Kategorie: Allgemein

Frühlingssonne

Frühlingssonne

Haru in der Frühlingssonne auf ihrem Lieblingskratzbaum

Jetzt ist auch bei uns der Schnee auf dem Rückzug. Die Wiesen rund ums Haus sind endlich schneefrei (fast – da auf der Nordseite angesichts der Dachlawinen ein hartnäckiger Schneeberg den warmen Temperaturen trotzt und auch vor den Solarpanelen dank der Strom-Notwendigkeit noch ein kleiner Rest übrig geblieben ist). Was die Frühlingsblumen angeht, so ist die Auswahl noch ziemlich bescheiden, und die kleinen Ansammlungen in der derzeit trockenen Erde machen wenig her. Aber mangels Alternativen  werden die Krokusse von Wildbienen und Hummeln häufig frequentiert. Allerdings fällt es den großen Hummeln nicht ganz so leicht mit ihren Flügeln und dem pelzigen, dicken Körper durch den Maschendraht hindurch zu fliegen.

Als Schutz vor unserer Hühnerbande gedacht erfüllt der Zaun nur zum Teil seinen Zweck. Denn die Rasselbande mit den Riesen-Füßen läuft auch auf dem Draht entlang, um im Boden nach dem ein oder anderen Grün zu picken. Immerhin können sie so nicht scharren.

Das haben sie dafür im Gemüsegarten ausführlich getan – in diesem Fall sehr zu unserer Freude. Denn dort dürfte kein Schneckenei unentdeckt geblieben, der Boden gut gedüngt und die Erde gelockert sein. Jetzt wird es Zeit, die auf acht Hennen und einen Hahn geschrumpfte Schar auszusperren und sich ans Einpflanzen zu machen. Vielleicht gleich an diesem Wochenende. Denn das Wetter verspricht durchaus eine sommerliche Anmutung, auch wenn es heute Nacht noch einmal minus ein Grad kalt war.

Im Gewächshaus kommen tatsächlich die ersten Pflanzen. Karotten, Salat und Kohl ist angedacht. Mal sehen, was daraus wird. Die Saatkartoffeln sind nach meinem Faux-Pas notgedrungen auch wieder vom Bioversand bei uns eingegangen. Die Frage bleibt allerdings noch, ob wir uns schon jetzt an die Fruchtfolge halten wollen oder dieses Jahr als Starttermin wählen, nachdem der von uns angelegte Acker zwischen Wiese und Grundstück erst im letzten Herbst dank der Schafsmatte zu seiner eigentlichen Bestimmung gefunden hatte.

Die Schafe meiden die Sonne angesichts ihres dicken Pelzes. Es dauert nicht mehr lang und der Schafscherer kommt

Das Geblöcke der Schafe lässt klar erkennen, dass sie langsam ihres Stalldaseins überdrüssig sind. Noch reicht das Heu, aber die vom Schnee befreiten Flächen üben eine große Anziehungskraft aus, obwohl noch kaum frisches Grün gewachsen ist. Auf der anderen Seite sind sie angesichts ihres dicken Winterfells wenig geneigt, sich allzu lange in der Sonne aufzuhalten – es sei denn es besteht die Chance, dass es etwas zu fressen gibt.

Über Ostern haben wir den Wohnungsbestand aus Unterschleißheim hierher gebracht und sind noch immer dabei, die alten/neuen Möbelstücke in unseren Hausstand zu integrieren. Nach vier Jahren hat die Übergangszeit in Unterschleißheim, die uns nach der Rückkehr aus Japan einen erträglichen Wiedereinstieg ermöglicht hat, ein Ende gefunden. Auch die Zeit in der BR-Zentrale wird wohl nur noch bis Mitte des Jahres auf reduzierter Basis dauern. Es ist an der Zeit, komplett und gemeinsam den Lebensmittelpunkt hier in der Bergerau zu finden.

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Der erste Frühlingshauch

Der erste Frühlingshauch

Heute erreichten auch bei uns im Kälte-Tal der Berger-Au die Temperaturen erstmals zweistellige Werte. Blauer Himmel war zwar nur zwischendurch zu sehen, aber der Wind wehte einen warmen Frühlingshauch ums Haus und die Helligkeit verhalf der Solaranlage die Batterie auf 100 Prozent zu bringen trotz eingeschalteter Heizungen. Das Gefühl der Erleichterung ist kaum zu beschreiben, dass bei uns vorherrscht, seitdem die Schmelzsicherungen ausgetauscht und die Solaranlage auch tatsächlich wieder Strom liefert.

Die Hühner nutzten die wärmende Hausmauer, um sich in der Sonne und der vermeintlichen Sicherheit von ihrem Schreck zu erholen. Vermeintlich deshalb, weil gestern der Habicht direkt an der Hauswand zwischen unserer Terrasse und dem Eingang zum Hühnerstall, sich aus der Luft ein Huhn gegriffen und es auf den Boden gedrückt zu rupfen begonnen hatte. Dann machte Louie immerhin einen solchen Lärm, während er sich unter unserer Bank auf der Terrasse versteckte, dass wir die Balkontür öffneten und der Habicht ohne sein Opfer davon flog. Zwei Hühner hatten sich in den Stall geflüchtet, die restlichen unter die Terrasse. Es wirkt aber so, als ob keines der Tiere bleibende Schäden davon getragen hat.

Frühling bedeutet auch, dass wir endlich mit der Aussaat beginnen können. Im Gästezimmer stehen schon die kleinen Töpfen mit Anzuchterde und jeweils einem Samenkorn. Mal sehen, ob der Blumenkohl dieses Mal etwas wird.

Auch im Gewächshaus habe ich angesichts des verlockenden Wetters den Boden bereitet – oder besser wieder zusammengerecht, nachdem die Hühner ausführlich im Gewächshaus herumgescharrt hatten. Ich denke, die Erde ist reichlich gedüngt und müsste einen guten Ertrag bringen. Wenn der asiatische Salat Mizuna so schnell wächst wie die vergangenen Jahre, dann steht bald wieder etwas aus dem eigenen Garten auf unserem Speiseplan.

