geboren 1972, seit 1995 Mitarbeiter des Bayerischen Rundfunks, von 2007 bis 2013 ARD Hörfunkkorrespondent für Ostasien mit Sitz in Tokio, seit August 2014 langsamer Rückzug in den Bayerischen Wald
Die wenigen Schneeflocken bleiben auch an den Spinnenfäden hängen
Waren es gestern nur einige, wenige Flocken, die vom Himmel fielen und auch nur auf dem Hügel hinter Altschönau liegen blieben, beziehungsweise sich in den übrig gebliebenen Spinnweben verfingen, so sieht es heute tatsächlich nach Winter aus.
Blick aus der Haustür
Straße nach Altschönau – es wurde schon gestreut
Die Halme der Wiesen ragen noch deutlich aus dem Schnee
Das gilt auch für unseren, frisch begrünten Aufgang zum alten Stall
Die spätsommerlichen Temperaturen in den vergangenen Wochen hatten zahlreiche Wetter-Pessimisten auf den Plan gerufen, die ein Ausbleiben des Winters prognostizierten. Auch wenn es jetzt rund ums Haus weiß-grün-gesprenkelt aussieht, ist es immer noch Herbst, und es ist definitiv zu früh, eine Aussage über den kommenden Winter zu treffen, aber der Blick aus dem Fenster ist eine schöne Abwechslung.
Start bereit für den richtigen Winter
Ungeachtet, was man bezogen auf das Wetter glauben mag, haben wir vorsichtshalber unseren Traktor winterfest gemacht. Die Wiesen sind gemäht und deshalb hat er ohnehin im Moment keine andere Verwendung, als auf seinen Einsatz als Schneepflug zu warten. Im letzten Jahr haben wir mit seiner Hilfe das Areal von der Straße bis zu den Garagen erfolgreich vom Schnee befreit. Allerdings blieben die angekündigte Schneemassen aus. Mal sehen, was uns heuer erwartet.
Jetzt müsst Ihr uns füttern – scheint der Blick zu sagen
Unseren Waldschafen scheint der Schnee nicht allzu viel auszumachen. Und Elb, der Schafsbock, hat, nachdem „die Neuen“ alle durchprobiert sind, sich wieder auf seine Halbschwester Marple besonnen.
Marple schaut um die Ecke…
gefolgt von Elb, der derzeit sehr interessiert zu sein scheint…
Marple weniger…
aber noch bilden sie ein schönes Paar
Waldschafe sind a-saisonal. D.h. sie können sich jederzeit zusammenfinden, trächtig werden und Lämmer gebären. Elb allerdings muss sich beeilen, will er seine Gene noch weitergeben. Heute Nachmittag kommt der Metzger – schweren Herzens, aber wir haben uns fest vorgenommen, unseren Tieren ein angenehmes Leben zu ermöglichen, bis sie entsprechend unserer Bedürfnisse auch geschlachtet werden können. Soweit die Theorie…
Vor kurzem schaute mich eine gute Freundin überrascht an, als ich ihrem Blick gen Himmel folgte, aber zu einem ganz anderen Schluss kam. Während sie vom Fernblick und dem blauen Himmel schwärmte, erwiderte ich nur kurz, dass es ruhig einmal wieder regnen könne.
Es ist nur noch ein dünnes Rinnsal, das da aus dem Rohr kommt
Der Betrachtungswinkel hat sich verschoben, seitdem wir aufs Land gezogen sind und tatsächlich mit dem Gemüseanbau im Kleinen und der Tierhaltung im ganz kleinen Stil begonnen haben. Damals, als wir vor dem Kauf dieses kleinen Bauernhauses über die Wiesen gegangen sind, konnten wir das nur mit Gummistiefeln.
Die Feuchtwiese machte ihrem Namen alle Ehre. Der letzte Winter brachte zwar wieder etwas Schnee, aber nicht in den vorhergesagten Mengen. Immerhin fiel etwas Nass, sonst wäre wohl schon im Frühjahr unsere Quelle versiegt.
…und bald wird wohl nichts mehr fließen
Dabei können wir das Wasser, das beständig aber mittlerweile nur mehr als dünnes Rinnsal in den Beton-Bottich vor unserer Haustür fließt, zur Bewässerung der Pflanzen und Tiere gut gebrauchen. Hühner, Schafe, Obstbäume, Karotten, Salate und Gartenmelde brauchen durchaus viel Wasser, wenn die Natur lediglich von ein bisschen Tau benetzt wird. Der Sommer blieb trocken und die paar Regentage im Herbst reichten nicht aus, um den Wasserspeicher wieder zu füllen. Unsere Wiesen sind auch im November, der eher einem goldenen Oktober gleicht, trocken und die Kleine Ohe, die am Rand unseres Grundstücks entlang fließt, führt kaum noch Wasser mit sich.
