Nachwuchs bei den Hühnis
Update 26. Juni morgens
Mittlerweile sind es drei Küken, die in einem größeren Pappkarton herumhüpfen.
Im Brutkasten trocknet gerade Nummer 4 und das fünfte Küken ist dabei seine Schale aufzupicken.
Australorps sind ja nicht gerade als Bruthennen bekannt. Also haben wir etwas nachgeholfen und eine Brutmaschine gekauft. Das erste Schieren ließ bei fünf der 12 Eiern deutlich erkennen, dass sich nichts entwickeln wird. Also blieben sieben Eier übrig, die dank des an der Brutmaschine befestigten Motors bei konstant 37,7 Grad alle 4 Stunden ihre Lage wechselten, ehe Silke am Dienstag vergangener Woche die Bewegung stoppte. Zwei Tage später erreichte mich die Nachricht zwischen ILV-Sitzung und Honorar-AG: es ist tatsächlich das erste Küken geschlüpft.
Mittlerweile ist ein zweites dazu gekommen. Und in der Schale zweier, weiterer Eier ist ein erstes Loch, so dass die Aussicht besteht, vier Küken im Karton unter der Wärmelampe groß ziehen zu können.
Arnies Testosteron Überschuss scheint also etwas gebracht zu haben, und die Leiden der „unsanft besprungenen“ Hennen der Mühe wert gewesen zu sein – zumindest aus unserer Sicht. Denn wir wollten gerne aus der Mitte unserer kleinen Hühnerschar, also aus den Eiern, die uns unsere Hühner im Moment nicht gerade zuverlässig, aber zumindest ausgesprochen wohlschmeckend zukommen lassen, ein paar Nachkommen gewinnen.
Jetzt heißt es wieder einmal abwarten. In ein paar Monaten wissen wir, ob die natürlich 50:50 Verteilung auch bei uns zutrifft, und wir zwei Legehennen und zwei Hähne eingemeinden dürfen. Wobei zumindest ein Hahn wohl dann als Grillhähnchen enden dürfte.
So ein flauschiges Küken in der Hand zu haben, ist ein merkwürdiges Gefühl. Zart und zerbrechlich auf der einen Seite ist der Wille trotzdem klar vorhanden, möglichst schnell wieder aus dem menschlichen Griff frei zu kommen. Angesichts der Freude, die wir empfinden, wenn die Hühner (unter den wachsamen Augen von Arnie) um unser Haus wandern, und mal hier, mal dort scharren und picken, werden das die Nachgeborenen wohl auch bald dürfen.
Beide sind erst im Brutapparat getrocknet, bevor wir sie in den Pappkarton umquartiert haben. Beide haben ohne Zögern aus dem Eierbecher getrunken, den wir ihnen hineingestellt haben und wenig später auch von den Kükenkörnern gefressen.
Eine Sorge weniger. Denn auch bei diesem Erlebnis auf unserer kleinen Farm hatten wir unser Wissen lediglich aus Büchern und dementsprechend groß war die Sorge, was denn alles geschehen oder eben nicht geschehen könnte. Übrigens sind unsere Küken nicht Eierschalen-gelb wie in den Zeitungsbildern (wenn es wieder einmal um das frühe Aussortieren der männlichen Exemplare gilt), sondern zweifarbig mit viel dunklem Flaum.
Unsere kleine Farm wächst und noch schaffen wir es dank Johanniskraut und Baldrian, unsere Sorgenattacken, was das Wohl der Tiere angeht oder die Erledigung von Dingen, die wir noch nie gemacht bzw. von denen wir bis dahin überhaupt keine Ahnung hatten, in einem erträglichen Rahmen zu halten. Und zwischendurch können wir das alles auch einfach nur genießen.
Die Bergerau ist unser kleines Stückchen Paradies. Ein Paradies mit Herausforderungen, das uns in Bezug auf den Berufsstand des Landwirts immer wieder Respekt abnötigt. Es gibt so vieles, was man als Bauer zumindest rudimentär wissen sollte; was man sich trauen muss, selbst in die Hand zu nehmen; was es ad hoc, aber auch langfristig zu entscheiden gilt und echte Auswirkungen hat. Gestern und heute Morgen standen wir vor unserem Traktor, wollten den Zapfwellenkompressor in Betrieb nehmen. Am Ende haben wir ihn auch in Betrieb genommen und die Reifen aufgepumpt, aber leicht war das nicht. Und so ganz verstanden, haben wir das Prinzip auch noch nicht, wie wir uns eingestehen mussten, als eine der Aufhängungsketten riss…
Als es dann heute Mittag Reis mit Blättern der Gartenmelde in Himbeeressig sowie Mangold in Sojasauce – beides frisch aus dem Garten – gab, war die Mühe und die Ungeduld, der Frust und das unangenehme Gefühl, so vieles nicht zu wissen und auf Anhieb nicht zu verstehen, vergessen.
Wirtschaftlich sind die vier Kohlrabi kaum zu rechtfertigen und nur die eigenen Salatköpfe dürften ungefähr dank ihres eingesparten Kaufpreises die Anschaffungskosten der Samen ausgeglichen haben. Ansonsten ist vieles von den Dingen hier (noch) ein teures Hobby, das aber enorm viel Spaß macht.