Die Hühner haben alles umgegraben und alle Ameisen beseitigt

Mit unserer Kartoffelernte bin ich leider etwas zu sorglos umgegangen. Bis in den Januar hinein konnten wir mit den Knollen aus unserer Erde, die in der Speisekammer lagerten, gut auskommen. Dann habe ich den ersten von vier weiteren Säcken aus der Scheune geholt. Nach einem Monat war auch dieser leer, aber Nachschub war nicht mehr zu bekommen. Denn der tiefe Frost Mitte Februar hatte alle Kartoffeln in der Scheune zu Eis werden lassen. Mit steigenden Temperaturen verwandelten sich die harten Brocken in eine weiche, schwarze Masse. Damit war dieser Teil der letztjährigen Ernte nur noch für den Kompost geeignet. Schade. Aber es soll mir eine Lehre sein. In den kommenden Monaten werde ich mich endlich mit dem Keller beschäftigen, der frostfrei zu sein scheint, auch wenn er ansonsten nicht gerade einladend ist.

Angesichts der vielen Mäuler, die es mittlerweile im Schafstall zu stopfen, gilt, sind wir nicht mehr ganz so sicher, ob das Heu oberhalb des Stalls und in der Scheune wirklich ausreichen wird. Denn noch liegt viel Schnee ums Haus. Glücklicherweise sind allein heute sicher zehn Zentimeter hinweg geschmolzen. Es besteht also Hoffnung, dass sich irgendwann das Grün durchsetzt und die Schafe wieder selbst ihr Futter suchen können.

Bis dahin heißt es für uns, durch Pfützen und Seen zu fahren, zu waten oder den Hund hinüber zu tragen. Auch Haru hat wenig für dieses nasse Element auf dem Boden übrig. Dafür um so mehr für ein warmes, sonniges Plätzchen.

Der letzte Spaziergang mit dem Hund gerade eben bei schon schummrigen Licht lässt vom Frühlingshauch kaum mehr als eine Erinnerung. Es wird schon wieder zapfig im Tal der kleinen Ohe.

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Winter-Lämmer

Winter-Lämmer

…bei uns in der Bergerau ist immer noch richtiger Winter, auch wenn ich dieses Mal kein Beweisfoto an den Anfang stelle. Es sind zwar nur noch dreißig Zentimeter, die rund ums Haus die Felder bedecken, aber mit den jüngst gefallenen fünf Zentimeter, die auf den Ästen der Bäume rund um unser Grundstück liegen geblieben sind, sieht es wieder so aus wie in den vorangegangenen Beiträgen. Und ordentlich Langlaufen kann man auch.

Immerhin geht die Sonne schon etwas früher auf und hält dann auch etwas länger durch. Ich bin nun mal ein Frühaufsteher und zufrieden, wenn ich mit Hanabi in aller Frühe unseren Morgenspaziergang absolvieren kann.

Dann darf unser alter, fast 16-jähriger Hund auch gerne wieder unter der Decke auf dem Sofa schlafen. Aus meiner Sicht ist es daher nur zu begrüßen, dass das EU-Parlament der Kommission den Auftrag erteilt hat, die Abschaffung der Sommerzeit zu prüfen. Nur wie so oft dauert es extrem lange, etwas Eingeführtes wieder abzuschaffen – wenn es denn überhaupt gelingt.

Die länger werdenden Tage kann ich erst seit gestern wieder genießen. Denn seit gestern funktioniert unsere Solaranlage wieder. Es besteht Grund zur Hoffnung, dass tatsächlich nur die Schmelzsicherungen im Sunny Island Charger defekt waren. Ein netter Mitarbeiter der Firma Triathlon hat unter großem Gemurre der zentralen Disposition unserer Batterie einen einwandfreien, wenn auch ziemlich schwachen Zustand attestiert. Folglich haben wir den Diesel-Generator gleich für mehrere Stunden täglich laufen lassen.

Da die Schmelzsicherungen nicht leicht zu beschaffen waren – wenn einmal der Wurm drinnen ist, dann frisst er sich durch (und verwandelt sich am Ende hoffentlich in einen Schmetterling) -, hatte der Diesel ausreichend Zeit, die Batterie zumindest wieder auf über 70 Prozent ihrer Kapazität zu laden. Denn eine zu niedrige Batterie kann auch eine Ursache sein für das Durchschmelzen der Sicherung. Gestern waren die Schmelzsicherungen geliefert worden, und ich habe die Sunny Island Charger vorsichtig aufgeschraubt und jede Einzelne noch vorsichtiger in ihren Schlitz geschoben, um nach jedem Vorgang zuerst wieder alle Sicherungen einzuschalten und gespannt auf die Anzeige zu starren, ehe die nächste an ihren Platz kam. Angesichts der Wolken veränderte sich die Anzeige nicht gravierend, aber sie bewegte sich von einem Verbrauch um die 1,5 Ah hin zur Ladung von 3,5 Ah und am Ende auf über 6 Ah. Und dieser Zustand hält auch heute noch an. Das Leben auf dem Land ohne Anschluss an das ansonsten allumfassende Stromnetz macht wieder Spaß.

Eigentlich wollte ich ja diesen Beitrag ganz unserem Nachwuchs auf der kleinen Farm in der Bergerau widmen, aber die Sache mit der Solaranlage war die letzten zwei Monate so dominierend, dass die Erleichterung erst einmal hinaus und aufs virtuelle Papier musste. Unseren Schafen war die Sache mit dem Strom herzlich egal. Für sie zählt nur, ob noch genügend Heu im Stall vorhanden ist. Überraschenderweise sieht es so aus, als ob wir mit unserer Ernte aus dem letzten Jahr tatsächlich hinkommen werden. Die Scheune ist noch voll und ich muss wohl erst nächstes Wochenende von den Brettern über dem Schafstall die zweite Lage Heu nach unten holen.