Der Fluss am Rande unseres Grundstücks
Weiter hinten im Wald steht die Biberburg
Von Menschenhand und Biberzahn gefällt
Dabei galt ihr Wasser-Einzugsgebiet am unteren Rand des Lusen einst als regenreichstes Gebiet in Deutschland. Die Zeiten ändern sich und wir mit ihnen.
Melancholie ist für mich ein Zustand, der Wohlgefühl mit dem Wissen um seine Vergänglichkeit paart. Es ist ein Schwebezustand, der Emotionen aus der Vergangenheit aufsteigen lassen kann oder eine Ahnung hervorruft, dass die Schatten im Anmarsch sind. Im Herbst gibt es viele solcher Momente, ausgelöst von der Veränderung in der Natur. Die Strahlen der Sonne vermitteln nur noch einen Hauch von Wärme, der ausreicht, um die wohlige Erinnerung an die Eindeutigkeit der Hitze zu erzeugen begleitet von einem Frösteln im Hinblick auf die Minus-Grade, die unweigerlich bevorstehen.
Astern vor dem bereits kahlen Vogelbeerbaum
Allein die Astern lassen erahnen, wie reichhaltig die Blumenpracht bis vor kurzem noch war. Das üppige Grün ist verzehrt, aber die Ansätze sind zwischen den gelb, braun, rot verfärbten Blättern zu erkennen. Die Luft schmeckt morgens nach gefrorener Feuchtigkeit und am Nachmittag nach angefeuchtetem, warmen Waldboden.
Blick entlang des Hauses die Lichtung hoch
Die Straße aus oder in den Wald
hinter der ersten Baumreihe hat der Borkenkäfer „gerodet“
Der Blick auf unser Häuschen von Altschönau kommend
Ich bin froh, hier sein zu dürfen und traurig, weil ich bald wieder die Stadt gegen das Land eintauschen muss. Noch kann ich mir ein Dasein allein mit Hund, Schafen, Hühnern und Silke in der Einsamkeit des Bayerischen Walds nicht vorstellen. Aber gerade das Wort noch ist der Inbegriff der Melancholie. Es hat beide Dimensionen. Es reicht aus der Vergangenheit gerade noch in die Gegenwart oder impliziert, dass der Augenblick jeden Moment von der Zukunft abgelöst werden kann. Und auch das kann beides beinhalten: das Nahen eines ersehnten Zustands oder das Ende des bisherigen Glücksgefühls.
Ich freue mich durchaus auf den Winter. Statt den Laufschuhen stehen die Langlaufskier vor der Tür. Die Arbeit im Garten oder der Wiesen hat Pause. Schneeschaufeln, Holzhacken, Solarpanelen befreien – das war die Routine im letzten Jahr und das wird sie wohl auch in diesem Jahr werden. Es ist unser zweiter Winter. Während der erste von den Renovierungsarbeiten im Haus dominiert wurde, haben wir dieses Mal die Wahl, welcher Aufgabe wir uns stellen wollen. Wahrscheinlich könnte es immer so weiter gehen, wenn nicht eine innere Unruhe uns begleiten würde. Sind wir angekommen? Gehören dieses Fragen und die Möglichkeit der Veränderung unlösbar zu uns? Auf jeden sind sie Grundlage für das Gefühl der Melancholie, der Sehnsucht nach Routine, die wir immer wieder untergraben, um uns danach sehnen zu können.
Unsere, derzeit sechs Schafe auf der Suche nach dem letzten Grün
Ich war am Sonntag Joggen. Die Sonne, die Herbstfärbung und die zweistellige Temperaturanzeige obsiegten über die stechenden Schmerzen in der Hüfte und rechts über dem linken Knie. Ein Phyrrussieg über die Vernunft, die dringend zu einer längeren Pause geraten hat. Wozu? Alles ist vergänglich und ich will nicht auf dieses Gefühl verzichten, solange ich es kann – hoffentlich noch viele Jahreszeiten lang.
Mäh, Kikerki, Bäh schallt es über die Berger-Au, während die Sonne erste Boten ihres Kommens über die Bergrücken schickt. Das Leben geht weiter. Von der Kleinen Ohe bis zu unserem Haus liegt ein weißer Nebel-Vorhang. Normalerweise ist es nur der Hahn, der in regelmäßigen Abständen kräht, bis sich seine Hühnerschar von der Stange auf den Boden begeben hat, um ihre Lieblingsbeschäftigung aufzunehmen: Picken und Scharren, Scharren und Picken.
