Start vor sieben Uhr wohl erst im Februar wieder zu denken. In 20 Tagen erst steht uns die längste Nacht bevor. Die Mondsichel strahlte heute Früh über die Fichten überraschend hell vom reflektierten Sonnenlicht, und so mancher Durchblick auf dem Weg hinauf nach St. Oswald und zurück in unser Kälte-Tal lies das Morgenrot erkennen.
Eigentlich wollten wir ja einmal einen ganz anderen Hund als Hanabi. Keinen Jagdhund, keinen Hund der unbedingt und schnell vorwärts will. Aber diese Bilder könnten genauso gut aus Hanabis Jugend stammen. Der Hund vorne weg und der Blick zurück sagt: warum müssen wir schon wieder stehen bleiben? Geht es nicht ein bisschen schneller? Noch ist Jackson nicht ganz so stürmisch wie Hanabi früher. Wenn es uns nicht gerade im Dunkeln der Fuchs über den Weg läuft. Heute Morgen waren im Schnee nur die Spuren von Reh, Hirsch, Wildschwein, Dachs und Fuchs zu erkennen. Leibhaftig zeigte sich aber keines der Tiere des Waldes.
Das Schneeschild ist mittlerweile am Traktor montiert. Für die fünf Zentimeter, die vorgestern gefallen sind, ist sein Einsatz aber ein wenig überdimensioniert. Zumal bis morgen Mittag ohnehin alles wieder weg sein soll. Von den Solarpanelen habe ich den Schnee jedoch herunter geschoben. Am besten geht das, wenn man auf dem Dach steht, was mit dem rutschigen Schnee eine recht wackelige Angelegenheit sein kann. Allein in dieser Hinsicht habe ich nichts dagegen, wenn es mit der Erwärmung weitergeht. Denn im hohen Alter noch auf dem Dach herum zu turnen, um den Schnee wegzuräumen, damit wir wieder Strom haben, ist eine eher unangenehme Vorstellung.
Der Kampf ums Sofa ist übrigens entschieden. Hanabi hat das Gefühl, dort ist ein sicherer Platz, wenn Jackson und sie sich mal wieder die Räumen unten im Haus teilen müssen. Noch besser ist es, wenn einer von uns als menschliche Barriere dazwischen liegt. Dann kann man getrost schlafen. Jackson nimmt das gelassen und rollt sich gerne in seinem Kissen ein. Nur das Radio darf ich nicht anstellen. Dabei sind Stimmen, von denen er nicht weiß, woher sie kommen, auch wenn er die beiden Boxen schon ziemlich genau untersucht hat, besonders unangenehm. Ob Klassik, Jazz oder Pop, Klangwelten lassen ihn lieber das Weite suchen. Ansonsten ist er aber gerne da, wo wir sind und noch lieber mit einem von uns draußen.