Haben die Mütter genügend zu essen, geben sie auch ausreichend Milch. Und so sind unsere vier Weihnachtslämmer schon ordentlich gewachsen. Mit der krauseligen Wolle, ihrerNeugierde und den Lämmersprüngen sind sie einfach zu niedlich.

Vor drei Tagen ist Lamm Nummer fünf auf die Welt gekommen und wirkt neben den älteren Geschwistern klein und wackelig. Dabei ist die Kleine für ihr Alter extrem munter. Die gerade einjährige Mutter scheint ihre Sache instinktiv richtig zu machen. Ein anderes einjähriges Schaf hat einen extrem dicken Bauch, so dass sicher in den nächsten Tagen noch ein weiteres Lamm das Licht unseres kleinen Bauernhofs erblicken wird. Auch dann dürfte das Heu wohl reichen. In den schlauen Büchern zur Schafhaltung stand zwar zu lesen, dass die Lämmer erst nach ein, zwei Monaten Heu fressen, aber unsere sind schon jetzt dabei, ihre Köpfe tief in die Raufe zu stecken und im Anschluss mit den kleinen Mäulern die Halme eingeweicht wiederzukäuen – allerdings in deutlicher höherer Frequenz als ihre Mütter, was ziemlich putzig aussieht. Mal sehen, wann unsere Schafherde zum ersten Mal in diesem Jahr dem frischen Grün zu Laibe rücken kann.

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Winter Nachtrag

Winter Nachtrag

…jetzt ist die Schneehöhe auf über einen Meter gestiegen, und es soll in der Nacht wieder schneien. Immerhin sind die Langlaufloipen wieder gut zu befahren und bieten eine willkommene Abwechslung zu den Winter-Jogging-Strecken. Dafür hieß es auch heute: Schneeschaufeln am Morgen und am Nachmittag. Die Schneeberge rund um die Garagen überragen das Auto bei der Ein- und Ausfahrt. Noch können wir aber mit Hilfe des Traktors ein wenig Platz schaffen.

In den kommenden Tagen soll etwas wärmer werden, und wie schnell der Regen die Schneemengen zum Schmilzen bringen kann, haben wir bereits einmal in der Woche nach Neujahr erlebt. Das heißt allerdings auch, dass wieder die Schneemassen von den Haus- und Garagendächern mit lauten Getöse herabfallen werden und wir mühsam die Wege wieder freiräumen müssen. Nicht weniger mühsam war es, die Solarzellen auf dem Garagendach vom Schnee zu befreien, aber nur so kann der Elektriker hoffentlich am Dienstag die Solaranlage wieder in Gang bringen. Denn irgendwann wird die Sonne wieder scheinen.

Hanabi ist alles recht, so lange sie auf einem Schaffell in der Nähe des Küchenofens satt und zufrieden schlafen darf. Es sei ihr mit ihren fast 16 Jahren gerne vergönnt. Für Haru haben wir die Scheunenauffahrt entlang einen Weg freigeschippt, da sie auch im Winter auf Mäusejagd gehen will.

 

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Wieder Winter

Wieder Winter

Deja-vu. Die Landschaft rund ums Haus sieht wieder so aus wie Anfang Dezember. Und als täglicher Frühsport stand Schnee schaufeln auf dem Programm. Dabei hatten die letzten Wochen durchaus die Hoffnung keimen lassen, dass der Frühling 2018 bereits im Februar beginnen könnte. Danach sieht es derzeit nicht aus.

Allerdings sind die Temperaturen bisher verhältnismäßig mild geblieben. Nur in ein, zwei Nächten ist das Thermometer auf acht oder neun Grad minus gefallen. Einheizen müssen wir trotzdem mit Pellets, Holzscheiten oder Gas. Denn das Haus kühlt einfach schnell aus. Das merken wir besonders dann, wenn unser Waidlerhäuschen für ein paar Stunden für sich ist, weil Silke in der Berufsschule oder dem Pflegeheim und ich in München beim BR bin. Dann ist es schwierig, die Zimmertemperatur zumindest in ein, zwei Räumen auf ein erträgliches Maß zu bringen. Dafür sieht die Landschaft in weiß gehüllt extrem reizvoll aus und all die Geräusche werden um etliche Dezibel leiser.

Nachdem der Schnee in den ersten Tagen des neuen Jahres fast vollständig geschmolzen war, haben sich nun wieder 70 Zentimeter angesammelt. Und die Vorhersage lässt vermuten, dass der Meter bald voll sein dürfte. Zum Glück sind die Schneeladungen bereits mit lautem Getöse vom Haus- und Scheunendach heruntergerutscht. Haru was not amused und versteckte sich erst einmal außerhalb. Mittlerweile hat sich unsere Katze wohl an den Winter-Krach gewöhnt. Denn die Dachlawinen haben bereits wieder angefangen zu fallen und heute morgen war Haru trotzdem gleich zur Stelle, als es ums Futter ging.

Als die nasse Schneeladung von den Garagen krachte, bildete sich ein kleiner Wall vor den Toren. Silke konnte nur mit viel Muskelkraft den Weg für unsere zwei Autos freiräumen, ehe ich mit schwerem Gerät (vor allem der Erd-/Schneeschaufel hinten am Traktor) die Hügel einzuebnen vermochte. Die Schneehaufen vor den Garagen zwingen uns mittlerweile dazu, ganze Schneeladungen auf die andere Seite der Straße zu kippen. Zum Glück haben wir den Platz. In Altschönau ist es neben der Straße angesichts der Schneeberge ziemlich eng.

 

Die Hühner finden die weiße Pracht wenig erbaulich, hatten sie doch schon im Gewächshaus und an den frei geschmolzenen Stellen in unserem Gemüsegarten eifrig gescharrt, die Schneefreie Zone genossen und hoffentlich alle Schneckeneier vertilgt. Jetzt geht es für das Federvieh erst einmal wieder nur entlang der frei geschaufelten Bahnen rund ums Haus auf Spaziergang. Die zwei alten Hennen watscheln manchmal mit und sind trotz akutem und anhaltenden Schluckauf überraschend munter.

