geboren 1972, seit 1995 Mitarbeiter des Bayerischen Rundfunks, von 2007 bis 2013 ARD Hörfunkkorrespondent für Ostasien mit Sitz in Tokio, seit August 2014 langsamer Rückzug in den Bayerischen Wald
Vielleicht sollten wir umsatteln. Der Streichelzoo für gestresste Städter wäre eine nachgefragte und weniger blutrünstige Alternative. Und da Hühner derzeit gerade schwer IN sind, gibt es sicher mehr Menschen, die einmal eine Henne (am besten sogar einen Hahn) auf dem Arm halten wollen.
Unsere Küken sind mittlerweile 2 1/2 Monate alt und eigentlich keine Küken mehr. Glücklicherweise ist es bei der geschlechtlichen Verteilung von zwei Hähnen zu drei Hennen geblieben. Damit dürfte die Eier-Produktion gesichert sein. Die drei alten Australorps-Hennen haben die Ei-Produktion nach drei Jahren endgültig eingestellt.
Einer der beiden Hähne kommt gleich nach Krawall-Susi nicht nur wegen der Federn an den Füßen. Er fixiert seine Umwelt und geht dann unbeirrt seinen Weg. Von Angst oder Zurückhaltung keine Spur. Da er schon jetzt ziemlich groß ist im Vergleich zu seinen Altersgenossen, dürfte das ein stattlicher Hahn werden. Vielleicht hätte er eine Überlebenschance, wenn er sich streichen lassen würde. So aber ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass er als Hähnchenbrust endet.
Eindeutig der Sohn unserer Krawall-Susi
…der eher zurückhaltende Gesperberte
… unsere Streichelhennne
Genau umgekehrt zum „Krawall-Susi-Hahn“ verhält sich der gesperberten Hahn, der lieber ausweicht und sich versteckt, als in eine Konfrontation zu geraten. So etwas brauchen wir (und nicht unsere beiden Australorps-Streithähne, die sich noch immer im Krähen übertreffen wollen).
Wahrscheinlich werden wir dem Testosteron-Wettkampf ein Ende bereiten, wenn ich ab Mitte August Urlaub habe. Zumal die beiden mittlerweile angefangen haben, auch uns zu hüten bzw. in ihre Hühnerschar eingemeinden zu wollen. Dem ist zwar leicht Abhilfe zu schaffen, wenn man einen Besen oder Stecken in die Hand nimmt. Im Winter auf engerem Raum muss dieser Machtkampf aber definitiv nicht mehr sein. Statt Streicheln steht dann Ausnehmen und Rupfen auf dem Urlaubsplan.
Bis dahin geht die alte, schon stark geschrumpfte Hühnerschar in den alten Stall, während die junge Mischung in dem ehemaligen Bröselstall Quartier bezogen hat. Die Küken oder besser Junghühner haben ebenfalls auf einer der von uns kontruierten Stangen Platz genommen.
Und die Schafe? Die haben weiterhin ihren Platz unter ihrem Wagen, wenn die Sonne sticht. Ansonsten fressen sie sich über unsere Wiesen, verschmähen aber die Stellen, die zwar üppig grün anmuten (Schafskot ist ein guter Dünger), aber für die Schafsnase wohl noch zu stark an ihre eigenen Hinterlassenschaften erinnern. Übrigens lassen sich auch die Schafe kraulen (jedoch nicht auf den Arm nehmen), wenn man ein wenig Brot oder Pellets bei sich hat. Ein Lammbock ist noch Teil der Herde, den zweiten Bock haben wir zusammen mit seiner Mutter vor zwei Wochen in den Kreislauf des Lebens zurückgeführt.
Schafe stehen ja im Ruf, eher dumme Tiere zu sein. Ich glaube, das ist nicht gerechtfertigt. Ihre Verhaltensmuster mögen eingeschränkt sein und der Herdentrieb für den Schafshalter eine Herausforderung, wenn die Tiere sich mal wieder erschreckt haben (wovor auch immer) und von einem Tier verleitet alle in die gleiche Panik verfallen. Genauso können sie aber auch von einem mit Neugier angesteckt werden. Wenn wir unseren Schafe etwas frisches Grün abstecken, wird zuerst immer das komplette Areal inspiziert, ehe es richtig mit dem Rasenmähen los gehen kann. Man gibt sich auch als Schaf nicht einfach mit dem erst besten Stück Wiese zufrieden. In der Konsequenz bedeutet das leider auch, dass sie ihre Möglichkeiten mit etwas Verzögerung durchaus auszunutzen verstehen.