Nur zwei Monate her – da waren es noch drei
Marple und Elb heben immer wieder den Kopf beim Grasen und erinnern mit ihren Rufen daran, dass einer fehlt. Für Maggy war es gestern die letzte Vorstellung. Das Mutterschaf hat sich von seiner Lungenentzündung nicht mehr richtig erholt. Zu wenig Kraft, zu wenig widerstandsfähig lag es gestern Nachmittag auf der Seite, konnte nicht mehr aufstehen und der Blick durch die nur mehr halb-geöffneten Augenlider machte deutlich, dass es jetzt wirklich zu Ende geht. Ihre beiden, einjährigen Lämmer Marple und Elb hatten deutlich gespürt, dass etwas nicht stimmt und mich mit ihren Rufen in den Stall geholt. Ein Schaf auf der Seite, der Kopf langestreckt im Heu liegend, während die Klauen leicht zucken, ist ein erbarmungswürdiger Anblick. Das Streicheln über Nüstern und Stirn, leises Zureden konnten das Zittern zwar etwas beruhigen, aber mehr auch nicht.
provisorisches Grab
Wie es der Zufall wollte, ist unser Tierarzt, der Maggy schon zweimal kurzzeitig wieder auf die Beine brachte, im Urlaub. Nüchtern und realistisch teilte er uns damals jedoch mit, dass sie wohl kaum die nasskalte Jahreszeit überstehen wird. Seine vertretende Kollegin hat ihr Bein geschient und konnte deshalb nicht kommen.Telefonate, ablenkende Arbeit und dazwischen immer wieder der Gang in den Stall, ob Maggy bereits erlöst ist. Zureden, Streicheln und hilfloses Weggehen meinerseits. Silke organisierte dann einen Tierarzt aus Freyung, der am Abend unserem „Sorgenschaf“ ein Einschlafen ermöglichte.
Marple, Elb und rechts Maggy
Nur zwei Monate war sie Teil unserer, kleinen Herde am Wailderhaus und hat uns viel zu schnell beigebracht, was das Halten von Schafen so alles mit sich bringt. Jetzt liegt ihr toter Körper provisorisch unter einer Plane begraben, bis am Montag der Entsorgungsdienst für Tierkadaver vorbeikommen kann.
Auf meinem Weg zurück vom morgendlichen Hunde-Spaziergang den Hügel hinab von St. Oswald schallen mir die Rufe der beiden Übriggebliebenen durch den Nebel entgegen. Ich weiß, ich kann nichts machen. Die Zeit wird auch bei den beide Schafen dafür sorgen, dass ein unbeschwertes Grasen wieder möglich sein wird. Und wir werden ungeachtet oder gerade wegen des traurigen Verlustes sicher in Kürze die Herde aufstocken. Aber das Mäh und Bäh treibt mir trotzdem Tränen in die Augen. Das Leben geht weiter.
Manchmal kommt man einfach nicht hinterher – vor allem, wenn die Woche aufgeteilt ist zwischen der Arbeit in München und dem Landleben im Bayerischen Wald. Von den vielen Kleinigkeiten, die es zu erledigen galt, gehörte das Streichen unseres Gastanks auf jeden Fall dazu. Dezent grün fällt er nicht mehr so auf in unserer grünen Idylle.
Für einen Moment Pause
Was hat sich also alles ereignet, seitdem die Anzeige auf dem Fieberthermometer auch bei uns die Schweißperlen auf die Stirn getrieben hat?
Nach dem Friseur
Unsere drei Schafe sind mittlerweile einmal geschoren worden, und in der zweiten Woche danach ist bereits wieder eine weiche Decke auf ihren Rücken gewachsen. Dennoch friert besonders Maggy am Morgen angesichts des dann doch schnell eingetroffenen Herbstes. Mal sehen, wie das mit ihr weitergeht. Einen Rückfall nach ihrer schweren Lungenentzündung hatte sie bereits. Der Tierarzt kennt uns bzw. unsere Patientin und wir kennen seine Preise – übrigens der gleiche Betrag wie für einmal Klauenschneiden und Scheren.
Gibt es hier irgendwo einen Notausgang?