Die Eier-Produktion haben die jüngeren auch wieder aufgenommen, so dass im Küchenofen nicht nur Wärme sondern auch regelmäßig Kuchen entstehen kann. Von den eigenen Kartoffeln gibt es noch reichlich und der Vorrat an Lammfleisch in den Tiefkühltruhen ist zwar merklich kleiner geworden, aber noch haben wir genug zu essen. Und für Nachschub ist ohnehin schon gesorgt. Unseren Schafen ist das Wetter relativ egal, auch wenn sie keine große Lust haben durch den Schnee zu stapfen. Es macht ihnen aber auch nichts aus, im Stall zu stehen, solange sie ausreichend Heu vorgesetzt bekommen. Wenn nicht, dann erfolgt ein lautes „Bäh“.

Vor vier Tagen ist noch ein Lamm hinzugekommen: ein Lamm-Mädchen. Damit sind es jetzt vier kleine Lämmer, die bereits mit den Alten am Heu zupfen. Die Milch ihrer Mütter wird aber noch klar bevorzugt.

Wahrscheinlich wird zumindest ein Schaf noch lammen, vielleicht sind sogar die zwei Einjährigen trächtig. Dann wäre unsere Herde den Frühling und Sommer über wieder ziemlich groß. Die Gedanken kreisen bereits um die anstehende Aussaat und die Frage, wo dieses Jahr Kartoffeln angepflanzt werden können und was sonst noch wachsen soll. Es ist schön zu wissen, dass ich dafür, so wie es aussieht, in den kommenden Monaten mehr Zeit haben werde. Aber natürlich muss dafür vorher der Schnee verschwinden.

Unsere Solaranlage liefert übrigens immer noch keinen Strom – und das nicht nur, weil die Sonne in den vergangenen zwei Monaten so gut wie nicht zu sehen war. Dafür weiß ich jetzt, wie man eine Kippsicherung austauscht. Den Sinn der einzelnen Geräte (Wechselrichter, Charger) und die Verbindungskabel kann ich auch einigermaßen nachvollziehen. Zur Lösung unseres Problems hat dieses Verständnis allerdings nicht beigetragen. Die Solarmodule wollen ihren produzierten Strom einfach nicht weitergeben an die Batterie oder unseren Haushalt. In der Folge dieses Rätsels läuft der Diesel-Generator täglich, kam der Heizöl-Lieferant bereits zum Nachfüllen und standen schon zwei Elektriker ratlos vor unserer Anlage, während ein Fachmann aus der Gegend für länger krank geschrieben ist. Jetzt muss uns eine größere Firma aus Regensburg helfen, die hoffentlich am Dienstag kommt und das Problem beseitigt. Denn irgendwann wird wohl auch mal wieder die Sonne scheinen.

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Es ist ein Lamm geboren

Es ist ein Lamm geboren

Schafstall an Weihnachten

…eigentlich sind es ja zwei und die kamen schon am 22.12. – aber alles andere erinnert schon sehr an Weihnachten; nicht unbedingt an das christlich-historische, denn der Schafstall im Jahre 0 unserer Zeitrechnung war ja angeblich eine Höhle und Schnee gab es im damaligen Bethlehem sicher auch nicht; das Bild mit Schaf, Esel, Krippe, Maria und Josef im winterlichen Schafstall hat sich jedoch bei uns durchgesetzt.

 

Schnee gibt es noch in der Bergerau. Aber auch wir haben seit drei Tagen Plus-Grade, so dass die Schicht von knapp einem Meter auf nur mehr zwanzig Zentimeter zusammengesunken beziehungsweise hinweg geschmolzen ist. Immerhin kann man jetzt wieder mit Gummistiefeln und Hanabi durch den Wald stapfen, ohne dass einem der Schnee in den Schaft hinein fällt.

Da im Laufe der Zeit immer wieder Schnee vom Dach gerutscht ist, hat sich vor dem Hühnerstall eine kleiner Berg entwickelt. Den frei geschippten Weg rund ums Haus benutzt das liebe Federvieh allerdings gern – und hinterlässt überall seine Haufen. Wer wollte bloß Hühner;-)

Ansonsten geht das Leben seinen schon fast gewohnten Gang: Frühschicht im Pflegeheim für Silke, da in diesem Monat Praxis und erst im nächsten wieder Schule ansteht; das bedeutet aufwachen um vier Uhr. Tiere versorgen am Morgen (Hund, Katze, Hühner, Schafe), Haus und Kochen sind derzeit meine Aufgaben kombiniert mit Langlaufen oder Joggen; der Haushalt wird gemeinsam gestemmt und die Besuche bei den Lämmern natürlich auch.

Der einzig warme Platz denkt sich Hanabi

Mit den Hühnern geht es dann meist ins Bett – vielleicht doch ein bisschen später. Denn Louie und seine Damen sitzen angesichts der Kürze der Tage schon um 17 Uhr auf der Stange. Hanabi hat sich auf jeden Fall auch tagsüber den wärmsten Platz ausgesucht. Im Alter braucht man Wärme, Fressen, Zuneigungen und vor allem seine Ruhe.

 

Weihnachtstisch

Ein bisschen Weihnachten mit einem Geschenktisch gibt es bei uns übrigens auch.

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Winterlandschaft Mitte Dezember

Winterlandschaft Mitte Dezember

Die längst Nacht des Jahres steht uns noch bevor. Doch schon jetzt sind es 50 Zentimeter Schnee, der sich rund ums Haus angesammelt haben. Das sieht zwar schön aus, ist aber mit viel Schneeräumen verbunden. Und ohne unseren Traktor, also die diesel-betriebenen Hilfsmittel, wäre es unmöglich, den Weg bis zur Straße frei zu bekommen. Es sind gut 50 Meter, die vom Schnee befreit werden müssen, damit Silke zu ihrer Arbeit im Pflegeheim oder der Pflege-Schule kommt und ich nach München zum BR.

