Schafe auf Wanderschaft
Schafe stehen ja im Ruf, eher dumme Tiere zu sein. Ich glaube, das ist nicht gerechtfertigt. Ihre Verhaltensmuster mögen eingeschränkt sein und der Herdentrieb für den Schafshalter eine Herausforderung, wenn die Tiere sich mal wieder erschreckt haben (wovor auch immer) und von einem Tier verleitet alle in die gleiche Panik verfallen. Genauso können sie aber auch von einem mit Neugier angesteckt werden. Wenn wir unseren Schafe etwas frisches Grün abstecken, wird zuerst immer das komplette Areal inspiziert, ehe es richtig mit dem Rasenmähen los gehen kann. Man gibt sich auch als Schaf nicht einfach mit dem erst besten Stück Wiese zufrieden. In der Konsequenz bedeutet das leider auch, dass sie ihre Möglichkeiten mit etwas Verzögerung durchaus auszunutzen verstehen.
Auf den Bildern sieht alles wieder friedlich aus. Die Schafe ließen sich am Morgen das frische Grün vor unserem Haus schmecken und verzogen sich den Tag über – geplagt von Mücken und Bremsen – in den Schatten des Wagens. Als wir gestern Abend jedoch kurz vor dem Schlafengehen noch einmal zur Schafsweide blickten, die damals am anderen Ende unseres Grundstücks lag, konnten wir mit ansehen, wie ein Schaf den Anfang machte und über den Graben in das dahinterliegende Waldstück hüpfte. Ganz so wie man das aus den Schafs-Comics kennt: mit allen vieren abspringen und aufkommen. Offensichtlich waren die Blätter der Blaubeerbüsche auf der anderen Seite verführerischer als das bereits abgeweidete Gras. Dem ersten Schaf – wir glauben es war eines der Lämmer – folgten die anderen: eines nach dem anderen, bis alle aufgereiht und nebeneinander jenseits des Graben an den Blättchen knabberten. Schwierig wurde es erst, als das erste zurück in die vertraute Umgebung hüpfte und wiederum alle folgten – bedauerlicherweise jedoch an der Stelle, wo sie gerade standen. So landete der Lammbock, Kirk, zwar wieder auf unserem Grundstück, aber auf der anderen Seite des Weide-Zauns. Diese Umstand wurde von Kirk mit einem lauten Bäh quittiert, was wiederum die anderen zu eben solchen Äußerungen animierte. Uns blieb also nichts anderes übrig, als noch einmal zu für uns Nachtschlafender Zeit über die Wiesen zu den Schafen zu gehen und Kirk an den Hörnern zu packen, um ihn unsanft, aber schnell und effektiv über den Zaun zu befördern. Unsere Hoffnung war, dass der nächste Ausflug in den Wald noch auf sich warten lassen würde oder sie zumindest zurück auf das umzäunte Stück Gras hüpfen würden.
Als ich mich am nächsten Morgen in aller Frühe auf den Weg machte, die Hühner zu versorgen, stand vor dem Hühnerstall eine Herde Schafe. Offensichtlich hatten sie sich in der Nacht über den Umweg des Waldrands auf den Weg zum Haus gemacht. (Schlaftrunken wie ich war, habe ich nicht den Fotoapparat gezückt, deswegen sind auf den Bildern nur unsere Küken, die später einen Ausflug in die Sonne vor den Hühnerstall machen durften.) Immerhin blieben die Schafe zusammen und folgten uns sogar neugierig, als wir einen Zaun vom anderen Ende der Wiese holten, um ihnen ein neues Stück Gras vor unserem Haus abzuzäunen.
Dann haben wir den früheren Heuwagen mit den restlichen Zäunen, Wassereimern, Salz- und Mineralleckstein, Weidezaun-Batterie und Heringen (zum Sichern der Weidezäune) beladen und zum neuen Weidegrund vor unserem Haus gezogen bzw. vom Traktor ziehen lassen;-)
Soweit wirkt für heute alles friedlich. Haru folgte unserem Treiben interessiert und war es dann wirklich, als wir den Küken Auslauf gewährten. Allein mit den Küken wollten wir Haru dann aber doch lieber nicht lassen, das hätte dem Frieden wohl schnell ein Ende bereitet. Und so haben wir alle unsere Hühner zurück in den Stall befördert.
Genug für heute. Morgen muss die große Wiese entlang der Straße nicht von den Schafen sondern von uns gemäht werden. Das Heu der beiden anderen Teilstücke haben wir letztes Wochenende eingeholt.
Der Kreiselmäher hängt schon am Traktor und steht bereit. Das Heu zu wenden und zu Reihen zusammenzurechen, bleibt jedoch Handarbeit. Aufgesammelt wird dann mit dem alten Ladewagen, den wir im Herbst letzten Jahres gekauft haben. Das hat vor einer Woche gut geklappt und war eine deutliche Erleichterung. Vielleicht sollte ich aber vor dem Schlafengehen noch einen Blick zu den Schafen werfen…