Wie der Vater so der Sohn zumindest beim Klauenschneiden
Gelernt ist gelernt – das überlassen wir auch künftig dem Fachmann
Maggy steht auf der Wiese immer ein wenig abseits, aber immerhin steht sie. Denn wie es der Zufall wollte, hat sie sich nach ihrer Krankheit auch noch die Klaue verstaucht und hinkte oder besser wollte gar nicht laufen. Und so legten wir ihr frisch gemähtes Gras direkt vor das Maul oder versorgten sie mit Heu und Brot, während die jungen Schafe draußen sich durch unser Gras fraßen.
lebende Rasenmäher vor dem Friseurtermin
Erste Versuche, sich wieder selbst zu versorgen, erfolgten übrigens im Knien. D.h. Maggy humpelte auf die Wiese und kniete sich mit den Vorderläufen hin, um dann ein wenig Gras zu rupfen. Sie so zu fotografieren, fanden wir dann aber dann unter ihrer Würde.
Alle drei wieder vereint
Doch auch diese Phase schein überstanden. Jetzt macht Maggy zwar regelmäßig Pause, aber frisst im Stehen. Da ich diesen Eintrag mit „Update“ überschrieben habe, erlaube ich mir, einige der jüngsten Ereignisse als Panoptikum hier zu erwähnen, ohne besonderen Wert auf die Chronologie zu legen. Die drei Tage auf unserem, kleinen Bauernhof sind für mich meist so intensiv, dass ich zurück in der Stadt oft Mühe habe, mich korrekt zu erinnern, was wir wann wie gemacht haben.
Sonntagsarbeit
Viel geregnet hat es diesen Sommer auch bei uns nicht. Die Feuchtwiese verlor mehr und mehr den ersten Teil ihres Namens, was das Mähen und damit das Befahren mit unserem Traktor einfacher machte und zumindest dem einen Teil eine zweite „Rasur“ und unserem Abhang zur kleinen Ohe eine ordentliche Frisur verschaffte.
Gemähte Wiese
Doch das ein oder andere Gewitter ging auch bei uns nieder und angesichts der geringen Auswahl sauste ein Blitz in unsere Stromanlage. Die Sicherung flog heraus und das war es dann auch – mit Ausnahme des Computers, der am Stromnetz hin. Der war hinüber und mit ihm ein Teil unserer Bilder. Ich sitze also an einem Ersatz. Und wir sind um eine Erfahrung reicher: keine elektrischen Geräte am Strom lassen, wenn ein echtes Gewitter kommt (hatte das nicht unsere Nachbarin auch schon gesagt;-)
Maggy ist fertig und Marple an der Reihe……Marple an der Reihe, während Elb in Warteposition verharren muss
Zurück zu den Schafen: es war ziemlich beeindruckend wie schnell die Tiere ihre Wolle verloren und die Klauen gestutzt wurden. Für Marple und Elb war es das erste Mal und so sahen sie deutlich erschreckter aus als Maggy, die abgemagert aber durchaus neugierig das Treiben verfolgt.
Ein stolzes Exemplar
aber nicht unbedingt der Mutigste
auch wenn er sich vor seine Damen stellt
um jedoch jederzeit den Rückzug antreten zu können
Unseren Hühnern geht es übrigens gut. Unseren ersten Anlauf, den Hahn aus dem Verkehr zu ziehen, haben wir abgeblasen, nachdem klar war, dass er trotz seines schrankartigen Brustkorbs und dem völlig zurecht verpassten Spitznamens (Arnie) mehr Angst vor uns als wir vor ihm haben. Vielleicht arrangieren wir uns also auch auf engstem Raum im Winter mit einander.
Viel verbirgt sich nicht unter dem Heu
so sehr wir auch graben
oder mit der Erntegabel in die Erde stechen
Und dann ist da noch die Botanik. Von all unseren Anbauversuchen hat sich der Salat am besten entwickelt, obwohl es in diesem Jahr extrem viele Schnecken gibt. Die Karotten blieben ausgesprochen überschaubar, die Erbsen sorgten zumindest für die Vorstellung wie ausgezeichnet frische, kleine Erbsen schmecken können, ehe sie braun wurden und die Kohlrabi schafften es nicht über zwei, drei kleine Köpfe hinaus.
Ein etwas mageres Ergebnis
Was die Heukartoffeln angeht, so hatten wir es ja schon befürchtet: die Wühlmaus oder besser die Wühlmäuse in Mauscity haben ganze Arbeit geleistet und waren von unserem Angebot (praktische Heugänge mit regelmäßigen Verpflegungsstationen) hellauf begeistert. Folglich fiel die Ernte ziemlich bescheiden aus.