Auf den Bildern sieht alles wieder friedlich aus. Die Schafe ließen sich am Morgen das frische Grün vor unserem Haus schmecken und verzogen sich den Tag über – geplagt von Mücken und Bremsen – in den Schatten des Wagens. Als wir gestern Abend jedoch kurz vor dem Schlafengehen noch einmal zur Schafsweide blickten, die damals am anderen Ende unseres Grundstücks lag, konnten wir mit ansehen, wie ein Schaf den Anfang machte und über den Graben in das dahinterliegende Waldstück hüpfte. Ganz so wie man das aus den Schafs-Comics kennt: mit allen vieren abspringen und aufkommen. Offensichtlich waren die Blätter der Blaubeerbüsche auf der anderen Seite verführerischer als das bereits abgeweidete Gras. Dem ersten Schaf – wir glauben es war eines der Lämmer – folgten die anderen: eines nach dem anderen, bis alle aufgereiht und nebeneinander jenseits des Graben an den Blättchen knabberten. Schwierig wurde es erst, als das erste zurück in die vertraute Umgebung hüpfte und wiederum alle folgten – bedauerlicherweise jedoch an der Stelle, wo sie gerade standen. So landete der Lammbock, Kirk, zwar wieder auf unserem Grundstück, aber auf der anderen Seite des Weide-Zauns. Diese Umstand wurde von Kirk mit einem lauten Bäh quittiert, was wiederum die anderen zu eben solchen Äußerungen animierte. Uns blieb also nichts anderes übrig, als noch einmal zu für uns Nachtschlafender Zeit über die Wiesen zu den Schafen zu gehen und Kirk an den Hörnern zu packen, um ihn unsanft, aber schnell und effektiv über den Zaun zu befördern. Unsere Hoffnung war, dass der nächste Ausflug in den Wald noch auf sich warten lassen würde oder sie zumindest zurück auf das umzäunte Stück Gras hüpfen würden.
Als ich mich am nächsten Morgen in aller Frühe auf den Weg machte, die Hühner zu versorgen, stand vor dem Hühnerstall eine Herde Schafe. Offensichtlich hatten sie sich in der Nacht über den Umweg des Waldrands auf den Weg zum Haus gemacht. (Schlaftrunken wie ich war, habe ich nicht den Fotoapparat gezückt, deswegen sind auf den Bildern nur unsere Küken, die später einen Ausflug in die Sonne vor den Hühnerstall machen durften.) Immerhin blieben die Schafe zusammen und folgten uns sogar neugierig, als wir einen Zaun vom anderen Ende der Wiese holten, um ihnen ein neues Stück Gras vor unserem Haus abzuzäunen.
Dann haben wir den früheren Heuwagen mit den restlichen Zäunen, Wassereimern, Salz- und Mineralleckstein, Weidezaun-Batterie und Heringen (zum Sichern der Weidezäune) beladen und zum neuen Weidegrund vor unserem Haus gezogen bzw. vom Traktor ziehen lassen;-)
Soweit wirkt für heute alles friedlich. Haru folgte unserem Treiben interessiert und war es dann wirklich, als wir den Küken Auslauf gewährten. Allein mit den Küken wollten wir Haru dann aber doch lieber nicht lassen, das hätte dem Frieden wohl schnell ein Ende bereitet. Und so haben wir alle unsere Hühner zurück in den Stall befördert.
Genug für heute. Morgen muss die große Wiese entlang der Straße nicht von den Schafen sondern von uns gemäht werden. Das Heu der beiden anderen Teilstücke haben wir letztes Wochenende eingeholt.
Der Kreiselmäher hängt schon am Traktor und steht bereit. Das Heu zu wenden und zu Reihen zusammenzurechen, bleibt jedoch Handarbeit. Aufgesammelt wird dann mit dem alten Ladewagen, den wir im Herbst letzten Jahres gekauft haben. Das hat vor einer Woche gut geklappt und war eine deutliche Erleichterung. Vielleicht sollte ich aber vor dem Schlafengehen noch einen Blick zu den Schafen werfen…
Trotz der zwischenzeitlichen Hitze ist es in den vergangenen Tagen bei uns am Morgen durchaus wieder kühl geworden. Pfingstmontag zeigte das Thermometer um halb sieben gerade einmal drei Grad an.
Auf zum Morgenspaziergang
Zum Glück ist der Schal noch nicht in der Winterkiste in der Scheune verschwunden. Viel geändert hat sich in der Scheune übrigens nicht, seitdem wir die zwei Tonnen Glaswolle und Rigips-Platten zum Sperrmüll gebracht haben. Mit Hilfe eines freundlichen Nachbarn wollen wir in den nächsten Wochen die unnötigen Balken entfernen (ziemlich große Teile), die die Vor-Vorgängen einmal eingebaut hatten, um die Scheune in kleine Zimmer unterteilen zu können. Aus unserer Sicht reicht weder die Drei-Kammer-Klärgrube noch die Energie-Gewinnung für Gäste – geschweige denn, dass wir das wollen würden. Wir neigen in einem ersten Schritt zur großen Freiheit. Und das bedeutet, dass alles hinaus muss, was nicht als Grundkonstrukt für die Stabilität der Scheune dient. Haru nahm übrigens die Unruhe gelassen hin, als wir die Scheunen-Besichtigung vorgenommen haben. Unser kleiner Mäuse-(Vögel)-Töter hat sich offensichtlich gut eingewöhnt. Hanabi hat einmal die Katze zurück in die Scheune gejagt (und das sichtlich genossen), übt sich ansonsten aber darin, die neue Mitbewohnerin zu ignorieren.
Haru Suchbild…
…aus einem anderen Winkel…
…und in voller Pracht.
Also geht es wie jeden Morgen mit dem Hund am Haus vorbei, die Straße hinauf bis zum Fahrradweg, um dann durch den Wald eine Runde beschreibend zurück zum Haus zu gehen. Ob links oder rechts herum entscheidet die morgendliche Laune. Der Ablauf ist ansonsten immer gleich – zum Glück. Denn Routine können wir noch immer gut gebrauchen.
