Wintereinbruch im November
Wir hatten es ohnehin vor – die Schafe von ihrem letzten Weidegrund oben am Waldrand herunterzuholen. Der heutige Wintereinbruch hat uns heute einen weiteren Grund geliefert. Nasser Schnee, der wohl nicht lange liegen bleiben wird, aber dem mittlerweile an einigen Stellen schon recht gelben Gras endgültig den Winterlook verpasst.
So ganz wohl war uns ohnehin nicht angesichts des ersten Wolfsrudels im Bayerischen Wald und der aus dem Tierfreigelände entkommenen bzw. herausgelassenen Wölfe, aber das Gras sah noch zu verführerisch aus. Also durften unsere sechs Schafe auf der zum Waldrand hinter dem Haus nach oben führenden Wiese die letzten grünen Halme abfressen. Besonders viel Strom auf dem Elektrozaun konnte die Sorge in der Nacht zumindest ein wenig abschwächen.
Jetzt stehen unsere Woll- und Fleischlieferanten wieder hinter dem Schafstall und können die Nacht über in Sicherheit gebracht werden. Das Heu türmt sich daneben zwar ordentlich auf, wir sind aber trotzdem skeptisch, ob es wohl den langen Winter über reicht. Das hängt auch davon ab, wann die Schafe ihre Lämmer bekommen. So dick wie drei von ihnen aussehen, dürfte es nicht mehr allzu lange dauern. Dann sind mehr Mäuler zu stopfen und wir werden wohl ein paar Rundballen irgendwo kaufen müssen.
Der erste Schnee hat unsere Schafe zurück ans Haus gebracht, die Hühner wollten auch ohne Schnee aber angesichts der kalten Temperaturen am Tag zuvor am liebsten uns auf die Couch: zumindest machte es den Anschein, als sie sich vor der Terrassentür postierten. Glücklicherweise ist Hanabi schon so alt, dass sie das alles nicht mehr zu stören scheint.
Der Gemüsegarten ist abgeerntet, aber die Schafsmatte aus dem vorletzten Jahr noch nicht aufgetragen. Auch der Abfluss unserer Quelle bräuchte wohl eine Reinigung und die Solaranlage mag derzeit ihren spärlich fließenden Strom nicht an die Hausleitung oder die Batterie weitergeben. Es ist also noch viel zu tun, ob der Schnee nun liegen bleibt oder nicht.
Und dann gibt es da ja noch das andere Leben: Silke macht die Ausbildung zur Altenpflegerin nach gut drei Monaten immer noch Spaß. Das gilt für die Schule wie die Arbeit mit den alten Menschen. Ich pendele zwischen der BR-Welt und unserem Landleben – mal mehr mal weniger enthusiastisch.
https://www.cresc-biennale.de/de/programm/2017-11-23/verbinden-und-abwenden-eroeffnungskonzert
Am 23.11. kann ich mich übrigens wieder einmal einer ganz anderen Herausforderung stellen. Ich darf über unsere Korrespondenten-Zeit im Rahmen der Cresc:Biennale in der Frankfurter Oper einen Impuls-Vortrag halten. Der Umgang mit Sprache bleibt ein wichtiger Bestandteil und die Erinnerung an Japan, Korea oder Taiwan sind auch nach vier Jahren nicht verblasst.