Es ist nie zu spät umzudenken

Es ist nie zu spät umzudenken

Achtung Meinung

Ein Inzidenzwert von 10, 50 oder 100 – was ist denn jetzt die richtige Zahl für eine Öffnung? Und was ist mit dem R-Wert, der Anzahl der Toten durch Covid-19 oder der Übersterblichkeit? Oder sollte man sich doch besser an der Auslastung der Intensivbetten orientieren? Die vermeintlich sicheren Anhaltspunkte im Kampf gegen die Pandemie sind ins Wanken geraten und offenbaren, dass auch ein Jahr nach Beginn eine schlüssige Strategie in Deutschland nicht existiert. Die Politik hat sich in eine Sackgasse manövriert, weil sie sich auf den Rat einer wissenschaftlichen Fachrichtung verlassen hat. Dabei hat die Medizin den aus ihrer Sicht besten Weg aufgezeigt, aber verständlicherweise ihr Bezugssystem mit der akuten Rettung von Menschenleben als höchster Prämisse nicht verlassen. Die Zahl der Selbstmorde, der Anstieg der häuslichen Gewalt und die wirtschaftlichen Schäden werden von der Politik leider geringer gewichtet. Ob andere Wege unterm Strich erfolgreicher gewesen wären, werden wir nie erfahren. Denn man kann (zum Glück) das Rad der Zeit nicht zurückdrehen, um die Geschichte als Experiment unter leicht veränderten Rahmenbedingungen zu wiederholen. Es gibt es dafür zwar einige wenige Berechnungsversuche, aber an der Komplexität des Lebens scheitern (noch) die leistungsfähigsten Computermodelle.

Die Politik muss Alternativen erwägen

Die bisherigen Maßnahmen seitens der Politik haben es nicht geschafft, die Pandemie zu beenden. Dafür gibt es eine Reihe von Gründen, die auch außerhalb der Möglichkeiten der politischen Einflussnahme liegen. Wie gesagt: das Leben ist eine komplexe Angelegenheit. Das entbindet die Handelnden jedoch nicht, sich (endlich) über eine (andere) Strategie Gedanken zu machen. Masken und Hygieneregeln haben ihre Wirkung bewiesen – nicht zuletzt auf Grund der kaum aufgetretenen Grippefälle in dieser Saison. Warum versuchen wir nicht, mit den entsprechenden Hygienekonzepten zu einem „normalen“ Leben zurückzukehren? Der Kunst- und Kulturbetrieb hat unter Beweis gestellt, dass dies möglich ist. Die Gastronomie hat ebenso wie der Einzelhandel entsprechende Konzepte längst erarbeitet. Es ist Zeit, diese auszuprobieren und ihre Wirkung im alltäglichen Leben zu überprüfen.

Geht die Sonne auf oder unter

‚Trail and Error‘ ist besser als keine Strategie

Das wiederholte Versprechen von Impfen und Testen ist angesichts des Versagens genau bei diesen beiden Themen hier in Deutschland zu einer leeren Worthülse geworden. Selbst die USA, die wir in unserem Hochmut schon abgeschrieben hatten, haben es geschafft, mehr Menschen gegen das Corona-Virus zu impfen als wir – ganz zu schweigen von Ländern wie Israel. Wir wollten wie so oft wohl alles richtig machen und haben deshalb lieber zu wenig getan. Es hat den Anschein, also ob die Politik sich nur mehr zur Methode des ‚Augen-zu-und-durch‘ aufraffen kann und deshalb an dem einmal eingeschlagenen Weg festhält, der die Sackgasse nur um den nächsten Lockdown verlängert. Dabei war in den wissenschaftlichen Studien zwischen den Zeilen aber auch explizit oft genug zu lesen, dass die nächsten Wellen unweigerlich kommen werden. Angesichts unseres Lebensstils und der knapp acht Milliarden Menschen auf der Welt wird sich das Corona-Virus kaum wieder verabschieden. Es ist also höchste Zeit, die nötigen und dauerhaften Rahmenbedingungen zu schaffen, um trotz SARS-CoV zu einem normalen Leben zurückzukehren.

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