Wenn am 21. Dezember nach dem Kalender der Winter beginnt, wird die Schneehöhe wohl weiter angewachsen sein. Zum Glück haben wir Platz vor den Garagen, um die Schneemassen an die Seite schieben zu können. Allein das Schneeschild an der Vorderseite unseres Traktors reicht dafür nicht mehr aus. Mit Hilfe der Schaufel, an der Rückseite des Traktors angebracht, müssen die Schneeberge an die richtige Stelle transportiert werden. Dann hat auch Haru (Frühling) wieder eine Chance durch den Schnee hinaus ins Freie auf Mäusejagd gehen zu können.

Die Loipen sind alle gespurt, aber Joggen ist nur mehr eingeschränkt möglich. Nach drei Wochen krankheitsbedingter Pause musste es dennoch sein. Die schmale Straßenmitte, die der Schneepflug frei geräumt hat, müssen sich Hundebesitzer mit Spaziergängern (Joggern) und den Autos teilen.

Die „Vor-Winterzeit“ bringt Ruhe mit sich. Der Schnee zwingt die Waldarbeiter mit ihren Motorsägen zu pausieren und dämpft die Geräusche der vorbeifahrenden Autos, die angesichts der Straßenverhältnisse tatsächlich langsamer fahren. Urlauber sind in dieser Zwischenzeit ohnehin nicht da. Allein wir durchbrechen die Stille einmal am Tag für eine gute Stunde. Dann nagelt unser Diesel, um Strom in die Batterie zu leiten und die Waschmaschine zum Laufen zu bringen. Denn mit Solarstrom ist gerade kein Staat zu machen und Strom aus der Steckdose gibt es ja bei uns nicht. Ohnehin hat der Laderegler wohl einen Kurzschluss zuviel abbekommen – unserer Laienmeinung zufolge. Einen Experten für Solar-Insellösungen zu finden (im Idealfall hier in der Nähe auf dem Land) ist schwierig und einen Termin auszumachen noch schwieriger. Nächste Chance 9. Januar 2018. Bis dahin muss ich mir immerhin keine Gedanken über den Schnee auf den Solarmodulen machen. Das ist aber auch der einzige Vorteil.

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Perspektivenwechsel

Perspektivenwechsel

Diesen Anblick hatte ich nicht erwartet. Nach warmen, sonnigen Tagen in München und Frankfurt überraschte mich der immer noch weiße Anblick zu Hause schon ein wenig. Von den 15 Grad und dem lauen Nacht-Spaziergang von der Alten Oper zum Hotel ist hier in der Bergerau nichts zu spüren. Der Boden ist an vielen Stellen immer noch gefroren und der Schnee wird wohl auch heute nicht verschwinden. Ab morgen sind ohnehin für ganz Bayern wieder winterliche Verhältnisse angesagt.

Damit haben wir also in diesem Jahr weiße Verhältnisse noch etwas früher als in den Jahren zuvor. Einen Beitrag zur Debatte um den Klimawandel spare ich mir; die Zeiträume – mögen sie für uns als Mensch durchaus lang und bedeutend erscheinen – bleiben in den langen Zyklen der Natur mit ein paar Jahrzehnten persönlichen Beobachtungszeitraum bestenfalls ein Wimpernschlag. Aber es ist nur allzu menschlich für sich und seine Zeit das Besondere reklamieren und empfinden zu wollen. Pragmatisch gesehen mussten wir dieses Jahr einfach ein paar Wochen früher mit Schneeschaufeln und -schieben beginnen als letztes Jahr, werden die Schafe ein wenig früher mit Heu bedient, um entspannt und wiederkäuend vor dem Stall in der Sonne zu liegen; Wärme im Haus ist mit oder ohne Schnee ohnehin nur mehr dort vorhanden, wo wir mit Holz oder Gas punktuell Behaglichkeit erzeugen können.

Seitdem Silke ihre Ausbildung in Teilzeit zur Altenpflegerin begonnen hat, ist die gemeinsame Zeit noch kostbarer geworden. Jeder von uns hat seine Herausforderungen, die in der Struktur und den menschlichen Komponenten viele Parallelen zeigen. Die Probleme sind im BR, der Schule oder dem Pflegeheim überraschend ähnlich. Das verbindet die Welten, die auf den ersten Blick nicht unterschiedlicher sei könnten. Meinen Vortrag zum Thema „Transit“ auf der cresc:biennale habe ich hinter mir.

Vortrag Cresc gehalten am 23.11.2017

Wer will kann ihn hier einmal nachlesen. Mir hat es trotz vieler Zweifel Freude bereitet, mal wieder an einem längeren Text zu arbeiten. Und es hat mir Spaß gemacht, meine Gedanken den Menschen in so einem Rahmen: Opern- bzw. Konzertsaal, heterogenes Publikum, zeitgenössische Musik näher zu bringen. Die Resonanz vor Ort war positiv, auch wenn die Kritik zurecht auf die Schwierigkeit hinweist, Musik und Wort zu verbinden.

http://www.allgemeine-zeitung.de/freizeit/kunst-und-kultur/musik/biennale-fuer-moderne-musik-in-frankfurt-mit-konzert-verbinden-und-abwenden-eroeffnet_18344509.htm

http://www.fr.de/kultur/musik/biennale-fuer-moderne-musik-gescheiterter-transit-zwischen-allem-moeglichen-a-1394864

Aber Kritik ist besser als gar keine Reaktion. Da geht es mir nicht anders als den eigentlichen Stars des Abends wie der Komponistin Zeynep Gedizlioglu oder dem Dirigenten Ilan Volkov. Immerhin hat mir dieser Perspektiven-Wechsel gezeigt, dass ich mich auch in so einer Welt noch wohl fühle und diese Auseinandersetzung auch nie ganz aufgeben möchte.