Blick über die Quelle zur Straße…
…und von dort zurück auf unser Haus
Zur morgendlichen Routine gehört auch, dass ich nach dem Kaffee und der Zeitungslektüre in die Hühnerställe Licht hineinlasse und das Futter sowie das Wasser auffülle. Nach dem Hundespaziergang darf das „liebe Federvieh“, das angesichts der Rivalität der beiden Hähne nervig laut sein kann, hinaus ins Grün ums Haus.
Dann gilt es je nach Wetterlage zu gießen: im Gewächshaus, wo die Tomaten sich selbst ausgesät haben und selten auch im Gemüsegarten vor dem Haus.
Die Kartoffelpflanzen sind mächtig gewachsen. Wir sind gespannt, wie groß die Ausbeute in diesem Jahr sein wird. Auch die Zwiebeln haben früh ihre Triebe in die Luft gestreckt. Alles andere gedeiht nur zögerlich. Nächsten Freitag gibt es einen Kurs übers Gärtnern ohne Unkraut-Zupfen von Martina Kirchpfening. Da müssen wir unbedingt hin. Immerhin hat uns die kurze Zeit, die wir mittlerweile mit Pflanzen und Tieren verbracht haben, schon etwas gelehrt. Vieles läuft in diesem Jahr schon ein Stück entspannter als in den letzten zwei Jahren. Das heißt nicht, dass uns die Dinge bereits leicht von der Hand gehen oder wir endlich ausreichend Geduld aufbringen, wenn die Zucchini- und Kürbis-Pflanzen nach einer Woche noch nicht gekeimt haben wollen, aber es ist keine unlösbare Aufgabe mehr, den Kreiselmäher mal eben an den Traktor anzuschließen, um das von den Schafen abgeweidete Stück Wiese nachzumähen.
Die hinteren Wiesen haben die Schafe bereits bearbeitet
Hanabi steht vor dem Kreiselmäher, den wir vorsichtshalber immer wieder abdecken
Es ist Zeit, den Zaun umzustecken
Wir haben die Schafe in diesem Jahr schon früh hinaus gelassen. Das passte gut zum trockenen Wetter. Denn die Wiesen am Waldrand sind in den letzten beiden Jahren ziemlich feucht gewesen. Dieses Jahr konnten die Schafe sich dort satt fressen, ohne nasse Füße zu bekommen. Und das Mähen im Anschluss mit dem Traktor hinterließ keine tiefen Furchen.
Auch der Heu-Wagen hat sich bewährt – zumindest als Schattenspender. Denn bei dem bisschen Regen, das wir bisher hatten, gingen die Schafe lieber dem Grasen nach, um für kurze Zeit einmal nicht von den lästigen Gnitzen gepiesakt zu werden. Das Zäune-Umstecken klappt ebenfalls wesentlich besser als im letzten Jahr. Zu zweit versuchen wir ein Areal zu erschließen, das Silke dann, wenn ich in München beim Arbeiten bin, alleine ohne Probleme erweitern kann. Gegebenenfalls kann sie aber auch alleine die Weidefläche vergrößern. Zusammen macht es aber mehr Spaß und gehört zu den Routinen, die wir am Wochenende meist nach dem Hunde-Spaziergang durchführen.
Frisches Grün muss her
Das gilt auch für die Küken
Wir müssen dann rund ums Gewächshaus immerhin nicht mähen
Es sind übrigens fünf Küken geschlüpft. Und damit haben sich die morgendlichen Pflichten etwas erweitert. Denn neben Wasser und Trockenfutter wollen wir ihnen auch bei Sonne etwas Auslauf bieten.
Mal sehen, welche Rasse sich da durchgesetzt hat – und vor allem, wie viele Hähne dabei sind. Bisher lässt sich das nicht wirklich sagen. Der Kreislauf des Lebens wird sich im Falle der Lämmer und der Hähne weiter drehen müssen. Aber bis dahin ist zum Glück noch Zeit. Die ersten zwei Wochen verbrachten die Küken in einem Umzugskarton in unserem hinterem Raum im Haus. Aber schon nach zwei Woche wirkte dieser zu klein. Also durften sie am Freitag umziehen zu ihren Verwandten in den Hühnerstall. Ohne den Schutz einer Glucke blieb uns allerdings nichts anderes übrig, als einen geliehenen Kaninchenstall als Schutzvorrichtung zu nutzen. Es wären nicht die ersten Küken, die ansonsten vom Allesfresser Huhn ins Jenseits befördert worden wären.
Wärmelampe als Glucken-Ersatz
Immerhin zusammen mit den Verwandten in einem Raum
Wenn diese nicht auf der Suche nach Futter…
…draußen unterwegs sind
Auch Haru sucht sich ihr Futter lieber selbst. Die Katze ist bis jetzt überraschend pflegeleicht, sucht aber durchaus die Nähe zu uns, wenn wir draußen sind. Die täglichen bzw. nächtlichen Streifzüge haben ihrer Figur gut getan und unserem Rasen auch. Denn die Wühlmaushügel in den Wiesen sind fast ganz verschwunden und in der Scheune haben wir auch schon lange keine Maus mehr gesehen.