Aus zwei mach eins
Aber in diesem Jahr ging es ja auch vor allem darum, Erfahrungen zu sammeln. Das gilt für vieles hier auf dem Land: zum Beispiel für meine verzweifelten Versuche, den Kreiselmäher an den Traktor anzuhängen. Immerhin sorgten diese Misserfolge für genügend Energie, um mit einem geliehenen Presslufthammer, einen Betonring zerkleinern kann – den Zweiten habe ich mir dann doch lieber fürs nächste Jahr aufgehoben.
Es wächst und wächst und wächst. Einmal gemäht, heißt nicht, dass wir jetzt Ruhe hätten. Die Natur treibt ungerührt ihre Blüten oder besser Grashalme. Gut, dass bald die Schafe kommen und hoffentlich den ein oder anderen Halm zurecht stutzen.
Erst kamen die Frösche zur Paarung
Dann die Kaulquappen
und mit ihnen die Ringelnattern
Doch es bleibt genügend Grün übrig, dass von Hand wie hier rund um unseren Klärteich gekürzt werden muss. Der Abhang hin zur kleinen Ohe war das vorletzte Stück, das noch nicht von uns einmal in Angriff genommen wurde.
Der Kreiselmäher mähte eine Schneise in den Urwald. Ich bin mir nicht sicher, ob wir es ein zweites Mal versuchen werden.
Es gibt für unsere Möglichkeiten und Ausrüstung einfach zu viel Grünfläche und die Wiese oberhalb unseres Grundstück, die wir in Absprache mit dem aktuellen Pächter mähen bzw. als Weidegrund für die (drei;-) Schafe nutzen dürfen, ist zumindest ein wenig einfacher abzumähen und war der letzte Teil, der noch nicht von uns „angefasst“ wurde.
Die schmalen Bahnen des Kreiselmähers verlieren sich fast auf der Wiese
Das gilt übrigens auch für das Haus. Rund um die Garagen und den künftigen Schafsstall lagerten viele Dinge, die vielleicht noch einmal zu gebrauchen sind oder auch nicht. Ein Teil wanderte auf den Sperrmüll. Ein Teil hat nur seinen Platz gewechselt wie der alte Anhänger mit dem man gefällte Bäume transportieren könnte, wenn wir denn welche zum Fällen hätten;-)
Ein noch funktionstüchtiges Museumsstück
Der Heuschnupfen macht nach der Traktorfahrt mit Mundschutz und dem Reihen-Rechen seinem Namen alle Ehre. Und der Heustadl hat schon fast keinen Platz mehr für die Schafe. Immerhin dürften sich die Tiere angesichts des sie umgebenden Heus wie im Schlaraffenland fühlen.
Dahinter verbergen sich zwei Fenster
aber die Verschläge für die Schafe sind wohl leichter zugänglich
Noch ist der Auslauf klein, aber es steht reichlich Wiese zur Verfügung
Ein wenig geht es uns auch so, obwohl wir unser grünes Schlaraffenland mit den Schnecken teilen müssen, die regelmäßig eingesammelt werden und über einen der Gräben fliegen, damit sie wenig später wahrscheinlich schon wieder auf unseren Kartoffelpflanzen herumkriechen. Es ist faszinierend wie radikal diese Nacktschnecken die kleinen Pflänzchen, ob Radischen, Salat oder Kohlsorten, abfressen.
Von einigen Saat-Versuchen ist einfach nichts übrig geblieben. Da hilft nur das Gewächshaus, das mittlerweile zur Hälfte von den Tomatenpflanzen ausgefüllt ist. Wenn wir das mit dem Timing noch hinbekommen, dann steht dem Wohlgefühl einfach in den Garten gehen zu können, um den Salat fürs Abendessen herauszuziehen nichts mehr im Wege – solange die Saison reicht.
Salat unter Tomaten
Die Möhren tun sich etwas schwer
Der Boden im Vorgarten muss wohl mit unserem Kompost etwas aufgebessert werden
Die Erbsensträuche haben ihren Dienst schon fast eingestellt. So gut die selbstgepflückten Schoten schmeckten, finanziell ist der Anbau (vor allem da es das erste Mal war) ein echtes Verlustgeschäft.
Ich will nicht verhehlen, dass mich hin und wieder das Gefühl beschleicht, dass ich in der Betonwüste der Stadt besser aufgehoben sein könnte, aber der Blick aus dem Fenster, von der Terasse oder beim Gang über die Felder wischt diese Frage schnell wieder weg. Gestern zog ein Falke seine Kreise über unseren Wiesen, um immer wieder rüttelnd in der Luft zu stehen, ehe er sich terassenförmig gen Boden bewegte. Beim zweiten Mal flog er dann mit seiner Beute in den Fängen zu den Bäumen. Wenig später war er schon wieder da. Wahrscheinlich hatte er/sie die Maus (oder den Maulwurf) dem Nachwuchs geliefert.