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Vortrag cresc:biennale

Vortrag cresc:biennale

Vortrag Cresc: Transit von Peter Kujath 23.11.2017

Sehr geehrte Damen und Herren, liebes Publikum,

Der Begriff Transit, mit dem das diesjährige Festival überschrieben ist, hat viele Facetten. Auf den Internet-Seiten von cresc sind ein paar Begriffspaare genannt, in deren Spannungsfeld sich die Gesellschaft derzeit bewegt: Konflikt und Aussöhnung, Hoffnung und Resignation, Ort und Nicht-Ort, Eigenes und Fremdes.

Als ich gefragt wurde, ob ich einen Impuls-Vortrag halten möchte, der den Begriff Transit im Hinblick auf meine Korrespondentenzeit aufgreift – ich war sechs Jahre lang als ARD-Radiokorrespondent in Ostasien unterwegs –, da fielen mir beim ersten Brainstorming zuerst die vielen Stunden in den Transitzonen der Flughäfen ein. Die Passkontrolle hat man schon hinter sich, das Land aber noch nicht verlassen. Man befindet sich in einer Zwischenwelt, die symptomatisch ist für das Leben als Korrespondent. Ich habe meine deutsche Identität zwar mit nach Japan, Korea und Taiwan genommen, durfte aber eintauchen in ganz andere Gesellschaften. Ich war auf einmal der Fremde, der Ausländer. In der Reflexion der sich mir darbietenden Sitten und Gebräuche war ich auch zurückgeworfen auf die mir selbstverständlich erscheinenden Gewohnheiten, die ich an mir kaum wahrgenommen aber die Japaner irritiert haben.

Ein banales Beispiel dafür ist der Umgang mit dem Taschentuch: der Japaner bekämpft eine laufende Nase lieber, in dem er hochzieht, weil er es für unhygienisch hält, ein voll geschneuztes Taschentuch mit all den Viren und Bakterien in die Tasche zu stecken und mit sich herumzutragen, wie wir das gerade in der Erkältungszeit tun.

Transit bedeutet für mich, nicht hier noch dort zu sein; als Gast in einem fremden Land wie Japan oder Korea musste ich nicht Sitten und Gebräuche übernehmen, aber meine deutschen bzw. europäischen Werte durchaus einmal hinten an stellen. Vielleicht geht es der türkischen Komponistin Zeynep Gedizlioglu, deren Werk wir vor der Pause gehört haben, und die in Deutschland schon lange lebt, ähnlich.

Neben den persönlichen Transit-Erfahrungen konnte ich in Ostasien das Transit-Phänomen auch in der Gesellschaft und in der Politik beobachten: gewachsene Strukturen versuchen mit den modernen Anforderungen zurechtzukommen, soziale Bindungen gehen wegen des rasanten Fortschritts verloren. Vermeintlich bereits im Niedergang respektive Übergang befindliche Regime behaupten sich: teils durch Transformation, wenn ich an die Volksrepublik China denke, oder durch Abschottung und ideologische Überhöhung wie in Nordkorea. Hier wird der Bevölkerung eingetrichtert, dass allein die religiös verehrte Familie der Kims das Überleben des nordkoreanischen Volkes angesichts der ausländischen Bedrohung sichern kann.

Wir sehen den nordkoreanischen Staat meist als etwas Anachronistisches, als etwas, das keine Zukunft hat, sich also schon in einem Transitionsprozess, in einem Übergangsstadium befindet. Die nordkoreanische Elite hat ein ganz anderes Bild von sich und ihrem Regime: nämlich das der Stabilität in einer ansonsten chaotisch, sich immer wieder ändernden Welt.

Ich konnte noch zu Lebzeiten von Kim Jong Il als Korrespondent mehrmals nach Nordkorea reisen und mir auch das Land unter seinem Sohn und aktuellem Führer, Kim Jong Un, anschauen. Wer als Journalist nach Nordkorea einreist, muss sich auf ständige Begleitung einstellen. Bei meinen Besuchen waren es zwei Personen, die sich um mich „gekümmert“ haben. Gegenseitige Kontrolle und die Gefahr der Denunzierung verhindern in der Regel, dass man irgendetwas anderes als die offizielle Parteilinie erfährt. Das Perfide an dem Überwachungsstaat Nordkorea liegt darin, dass es keine bewaffneten Posten am Hoteleingang oder auf den großen Plätzen der Hauptstadt gibt. Wer es darauf anlegt, kann verbotenerweise allein die Straße entlang laufen – zumindest ein kurzes Stück, bis man von einem der vielen zivilen Beamten aufgehalten wird. Nordkorea ist kein Abenteuer-Spielplatz, auch wenn die Tourismus-Branche als einer der wenigen Industriezweige derzeit boomt.

Nordkorea ist aber auch kein statischer Block, der von ewig Gestrigen regiert wird. Als ich 2014 einreiste und auch am Marathon in Pjöngjang teilnahm – in dem Jahr war die Veranstaltung erstmals für Amateure geöffnet worden – konnte ich von dort direkt all meine Eindrücke twittern, einen Blog schreiben und natürlich im Radio berichten. Die Mobilfunk-Verbindung in der Hauptstadt war stabil und leistungsfähig. Diese Möglichkeiten bestanden allerdings nur für ausländische Besucher und wurden bald wieder eingeschränkt. Handys, Smartphones, ja selbst ein auf Nordkorea beschränktes Internet existieren aber weiterhin. Die nordkoreanische Propaganda hatte auf Youtube einen eigenen Kanal und stellt bis heute unter uriminzokkiri.com Videos mit ihrer Version der Wahrheit ins Netz.

Auch in Nordkorea gibt es also Wandel, aber von Transit zu sprechen, ist aus meiner Sicht verfrüht. Meinen Aufpassern war am Ende meiner Besuche in Nordkorea immer die Erleichterung anzumerken, wenn sie mich an der Passkontrolle am Flughafen vor dem Transitbereich wieder absetzen konnten, ohne dass sich ein größerer Zwischenfall ereignet hatte. Bei mir fiel die Anspannung allerdings erst dann so richtig ab, wenn ich im Flugzeug saß und unter mir die karge, braune Landschaft des ausgelaugten Landes zu sehen war. Freiheit zu empfinden, frei von Angst zu leben ist ein Geschenk, das wir in der deutschen Demokratie, in unserem Rechtsstaat vielleicht manchmal als allzu selbstverständlich nehmen.