Wir wollten ja Schafe – also müssen wir auch am Ende eines langen Winters den Schafstall ausmisten. Und das ist angesichts der über die Monate auf gut vierzig Zentimeter angewachsenen Schafsmatte keine leichte Aufgabe.
Immerhin haben wir maschinelle Verstärkung. An unserem (kleinen) Traktor ist eine Erdschaufel, die exakt dem Abstand der beiden Hinterräder entspricht. Das Fassungsvermögen ist okay angesichts der Größe des Schafstalls, aber für den Traktor genau richtig. Und es macht einfach Spaß damit herumzufahren.
Schwierig wird es immer dann, wenn einer von uns (meistens ich) kluge Ratschläge abgibt, die sich dann in der Realität nicht umsetzen lassen. Wie lässt sich die Last am besten wieder abladen? Ist die Handbremse noch angezogen? 😉 Zum Glück gibt es immer die Möglichkeit, einfach den Platz bzw. Fahrersitz zu wechseln. Letztlich haben wir es aber gemeinsam geschafft, die rund 20 Quadratmeter auszuräumen. Überraschenderweise gewöhnt man sich an (fast) alles – auch an den Gestank, den die Mischung aus zusammentrampelten Heu vermischt mit Schafskot und Schafspipi ausdampft.
Und wir haben uns nach eineinhalb Tagen Schufterei ein ordentliches Abendbrot verdient. Salat aus dem Gewächshaus mit Sauerampfer-Blätter aus unserem kleinen Kräutergarten. Die ersten Kartoffelpflanzen trauen sich mittlerweile auch aus dem Boden. Viel mehr ist es allerdings noch nicht. Es war einfach zu lange kalt und viel geregnet hat es auch nicht in den letzten Tagen – zumindest nicht bei uns am Waidlerhaus in der Bergerau.
Seit gut zwei Wochen haben wir die Schafe schon auf der Weide; zuerst direkt an der kleine Ohe – jetzt arbeiten sich unsere lebenden Rasenmäher wieder zurück Richtung Haus auf dem Teil der Weide, den wir nicht mähen wollen. Rund ums Haus haben sie schon alles abgegrast. Hier wächst es aber am schnellsten wieder nach, so dass die sechs Lämmer und sechs Schafe sich bald direkt vor unserem Küchenfenster die Bäuche vollschlagen dürfen. Bis dahin müssen wir aber Stück für Stück die Zäune umstecken und bei jeder dritten Aktion auch den Holzwagen umziehen (zum Glück mit dem Traktor), den wir zu einem Schafsunterstand umfunktioniert haben. Damit haben die Schafe Schatten und wir einen Lift für all die Zäune und sonstigen Utensilien, die wir mit auf die Weide nehmen müssen. Am Ende sind wir beide ganz zufrieden wie man sieht.
Währenddessen kann der Schafstall trocknen und für die nächste Wintersaison vorbereitet werden.
Doch jetzt genug der Schafe. Wir haben schließlich Zuwachs bekommen. Und ich spreche (noch) nicht von Haru, unserem Mäusefänger. Gestern Nacht schlüpften zwei Küken.
Vor 21 Tagen haben wir 12 Eier in die Brutmaschine gelegt. Irgendwie hatten wir das Gefühl, dass dies jetzt sein muss. Schließlich müssen wir auf unserer kleinen Farm, das Wiesel, den Habicht und irgendwann auch den Fuchs mit versorgen. Und die Eierproduktion läuft zwar gerade auf Hochtouren, aber im Spätherbst droht wahrscheinlich wieder ein Engpass. Es war zwar nicht leicht, die passenden Eier auszusuchen, da vor allem die alten Australorps derzeit nicht zu den saubersten Hühnern gehören, aber wir hatten 12 zusammenbekommen. Beim Schieren fielen drei weg; bleiben also neun. Zwei Küken haben die Schale durchbrochen und sich in die Welt da draußen getraut: zuerst geht es unter die Wärmelampe.
Mal sehen wie viele noch schlüpfen: aktueller Stand Sonntag, 18.40 Uhr ein erster Knacks in einem weiteren Ei. Die Entscheidung für weitere Küken wird aller Voraussicht auch wieder bedeuten, dass wir die überzähligen Hähne schlachten müssen. Aber wir hatten uns ja dazu entschlossen, auch wenn es schwer fällt. Unser Alt-Hahn Arnie dominiert noch immer die Schar. Louie versucht zwar hin und wieder ihm die Herrschaft streitig zu machen, aber meistens einigen sie sich mittlerweile ohne großen Kampf. Jeder hat seine kleine Schar mit wechselnder Hennen-Zugehörigkeit. Dann schauen wir mal, wie das weiter geht, wenn der Nachwuchs größer wird.
Wenn schon das Beitragsbild unsere Katze (die neue Mitbewohnerin aus dem Tierheim) darstellt, gebührt Haru auch der Schluss dieses Beitrags. Es ist unsere erste Katze und dementsprechend begeistert sind wir – was sich in viel zu vielen Fotos niederschlägt.
Haru hat uns schon einige Mäuse oder besser deren Überreste präsentiert. Und so langsam erobert sie sich die Umgebung rund ums Waidlerhaus.