In der Mitte saß der Falke, aber ich hatte natürlich keine Kamera zur Hand;-)
Der nächste Fang lies nicht lange auf sich warten, wurde dann aber auf der Spitze einer der Fichten am Wiesenrand direkt verspeist.
Dieser Nachbar brütet im Giebel des künftigen Schafsstall
All das hat etwas Beruhigendes und Unmittelbares. Diese Erlebnisse sind kein Ersatz für Kultur oder die Beschäftigung mit der Welt, aber ein für uns gerade idealer Ausgleich. Also machen wir weiter mit unseren kleinen Farm. Nächsten Samstag holen wir unsere drei neuen Mitbewohner…
Angesichts unserer vielen Mäuse haben wir uns eine große Katze zugelegt…
dekorativ an unserer Einfahrt
vielleicht gibt es auf der anderen Seite etwas zu essen
vielleicht auch nicht
Wenn ich an die Hühner denke, die zum Glück schon im Hühnerstall auf der Stange schlafen, ist das vielleicht doch keine so gute Idee. Und die Schafe sind ja auch bereits ausgesucht.
Maggy und Marple
Marple vor dem Klauen schneiden
und ein kleiner Bock: Elb
Manchmal kommt es mir vor, als ginge das alles doch etwas zu schnell. Aber wir wollten das ja unbedingt einmal ausprobieren – sagt Silke;-)
Wenn es noch eines Beweises bedurft hätte, dass wir im Nationalpark leben – wenn auch am Rand – dann hat ihn uns der Luchs geliefert.
ein wenig gebräuchliches Wort: heuen. Aber eine bessere und zutreffendere Beschreibung gibt es nicht – zumindest, wenn man dieses Duden-akzeptierte Verb in Google eingibt und sich gleich weiter zu den Bildern klickt. So sahen und sehen wir auch aus;-)
Wenden und Reihenbilden in Handarbeit
Angesichts der gigantischen Auswahl an landwirtschaftlichen Maschinen, die es mittlerweile möglich machen würden, unsere gut einen Hektar große Wiese mit überdimensionierten Kreiselmähern links, rechts und vorne am doppelt-mannshohen Traktor in zwei, drei Bahnen fertig zu machen, kommt uns unser kleiner Traktor mit dem kleinsten Kreiselmäher auf der rechten Seite fast verloren vor. Der große Bruder fährt oft genug an unserem Haus vorbei, um von den Mäh-Gründen in St. Oswald nach Altschönau zu wechseln, und uns jedes Mal angesichts der schieren Größe zu beeindrucken.
Der Dritte Teil von Sieben steht an
Wir haben bei unserem ersten Versuch leider längst nicht alle Grashalme erwischt und mussten lernen, welche Spur zu halten, die beste Wahl ist. Aber die nächsten Anläufe gestalteten sich deutlich effektiver und unsere große Sorge, dass sich die Reifen in die Grasnarbe hineinfressen, hat sich bisher nicht bewahrheitet. Allein die vielen Fahrten auf und nieder mit dem Traktor dauern, bereiten aber durchaus Vergnügen, wie man sehen kann.
Damit ist in Bezug auf das Heuen allerdings nur der Anfang gemacht; und das noch dazu mit Diesel-getriebenen Pferdestärken. Faszinierend wie unmittelbar die Dinge an so einem Traktor sind (zumindest an unserem;-), wie die Kraft einer Kurbelwelle umgesetzt wird in die Umdrehungen der Mähblätter. Hier wäre nebenbei bemerkt ein Heuwender, eine Häufelmaschine und ein Gerät zur Erstellung von Heuballen unproblematisch anschließbar.
Auch im Kleinformat für Anfänger Ehrfurcht einflössend
Hinauf in die Steuerzentrale
Wie ging das noch einmal mit den Hebeln und Knöpfen
Genug des Fotografierens : ich muss mich konzentrieren
Na dann mal wieder los
Allerdings wollten wir bewusst alles weitere von Hand machen, um ein Gefühl dafür zu entwickeln, wie viel Heu eigentlich auf unseren Feuchtwiesen zusammenkommt. Und es ist jetzt schon klar – obwohl wir auch nach dem zweiten Wochenende noch nicht fertig sind – es ist viel, viel Heu, das per Hand mit den noch von den Vorvorgänger im Stadl zurückgelassenen hölzernen Rechen (vielen Dank dafür) gewendet und in Reihen aufgehäuft werden muss, ehe der Traktor den alten und ebenfalls von den Vorvorgängern zurückgelassenen Holzwagen (vielen Dank auch dafür) zum Beladen auf die Wiese zieht.
