Keine Stallpflicht mehr – hurra!
Mehrere Monate mussten es die Hennen und Hähne im Stall bzw. in dem abgezäunten Außenbezirk aushalten. Jetzt gehört ihnen wieder die ganze Wiese ums Haus herum und vor allem auch der Wald hinter dem Haus. Das Umweltministerium hatte ein Einsehen und hat die Stallpflicht endlich aufgehoben.
Ob damit in Bezug auf die Vogelgrippe schlimmeres verhindert werden konnte, sei mal dahin gestellt. Für die Hobby-Hühner-Halter war es auf jeden Fall eine schwierige Zeit. Jetzt heißt es wieder jeden Morgen die Tür zum ehemaligen Bröselstall öffnen und den Hühnern freien Lauf lassen.
Eigentlich haben wir zwei Hühnervölker. Eigentlich deshalb, weil wir gespannt/angespannt sind, ob sich die beiden Völker aus dem Weg gehen oder das Macht- und Nach-Mehr-Streben auch bei den Hühnern ausgeprägt genug ist, so dass am Ende einer alles hat.
Arnie, der mittlerweile vierjährige Ersthahn, mit nur mehr vier Hennen aus seiner ursprünglichen Schar, wohnen im alten Hühnerstall, den wir wieder ordentlich hergerichtet hatten.Einer der beiden Ausgänge ist dieses Fenster, durch das Arnie genau beobachtet, dass das Jung-Volk zuerst ins Freie darf. Doch auch für ihn und seine Hennen wird sich die Tür auf der anderen Seite öffnen. Noch immer ist dies nicht ganz möglich, denn der Frost hat den Boden weit ins Erdreich hinein gefrieren lassen. Immerhin sind von den Schneemassen nur noch Reste übrig, die übrigens von den Hühnern gerne angepickt werden, als ob es sich dabei um Reis oder noch besser Ameisen-Eier handeln würde – neben Schnecken-Eiern die Lieblingsspeise unserer Hennen. Nach der jungen Schar um Louie und seinen sieben Hennen durfte auch Arnie mit seiner Schar aus der Tür treten.
Angesichts des morgenlichen Kikeriki-Duells war zu erwarten, dass die beiden Hähne nicht friedlich nebeneinander her leben würden, obwohl der Platz mehr als ausreichend ist. Als die Jungen nach draußen durften, empörte sich Arnie bereits lautstark, während Silke noch ganz zufrieden auf das „liebe Federvieh“ blickt.
Einige können es sich sicher schon denken, was als nächstes kam. Die beiden Hähne luden sich zum Tanz…
Ich bin einmal dazwischen gegangen mit zwei langen Stecken – nur um festzustellen, dass es keinen Sinn hat. Also haben wir uns entschieden, die beiden gewähren zu lassen. Testosteron gesteuert ging es rund ums Haus, solange noch Luft zum Atmen da war.
Ein bisschen Blut ist geflossen, aber die beiden waren ganz still und auf sich konzentriert, während die Damenwelt ungestört ihrer Lieblings-Beschäftigung nachgehen konnte: picken und scharren, scharren und picken. Louie und Arnie vollzogen währenddessen eine Art Ballet: um den anderen herum, dann unten durch, kurz hinterher, Kehrtwende marsch, auf den Kopf gehackt und wieder gegeneinander in die Luft geflogen. Nach einer Stunde war der Verfolgungstanz beendet. Arnie verbrachte den Rest des Tages mit seinen Hennen am Waldrand und Louie mit seinen rund ums Haus. Abends ging es für jede Schar wieder in den angestammten Stall. Wie es weitergehen wird. Wir werden es erleben.
Und so hat alles seine beiden Seiten: die Stallpflicht hielt immerhin die beiden Hähne auseinander. Freilaufende Hühner bedeuten immer auch Angst vor dem Habicht, dem Fuchs, dem Wiesel – und in unserem Fall die Angst vor dem tödlichen Ausgang der Auseinandersetzung zwischen unseren beiden Machos. Trotzdem will ich zumindest dieses Idyll nicht missen.