In Japan, der von außen betrachtet westlichsten Demokratie in Ostasien, hat die Staatsmacht für mich als Ausländer etwas Einschüchterndes – vielleicht wegen der jahrzehntelangen, allerdings demokratisch legitimierten Ein-Parteien-Herrschaft. Wahrscheinlich hatte dieses Gefühl auch damit zu tun, dass ich im Konfliktfall – und den gab es zum Glück nur ein paar Mal – nicht in meiner Muttersprache argumentieren konnte, sondern mich trotz meiner rudimentären Japanisch-Kenntnisse sofort in der Rolle des Unterlegen befand. Auch das ist eine Erfahrung, die ich zwar nicht jedem wünsche, die aber dazu beitragen kann, sich zurück im vertrauten Umfeld – in meinem Fall in Deutschland – besser in die Rolle eines Gastes oder Ausländers hineinversetzen zu können.

Das Wort Transit wird im Rahmen der Politischen Wissenschaften noch in einem weiteren Zusammenhang gebraucht: als System-Übergang. Südkorea ist oder war so ein Transit-Land: gesellschaftlich, wirtschaftlich und politisch.De jure befindet sich der Staat noch im Kriegszustand. Der Korea-Krieg 1950 bis 53 wurde lediglich durch ein Waffenstillstandsabkommen eingefroren. Die Grenzen zwischen dem Norden und dem Süden sind noch immer strittig.War Südkorea lange Zeit ein rückständiger Agrarstaat, gehört es heute als erfolgreiche Industrienation zu den G20-Staaten.

Isang Yun, der koreanische Komponist, der als Leitmotiv immer wieder auf der diesjährigen Cresc:Biennale auftaucht, hatte sich Zeit seines Lebens für die Aussöhnung auf der koreanischen Halbinsel eingesetzt. Und er musste am eigenen Leib erfahren, wie wenig so eine Haltung in den 1960er und 70er Jahren in Südkorea akzeptiert war. Im damals noch autokratisch geführten Staat galten Menschen mit Verbindungen oder gar Sympathien für den Norden als Schwerverbrecher. Bis heute muss man von Seoul aus über Peking nach Pjöngjang fliegen. Das Gesetz ist noch in Kraft, das den Besitz und die Verbreitung von nordkoreanischer Propaganda in Südkorea unter Strafe stellt. Anfang 2017 wurde nach langer Zeit wieder ein südkoreanischer Buchhändler angeklagt, weil er über das Internet nordkoreanische Publikationen verbreitete, obwohl diese auch in südkoreanischen Bibliotheken einsichtig sind.

Auch das gehört für mich zum Thema Transit: selten stellt sich eine Situation auf den zweiten Blick so eindeutig dar, wie sie zuerst erscheinen mag.

2008 wurde in Südkorea Lee Myung-bak Nachfolger von Präsident Roh Moon-hyon, dem letzten Verfechter der sogenannten Sonnenscheinpolitik. Lee war ein konservativer Politiker, unter dessen Amtszeit sich der Zustand der friedlichen Koexistenz zwischen Nord- und Südkorea wieder in einen kalten Krieg verwandelte. Mit seiner Nachfolgerin, der ersten Präsidentin Südkoreas und der ersten Präsidentin, die auf Grund eines Amtsenthebungsverfahrens vorzeitig aus dem blauen Haus ausziehen musste, verschlechterte sich das Verhältnis zum totalitären Nachbarn weiter. Seit kurzem ist wieder ein eher links-liberaler Präsident in Südkorea an der Macht, der durchaus an der Sonnenschein-Politik anknüpfen wollen würde, wenn denn der engste militärische Partner Südkoreas damit einverstanden wäre. Die Rede ist vom Irrlichternden US-Präsidenten. Zuerst behauptete Donald Trump, dass er sich durchaus „geehrt“ fühlen würde, Kim Jong Un zu treffen. Dann drohte er wörtlich „…with fire and fury like the world has never seen before.“ Mit Feuer und Zorn, wie sie die Welt noch nie vorher gesehen hat. Auf seiner Asienreise vor zwei Wochen schlug Donald Trump dann wieder versöhnliche Töne gegenüber dem nordkoreanischen Diktator an. Eine nachhaltige Strategie hinsichtlich eines mit Atomwaffen und Langstreckenraketen ausgestatteten Landes scheint der US-Präsident noch nicht gefunden zu haben. Ich hoffe aber sehr, dass mit Hilfe der diplomatischen Kanäle über die UNO in New York trotz all des Säbelrasselns am Ende Schlimmeres verhindert werden kann.

Was hat dieser kleine, geschichtliche Exkurs mit Transit zu tun, mögen Sie sich fragen. Transit bedeutet für mich auch Perskeptiv-Wechsel. Versucht man einmal die Haltung der anderen Seite einzunehmen, in dem Fall von Nordkorea, dann ist die einzige Konstante bei den ständigen, politischen Richtungsänderungen in den USA oder Südkorea das eigene System.Und geht man davon aus, dass Kim Jong Un ein rationaler, wenn auch extrem grausam handelnder Akteur ist, dann stellt die nordkoreanische Politik mit ihren klar definierten Zielen derzeit den einzig berechenbaren Faktor dar.

Die Vermittlung der anderen Sichtweise, ohne diese zunächst als richtig oder falsch darzustellen, war mir ein Anliegen in meiner sechsjährigen Korrespondentenzeit. Dafür habe ich mich gerne immer wieder in die Transit-Zone begeben. Die Einordnung, meine persönliche Einschätzung konnten dann im Gespräch oder in Form eines Kommentars erfolgen.