Häufeln
Mit Heugabel, oder Rechen auf den Wagen
es geht auch mit den Händen
Dann mit den Händen festdrücken und in regelmäßigen Abständen festdrücken
Und schnell stellt sich heraus, dass der Wagen für die Menge an Heu viel zu klein ist. Da hilft das Zusammenpressen, das ich auf dem Wagen – stehend oder auf allen Vieren (zum Glück gibt es davon kein Bild;-) – praktiziere, leider auch nicht viel. Und ähnlich sieht es dann aus, wenn es ums Einbringen in den Stadl, der im Herbst zum Schafstall werden soll.
Mit der Heugabel hinein gestochen…
…der Nachteil des gepressten Heus ist die Schwere…
…und jetzt mit Schwung in das kleine Loch oben links
Wenig überraschend war auch der Dachboden schnell voll: um genau zu sein füllten bereits zwei Teile unserer Wiese die über die Balken gelegten Bretter, so viel Mühe ich mir beim Verteilen auf dem dunklen Dachboden auch gab.
Jetzt ist die große Frage, wohin mit dem ganzen Heu
Natürlich hätten wir auch den Bauern, der bisher die Wiesen gepachtet hatte und auch die Wiesen in unserer Nähe aberntet, fragen können, ob er schnell mit seinem großem Gerät über unsere Grashalme fährt, aber die Arbeit des Rechens hat etwas Beruhigendes – zumindest für eine gewisse Zeit, ehe ich unweigerlich an Sisyphos denken muss. Gerade am Abend mit kaum noch Autoverkehr und dem Vögelgezwitschere, den kreisenden Greifvögeln und dem besonderen Abendlicht wirken die wiederkehrenden Bewegungen meditativ. Allerdings muss ich einschränkend zugeben, dass ich noch nie meditiert habe.
Die drei Stadien des Heuens
Am nächsten Morgen mit aufgehender Sonne stellt sich dann endgültig ein Gefühl der Befriedigung ein, was die rechte Hälfte mit unserem frisch gepflanzten Bergahorn angeht. Die Mitte verheißt durchaus noch Arbeit, und die linke Seite liefert gleich den Urzustand mit, der sich bald ändern soll.
Weitere Wiesen-Stücke warten auch noch hinter dem Haus auf unseren Bewegungsdrang. Dafür müssen wir aber zuerst die Frage beantworten: wohin mit dem Heu. Unsere nette Nachbarin hat schon vorgeschlagen, dass wir uns ihre Schafe leihen können. Vielleicht vergrößern wir aber auch dauerhaft unseren Tierbestand noch vor dem Herbst um ein paar Wiederkäuer.
…oder sollte ich besser von Reifen-umdrehung sprechen. Nach anfänglichem Zögern hatten wir uns doch entschlossen, das alte Gefährt aus dem künftigen Schafsstall mit Muskelkraft herauszuholen und an den neuen Traktor anzukoppeln.
der Anhänger sieht mal wieder Licht
die erste Fuhre
die erste Fuhre 2
Immerhin lag hier schon eine erste Fuhre Heu drauf, die an anderer Stelle abgeladen werden sollte (und dann noch zwei Mal)
…zurück zum Stall Nachschub holen
Insgesamt mussten wir drei Mal durch das mittlerweile schon recht hohe Gras fahren, um ausreichend Heu auf die Kartoffeln packen zu können. Knie hoch soll der Heuhaufen werden – so der Tipp vom Fleckenhof in Altschönau, wo wir überhaupt das erste Mal von Heukartoffeln gehört haben. Immerhin sparen wir uns so das Umgraben und Furchenziehen. Ob sich die Saatkartoffeln aber wirklich durch diese Masse an Halmen und Stengeln durchzwängen können.
Ladung fast gelöscht, aber was macht denn der Dackel da
…jetzt aber weg
Hühner, ein Hund und das Heukartoffelbeet
Wir werden es in ein paar Wochen sehen. Wir haben auf jeden Fall unsere Arbeit getan und zugleich auch das Zusammenspiel zwischen uraltem Anhänger und neuem Traktor geübt. Hat erstaunlich gut geklappt. Es ist nur dringend an der Zeit, die Anhängerreifen wieder mit ausreichend Luft zu versehen.