Mit Hanabi können wir erst einmal nur noch mit Leine aus dem Haus. Denn trotz ihrer 15 Jahre, würde sie gerne dieser Konkurrentin an den Kragen. Aber das legt sich hoffentlich noch. Denn drinnen benimmt sich Hanabi äußerst friedlich – solange die Katze nicht aus der Scheune in die Wohnräume kommt.
Eine neue Mitbewohnerin und frisch frisierte Schafe
Haru heißt Frühling auf Japanisch. Und da wir uns vorgenommen hatten, im Frühling unseren Tierbestand um eine Katze zu erweitern, bot es sich irgendwie an nach Hanabi (Feuerwerk) für unseren Hund wieder auf ein japanisches Wort zurückzugreifen. Als die Schildpatt-Katze aus der ehemaligen Hanabi-Box heraus die ersten Schritte durch unsere Scheune ging, waren wir überzeugt: das passt.
Dort wird Haru die nächsten zwei Wochen bleiben, bis sie sich eingewöhnt und alle Plätze inspiziert hat. Dann hat sie sich hoffentlich auch an uns gewöhnt und ihr neues Zuhaus akzeptiert, das immerhin ein sicheres Dach über dem Kopf und Futter bietet. Damit wäre die Voraussetzung gegeben, damit wir die kleine Luke am unteren Ende der Scheunentür öffnen können, so dass Haru jederzeit hinaus und wieder hinein wandern kann. Dann geht es vielleicht auch den Wühlmäusen an den Kragen, nachdem sie hoffentlich zuvor die Mäuse vertrieben hat, die es sich in unserer Scheune allzu bequem gemacht haben. Der erste Eindruck beim Spiel mit der Feder an einer Bambus-Stange lässt vermuten, dass Haru das Mäusefangen durchaus praktiziert hat in ihrem bisherigen Leben. Nach Aussage des Tierheims dürfte sie vier Jahre alt sein.
Als Silke Anfang der letzten Woche im Tierheim Wollaberg bei Waldkirchen war, kam die nette Katzenverantwortliche auf die Idee uns Haru (damals hieß die Katze noch Pina) anzubieten. „Pina versteht sich nicht mit anderen Katzen und bestimmt selbst, wann sie gestreichelt werden kann. Wer darauf nicht hört, bekommt schnell eine gewischt“, war der klare Hinweis. „Grundsätzlich ist sie Menschen gegenüber aber aufgeschlossen.“
Damit war die Sache schon fast beschlossen, aber ich wollte zumindest bei einem persönlichen Besuch herausfinden, ob sie mir ins Gesicht springt oder uns eine Chance gibt. Wir fuhren also noch einmal nach Wollaberg und waren von Haru (Pina) begeistert; zumal wir unser neuen Mitbewohnerin die ganze Scheune als ihr Reich anbieten können. Für Sofa und Bett haben wir ja Hanabi, unsere 15-jährige Jack-Russel-Dame, die früher jede Katze versucht hätte, zur Strecke zu bringen, mittlerweile aber schon um die Hühner einen Bogen macht. Wir hoffen also, dass Haru und Hanabi sich aus dem Weg gehen werden, nachdem Haru Hanabi erst einmal eine gewischt hat – das wird wohl leider nicht zu vermeiden sein, wenn beide frei um unser Haus in der Bergerau herumstreichen dürfen.
Angesichts der endlich wärmeren Temperaturen war heute auch genau der richtige Zeitpunkt, damit der Schafscherer unsere sechs Tiere von ihrer Wolle befreit. Die sechs Lämmer dürfen noch bis zum Sommer in ihrem Kleid herumlaufen. Ihre Mütter aber sind zwar sichtlich irritiert ob dieser Aktion aber froh, endlich das juckende Fell losgeworden zu sein.
Eine gute Stunde hat der Schafscherer gebraucht, ehe Klauen geschnitten, Wolle entfernt und die Tiere entwurmt waren. Angesichts des kalten Windes und des fehlenden Beinkleids mussten sie sich dann allerdings noch einmal mit Heu im Stall begnügen, ehe sie morgen dem frischen Grün rund ums Haus zu Leibe rücken dürfen. Vielleicht kommt jetzt ja wirklich der Frühling (Haru ist schließlich schon da;-).
Ostermontag, 17. April 2017. Kartoffeln, Radieschen, Zwiebeln, Möhren sind schon unter de Erde, im Gewächshaus sind die Salate gerade so groß, dass wir heute Mittag die ersten Mizuna-Blätter für unsere Butter-Kartoffeln verwenden konnten – und dann das:
Mittags sah es noch nach einem typischen April-Schauer aus, auch wenn das Grün langsam vom Weiß übertüncht wurde. Der Ostersonntag war zwar windig, aber weitgehend trocken. Heute wurde es den Tag über immer kälter und ab mittag schneite es – anhaltend wie es scheint. Der einzige Vorteil, den die späte Rückkehr der weißen Pracht mit sich bringt, ist die Isolierung, die der Schnee unseren Setzlingen bietet. Denn es soll in den kommenden Nächten auch noch mal so richtig kalt werden. Die Schafe hatten heute Vormittag noch einmal Gelegenheit, von dem frischen Grün zu probieren, nachdem wir ihnen ein weiteres Areal abgesteckt hatten.