Der Hauptsitz des ARD-Korrespondenten für Ostasien ist Tokio. Auf den ersten Blick wirkt Japan westlich, vertraut. Je länger man dort lebt, desto deutlicher treten aber die Unterschiede zu Tage. Es ist das Privileg eines Auslandskorrespondenten, mit dem Blick von außen und zeitlich befristet auf die Gesellschaft, die Gewohnheiten und das System des Gastlandes blicken zu dürfen. Man darf alle Fragen stellen, auch wenn man nicht immer Antworten erhält; sich über manche Eigenheit wundern und wird in der  Auseinandersetzung mit dem anderen im Idealfall mit den eigenen, bisher nicht-hinterfragten Grundsätzen konfrontiert. Dabei bleibt man immer Beobachter.

Meine Frau und ich haben Japan: das Land, die Menschen und ihre Kultur, sehr zu schätzen gelernt. Wir haben kurzzeitig überlegt trotz oder gerade wegen der 3fachen Katastrophe vom 11. März 2011 mit dem schweren Erdbeben, dem Tsunami und der Atomkatastrophe von Fukushima, uns dort niederzulassen. Aber uns war klar, dass wir dann bis ans Ende unserer Tage Außenseiter bleiben würden. Vielleicht liegt es an der Insellage, aber die japanische Gesellschaft ist sehr auf sich bezogen und mit sich beschäftigt. Auch dort fordert unsere Transit-Zeit ihre Antworten. Dem Fachkräftemangel bzw. der demographischen Entwicklung wird in Japan mit großem Erfindungsreichtum und technischer Raffinesse begegnet, aber kaum in Erwägung gezogen, das Land für mehr Zuwanderung zu öffnen.

Die Korrespondentzeit ist in der Regel befristet. Das heißt, es geht irgendwann zurück in die alte Welt. Transit wird auf die Zeit bezogen als endlich, eine Spanne von Wochen, Monaten vielleicht Jahren verstanden. Die Transit-Zeit erfordert besondere Anstrengungen, bietet aber auch große Chancen. Für uns war am Ende klar, dass wir nach der Zeit in der Fremde, in der Millionenmetropole Tokio, jetzt die Heimat auf dem Land erleben wollen. Deshalb haben wir uns einen kleinen Bauernhof im Bayerischen Wald gesucht und leben dort seit drei Jahren mit Schafen, Hühnern, Hund und Katze. Dank Internet und der richtigen Infrastruktur müssen wir aber nicht ganz auf die große, weite Welt verzichten. Ob damit das Transit-Leben für uns zu Ende gegangen ist oder nur eine neue Übergangsphase begonnen hat, kann ich jetzt noch nicht sagen.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

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Wintereinbruch im November

Wintereinbruch im November

Wir hatten es ohnehin vor – die Schafe von ihrem letzten Weidegrund oben am Waldrand herunterzuholen. Der heutige Wintereinbruch hat uns heute einen weiteren Grund geliefert. Nasser Schnee, der wohl nicht lange liegen bleiben wird, aber dem mittlerweile an einigen Stellen schon recht gelben Gras endgültig den Winterlook verpasst.

So ganz wohl war uns ohnehin nicht angesichts des ersten Wolfsrudels im Bayerischen Wald und der aus dem Tierfreigelände entkommenen bzw. herausgelassenen Wölfe, aber das Gras sah noch zu verführerisch aus. Also durften unsere sechs Schafe auf der zum Waldrand hinter dem Haus nach oben führenden Wiese die letzten grünen Halme abfressen. Besonders viel Strom auf dem Elektrozaun konnte die Sorge in der Nacht zumindest ein wenig abschwächen.

 

Jetzt stehen unsere Woll- und Fleischlieferanten wieder hinter dem Schafstall und können die Nacht über in Sicherheit gebracht werden. Das Heu türmt sich daneben zwar ordentlich auf, wir sind aber trotzdem skeptisch, ob es wohl den langen Winter über reicht. Das hängt auch davon ab, wann die Schafe ihre Lämmer bekommen. So dick wie drei von ihnen aussehen, dürfte es nicht mehr allzu lange dauern. Dann sind mehr Mäuler zu stopfen und wir werden wohl ein paar Rundballen irgendwo kaufen müssen.

 

Der erste Schnee hat unsere Schafe zurück ans Haus gebracht, die Hühner wollten auch ohne Schnee aber angesichts der kalten Temperaturen am Tag zuvor am liebsten uns auf die Couch: zumindest machte es den Anschein, als sie sich vor der Terrassentür postierten. Glücklicherweise ist Hanabi schon so alt, dass sie das alles nicht mehr zu stören scheint.

Wintereinbruch Mitte November

Der Gemüsegarten ist abgeerntet, aber die Schafsmatte aus dem vorletzten Jahr noch nicht aufgetragen. Auch der Abfluss unserer Quelle bräuchte wohl eine Reinigung und die Solaranlage mag derzeit ihren spärlich fließenden Strom nicht an die Hausleitung oder die Batterie weitergeben. Es ist also noch viel zu tun, ob der Schnee nun liegen bleibt oder nicht.

Und dann gibt es da ja noch das andere Leben: Silke macht die Ausbildung zur Altenpflegerin nach gut drei Monaten immer noch Spaß. Das gilt für die Schule wie die Arbeit mit den alten Menschen. Ich pendele zwischen der BR-Welt und unserem Landleben – mal mehr mal weniger enthusiastisch.

https://www.cresc-biennale.de/de/programm/2017-11-23/verbinden-und-abwenden-eroeffnungskonzert

Am 23.11. kann ich mich übrigens wieder einmal einer ganz anderen Herausforderung stellen. Ich darf über unsere Korrespondenten-Zeit im Rahmen der Cresc:Biennale in der Frankfurter Oper einen Impuls-Vortrag halten. Der Umgang mit Sprache bleibt ein wichtiger Bestandteil und die Erinnerung an Japan, Korea oder Taiwan sind auch nach vier Jahren nicht verblasst.

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