Abladen bitte
Abladen 1
Abladen 2
Denn als nächstes steht das Mähen auf dem Programm. Wir warten nur noch auf den Kreiselmäher; und dann auf hoffentlich ausreichend schöne Tage, damit das Gras trocknen kann, ehe wir es per Hand auf den Anhänger laden müssen, und der Traktor diesen schwer beladen zurück in den Stall ziehen soll. Aber bis dahin werden noch ein paar Tage vergehen.
Es sah ja schon einmal so aus, als ob sich die Sonne gegen den Schnee durchsetzen würde. Und die ersten Frühlingsboten ließen nicht lange auf sich warten.
Krokus im Rasen
Schneeglöckchen im noch kargen Frühlingsbeet
März im Gewächshaus
Die Wärme verleitete uns zur ersten Aussaat im Gewächshaus, auch wenn ich noch nicht recht überzeugt aussehe. Aber das hatte weniger mit einer zutreffenden Einschätzung der Witterung zu tun, als mit einer ordentlichen Skepsis und Unsicherheit, was die ersten selbst in die Erde gebrachten Samen angeht. Angesichts meiner fehlenden Erfahrung konnte/kann ich dabei auch erst einmal nur alles falsch machen. Immerhin habe ich mittlerweile die kleinen Salatschößlinge umpflanzen können. Über Ostern kam dann aber zuerst einmal der Winter zurück.
Ohne Photo – Schneebilder gab es nun wirklich genug
Eine Woche später ist der Spuk zum Glück vorbei und dieses Mal kommt der Frühling hoffentlich wirklich. Zumindest ist es jetzt an der Zeit, größere Pflanzen willkommen zu heißen.
Blick zur kleinen Ohe…
Bei der Baumschule Fröml in Sonndorf hatten wir bereits im Herbst unsere kleinen Obstbäume ausgesucht, zum Waidlerhaus gebracht und eingepflanzt. Noch fehlen Blätter, aber wir sind zuversichtlich, dass sie austreiben werden. Da in den Monaten September, Oktober, November unsere nette, alte Brücke über die kleine Ohe (dank der Fördermittel aus Brüssel) in ein Beton- und Stahlkoloss mit ausgeprägter Leitplankenkultur verwandelt wurde,
der Grund für einen Baum ist hinten rechts zu erkennen
braucht es dringend einen Kontrapunkt. Passend zur Umgebung wollten wir einen Bergahorn und den gab es tatsächlich mit 10 Jahren in einer bereits stattlichen Größe. Allerdings wirkt er auf den Weiten unserer Feuchtwiese dann doch etwas verloren. Angeliefert von der Firma Fröml lag es „nur noch“ an uns, den Baum in ein selbst gegrabenes Loch zu rollen.
so sieht das Loch ganz unscheinbar aus
Schwerstarbeit vollbracht
Es sieht nach wenig aus, aber das Loch war wohl einen halben Meter tief und der Boden an dieser Stelle nicht gerade weich…
die richtige Grundlage zum Wachsen II
die richtige Grundlage zum Wachsen
die richtige Grundlage zum Wachsen III
Einen Baum zu pflanzen, hat ja angeblich eine ähnliche Bedeutung wie ein Kind zu zeugen – behaupten einige. Uns wurde zumindest bewusst, dass wir wahrscheinlich den Moment gar nicht mehr erleben werden, wenn das dichte Blätterwerk „unseres“ Bergahorns tatsächlich die Brücke über die kleine Ohe verdecken wird. Aber vielleicht gibt es in 40 Jahren die Straße auch gar nicht mehr, weil der Individualverkehr tatsächlich abgeschafft wurde.
jetzt noch gegen den Sturm sichern II
jetzt noch gegen den Sturm sichern III
jetzt noch gegen den Sturm sichern IV
jetzt noch gegen den Sturm sichern
Während unserer Aktivitäten buddelte Hanabi ihre eigenen Löcher und ich will nicht wissen, wie viele Mäuse unser Hund verspeist hat.
Ihre Pfoten sahen auf jeden Fall so aus, als ob das Pflanzloch für unseren Baum allein auf ihr Konto gegangen wäre. Die nächsten Monate heißt es also wieder Füße sauber machen, bevor es im Haus etwas zu fressen gibt.
Dafür ist unsere kleine Quelle vor der Haustür ideal. Der Hund wird zum Wassertreten kurz hinein gehalten und dann abgetrocknet. Beides nicht wirklich zu Hanabis Vergnügen.