Als Alleinfutter reicht das allerdings längst nicht. Und so sind wir froh, dass im Schafstall dank der Heuballen von Bauer Paul ausreichend Verpflegung übrig ist.
Hoffentlich überstehen den Wintereinbruch im April mit drohenden minus neun Grad unsere ersten (schon stark dezimierten) Hühner im alten Stall. Die kleine Schar hatte bereits am frühen Nachmittag keine Lust mehr auf das Wetter und hüpfte eine Etage höher auf ihre Stange. Und auch die junge Schar um den zweiten Hahn Louie war „not amused“ angesichts der kalten, weißen Substanz, die alles essbare zudeckt. Mit jedem Zentimeter Neuschnee zogen sie sich zurück zu ihrem Stall, um sich ebenfalls vor ihrer Zeit ins Trockene ihrer vier Wände zu flüchten.
Gerade jetzt, da unsere Hühner eifrig Eier legen, schnappte sich der Fuchs (zumindest gehen wir davon aus, dass er/sie es war) eine von unseren jungen Legehennen. Das Australorps gehörte zur zweiten Generation mit Arnie als Vater und Louie als Bruder, aber keiner der beiden, stolzen Hähne scheint in der Lage gewesen zu sein, den Fuchs am Mord bzw. Mundraub zu hindern. Da drängt sich schon die Frage auf, ob Hähne noch zu etwas anderem gut sind, als für Nachwuchs zu sorgen (der dann teilweise wieder an den Kreislauf der Natur verloren geht) und sich mit gegenseitigem Kräftemessen zu verausgaben.
Als wir gestern Nachmittag nach einem längeren Spaziergang mit Hanabi zurückkamen, standen die alten Hennen alle in einer Ecke eng am Haus in der Nähe unserer Haustür. Auch einige der jungen Hennen und Arnie waren in der Nähe. Dieses Ensemble und Arrangement wirkte etwas merkwürdig, aber wir dachten uns noch nichts dabei. Als wir aber am Abend die Hühner in ihre Ställe bringen wollten, war klar:
Eins fehlt.
Die Suche in den Garagen, unter den Planen des Ladewagens und Kreiselmähers blieben erfolglos. Spätestens jetzt schwante uns, dass dieses Mal wir Opfer eines brutalen Mundraubs geworden sein könnten. Bei der letzten Runde ums Haus entdeckten wir dann das Opfer – gerupft und teilweise aufgefressen.
Am nächsten Tag waren es nur noch die Federn, die von dem grausigen Ereignis kündeten. Die gleiche Stelle bietet ein ähnliches Bild. Allerdings fehlt alles Fleisch, die ungelegten Eier und sogar die Knochen sind ordentlich vertilgt.
Das ist der Preis der Freiheit
Wir nehmen an, dass die Hühner jetzt erst einmal das Wäldchen hinter unserem Haus meiden werden, aber solange wir sie nicht einsperren wollen, wird so etwas leider nicht ausbleiben. Das sind nun einmal die beiden Seiten des Landlebens.
Mehrere Monate mussten es die Hennen und Hähne im Stall bzw. in dem abgezäunten Außenbezirk aushalten. Jetzt gehört ihnen wieder die ganze Wiese ums Haus herum und vor allem auch der Wald hinter dem Haus. Das Umweltministerium hatte ein Einsehen und hat die Stallpflicht endlich aufgehoben.
Die Tür nach draußen ist wieder offen
Ob damit in Bezug auf die Vogelgrippe schlimmeres verhindert werden konnte, sei mal dahin gestellt. Für die Hobby-Hühner-Halter war es auf jeden Fall eine schwierige Zeit. Jetzt heißt es wieder jeden Morgen die Tür zum ehemaligen Bröselstall öffnen und den Hühnern freien Lauf lassen.
Eigentlich haben wir zwei Hühnervölker. Eigentlich deshalb, weil wir gespannt/angespannt sind, ob sich die beiden Völker aus dem Weg gehen oder das Macht- und Nach-Mehr-Streben auch bei den Hühnern ausgeprägt genug ist, so dass am Ende einer alles hat.
Arnie hinter dem Scheibe
Arnie, der mittlerweile vierjährige Ersthahn, mit nur mehr vier Hennen aus seiner ursprünglichen Schar, wohnen im alten Hühnerstall, den wir wieder ordentlich hergerichtet hatten.Einer der beiden Ausgänge ist dieses Fenster, durch das Arnie genau beobachtet, dass das Jung-Volk zuerst ins Freie darf. Doch auch für ihn und seine Hennen wird sich die Tür auf der anderen Seite öffnen. Noch immer ist dies nicht ganz möglich, denn der Frost hat den Boden weit ins Erdreich hinein gefrieren lassen. Immerhin sind von den Schneemassen nur noch Reste übrig, die übrigens von den Hühnern gerne angepickt werden, als ob es sich dabei um Reis oder noch besser Ameisen-Eier handeln würde – neben Schnecken-Eiern die Lieblingsspeise unserer Hennen. Nach der jungen Schar um Louie und seinen sieben Hennen durfte auch Arnie mit seiner Schar aus der Tür treten.
Die alte Schar am Ende der Stallpflicht…
…in der morgendlichen Frühlingssonne
Noch sind die beiden Scharen getrennt (links und rechts im Bild)
Angesichts des morgenlichen Kikeriki-Duells war zu erwarten, dass die beiden Hähne nicht friedlich nebeneinander her leben würden, obwohl der Platz mehr als ausreichend ist. Als die Jungen nach draußen durften, empörte sich Arnie bereits lautstark, während Silke noch ganz zufrieden auf das „liebe Federvieh“ blickt.
Einige können es sich sicher schon denken, was als nächstes kam. Die beiden Hähne luden sich zum Tanz…
Ich bin einmal dazwischen gegangen mit zwei langen Stecken – nur um festzustellen, dass es keinen Sinn hat. Also haben wir uns entschieden, die beiden gewähren zu lassen. Testosteron gesteuert ging es rund ums Haus, solange noch Luft zum Atmen da war.
Ein bisschen Blut ist geflossen, aber die beiden waren ganz still und auf sich konzentriert, während die Damenwelt ungestört ihrer Lieblings-Beschäftigung nachgehen konnte: picken und scharren, scharren und picken. Louie und Arnie vollzogen währenddessen eine Art Ballet: um den anderen herum, dann unten durch, kurz hinterher, Kehrtwende marsch, auf den Kopf gehackt und wieder gegeneinander in die Luft geflogen. Nach einer Stunde war der Verfolgungstanz beendet. Arnie verbrachte den Rest des Tages mit seinen Hennen am Waldrand und Louie mit seinen rund ums Haus. Abends ging es für jede Schar wieder in den angestammten Stall. Wie es weitergehen wird. Wir werden es erleben.
Und so hat alles seine beiden Seiten: die Stallpflicht hielt immerhin die beiden Hähne auseinander. Freilaufende Hühner bedeuten immer auch Angst vor dem Habicht, dem Fuchs, dem Wiesel – und in unserem Fall die Angst vor dem tödlichen Ausgang der Auseinandersetzung zwischen unseren beiden Machos. Trotzdem will ich zumindest dieses Idyll nicht missen.
Als wir uns für das Landleben entschieden haben, war klar, dass wir auch Hühner ums Haus herum haben möchte. Die Eier von wirklich frei laufenden Hühner schmecken einfach unvergleichlich.
Die eine Hühnerschar auf der Suche nach etwas zu fressen
Leider zwingt gerade die behördlich-angeordnete Stallpflicht aus Angst/Schutz vor der Vogelgrippe alle Hühner in den Stall oder in eine teure Voliere. Dabei kann artgerechte Haltung durch den Verkauf von tierischen Produkten ohnehin nicht finanziert werden. Manchmal fragt man sich, wie weit die Menschen von der Realität entfernt sind, die sich Verordnungen und Gesetze ausdenken.
Bald war auch klar, dass wir durch eine Brutmaschine oder Glucke für Nachwuchs sorgen wollen. Das hat auch geklappt. Zufällig waren zunächst genau ein Hahn und drei Hennen geschlüpft. Mit den Küken unserer Glucke kamen zwei weitere Hähne hinzu. Wenn wir Hühner halten und auch selbst nachzüchten wollen, dann ist eine weitere Konsequenz die Frage des Umgangs mit überzähligen Hähnen.
Ab einem gewissen Alter werden sie sich um die Herrschaft über die Hühnerschar streiten, und das durchaus bis aufs blutige Ende. Zwei Hühnervölker mit jeweils einem Hahn können wir in zwei separaten Ställen halten. Zwei weitere Hähne – ein Sperber- und eine Mischung aus Sperber- und Lakenfelder-Hahn – begannen sich langsam für das Einfangen von Hühnern zu interessieren, in dem sie um das Huhn herumlaufen und es mit einem als Barriere halb, Richtung Boden ausgestreckten Flügel scheuchen. Damit beginnt die Schar-Bildung bzw. der Kampf um die bestehende Schar. Außerdem begann der eine Junge mit brüchiger Stimme in das morgendliche Kräh-Konzert der beiden „Platz-Hähne“ einzustimmen. Es war also an der Zeit zu handeln.
Kurzer, bewachter Freigang
noch ein gemeinsames Sandbad
dann muss eine Entscheidung getroffen werden
In der Theorie hatten wir ähnlich wie bei unseren Schafen das Thema schon häufig durchgesprochen. Wir wollen auch den Hähnen zuerst ein angenehmes Leben ermöglichen, um sie kurz vor Beginn der Kampf-Phase zu schlachten und ihr Fleisch dankbar zu nutzen. Soweit die Theorie. Die Praxis aber gestaltete sich schon allein dadurch schwierig, dass wir die beiden Tiere erst einmal einfangen mussten und Hühner/Hähne sind entgegen des Sprichworts gar nicht dumm. War das erstmal gelungen, ließen sich unsere beiden Junghähne jeweils völlig widerstandslos fest in den Händen halten. Mit einigen Streicheleinheiten am Kopf ließen sie sich weiter beruhigen. Dann hieß es für uns, schnell zur Tat zu schreiten, bevor das Tier Zeit hat, doch noch misstrauisch zu werden.
Auch wenn es vielleicht nicht so aussieht
ist diese Arbeit mit viel Aufwand
und mit viel Mühe verbunden
Wir haben uns dann ans Rupfen gemacht und immerhin mit eigenen Händen das Tier in den Kreislauf von Leben und Tod eingefügt. Für Hähne auf unserer Farm bedeutet das nun einmal nach gut vier Monaten das Ende. Dass das keine angenehme Arbeit ist, sollte eigentlich den Wert, den Fleisch zum Verzehr gesellschaftlich haben sollte, umso mehr verdeutlichen. Das Ausnehmen erfordert noch größere Geschicklichkeit, um keines der inneren Organe zu zerstören. Wenig überraschend war unsere Quote 50 Prozent bei den beiden Kandidaten. Große Lust auf Hähnchenfleisch hatten wir zugegebenermaßen unmittelbar danach nicht mehr. Die Alternative lautet auf die Nachzucht von Hühnern verzichten und damit anderen die unangenehme Arbeit zu überlassen. Genau das wollen wir aber nicht.
Die Lämmer werden wir nach Ablauf ihrer Zeit sicher nicht selber schlachten, sondern einem Fachmann, unserem örtlichen Landmetzger, überlassen, aber wir waren und wollen dennoch so nah wie möglich dabei sein. Hühner respektive Hähne zu schlachten, ist jedoch keine Arbeit, die sich in irgendeiner Form für einen professionellen Schlachter rentiert. Und das ist ja das Zauberwort in unserer Gesellschaft. Also macht man es entweder selbst oder überlässt es Maschinen in der Großproduktion.
Noch wollen wir nicht auf Fleisch verzichten und sind deshalb gewillt, die dunkle Seite des Landlebens zu akzeptieren. Leicht fällt es uns allerdings nicht.
Kalt ist es ja schon lange. Ich glaube, wir haben seit Anfang Dezember minus Grade (mehrmals zweistellig, einmal sogar minus 22 Grad). Das sorgte für eine tief gefrorene Unterlage, auf die seit zwei Wochen immer wieder Schnee fällt. Mittlerweile dürfte die weiße Pracht auf knapp einen Meter angewachsen sein.
Also haben wir mit jeder Schaufelrunde die Gänge rund ums Haus im Schweiße unseres Angesichts tiefer werden sehen, während die Berge rund um das Garagenareal und den Weg zur Straße wuchsen.
Mit dem Traktor auf der Eisfläche zu rangieren und den Schnee hin und her zu schieben, macht noch immer Spaß. Dennoch wäre es schön, wenn der Schnee jetzt eine Pause einlegen würde. Die Solarpanelen haben wir immer wieder in der Hoffnung vom Schnee befreit, sie könnten ihren Dienst tun, sollte sich der runde Feuerball einmal am Himmel zeigen, um dann doch unsere Strom-bringende Batterie mit Hilfe des Diesels über 40 Prozent Ladung zu bekommen.
Kurz kam die Sonne heute heraus, um dann gleich wieder hinter einer Schneewand zu verschwinden. Ich bin trotzdem los gelaufen. Dieser echte Winter macht das Langlaufen möglich, zumindest was die Schneemenge angeht. Denn die Spur wird zwar regelmäßig präpariert, das reicht aber angesichts der vielen Schneeschauer nicht aus, damit der Langläufer nicht selbst ein wenig Schneepflug spielen muss. Da die Temperaturen derzeit nur noch knapp unter null Grad sind, bedeutet das leider auch, dass der Schnee ordentlich pikt (an der Unterseite der Ski kleben bleibt).
Zwei Drittel der Strecke ging es durch dichtes Schneetreiben, dann rissen die Wolken an ein paar Stellen auf, um kurz den Blick auf den Himmel frei zu geben. Tief hängende Wolken schoben sich an anderer Stelle wieder zusammen, angestrahlt von der nur noch knapp über dem Horizont stehenden Sonne. Der Grad zwischen Lusen und Rachel war ebenfalls kurz zu sehen: weiße Bäume auf weißem Grund unterbrochen durch ein paar schwarze Stämme. Dann ergoßen sich die Wolken wieder über den Kamm die Hänge hinab, so dass bei meinem letzten Stück der Langlauf-Runde in Altschönau von den unmittelbar dahinterliegenden Bergen nichts mehr zu sehen war.
Als ich zurückkam, machte sich Silke gerade dran, den dazugekommenen Schnee-Zentimetern erneut mit dem Traktor zu Leibe zu rücken, damit ich morgen in aller Früh mit dem Auto zumindest unser Stück Weg ungehindert befahren kann.
Morgen muss ich nach Köln und der Zug macht schon um 5.43 Uhr in Plattling Station. D.h. ich muss wohl um 4.30 Uhr, die Winterwunder-Landschaft verlassen – und die Schafe, die wohl in den nächsten Tagen lammen werden,
…und die Hühner, die angesichts der weißen Pracht keine Lust haben hinaus zu gehen, selbst wenn die Stallpflicht wegen der Vogelgrippe aufgehoben wäre,
…und Hanabi, die auf einmal ihr Futter nicht mehr verträgt und jetzt von uns mit Lamm und selbstgekochten Nudeln, Reis oder Kartoffeln gefüttert wird,
…und natürlich Silke, die ich wieder sehr vermissen werde, wenn ich die nächsten Tage bei der Arbeit in Köln und München bin, aber ich darf zum Glück am Donnerstag Abend mit dem Zug nach Plattling fahren und dann mit dem Auto weiter zu unserem Waidlerhaus im Winterwunderland.