Winter in der Bergerau

Winter in der Bergerau

40 Zentimeter Schnee

Die Tageshöchstwerte sind jetzt schon seit Wochen nicht mehr über die null Grad Marke geklettert. Der Schnee türmt sich zwar längst noch nicht so hoch, wie uns als Zugezogene vorhergesagt wurde, aber mit 40 Zentimeter hat er den Durchschnitt unserer letzten sechs Jahre erreicht. Angesichts der beinahe schneelosen Winter in den vergangenen zwei Jahren fühlt sich der fast halbe Meter aber beachtlich an. Man merkt, dass die Statistik so ihre Tücken hat – im Kleinen wie im Großen. Fakt ist, die Loipen sind gespurt und die Wege rund ums Haus gleichen wieder kleinen Canyons, die die Hühner gezielt für ihre Ausflüge nützen können. Allerdings sind derzeit nur die beiden Junghennen (eine davon ist eine Grünlegerin 🙂 ) unterwegs, um unter dem Vogelhäuschen nach heruntergefallenen Kernen zu picken. Die beiden alten Hennen bleiben lieber im sicheren Stall, nachdem sich der Habicht auf die Gesperberte vor ein paar Wochen gestürtzt hatte und ich zufällig im richtigen Augenblcik aus der Haustür trat, um den hungrigen Raubvogel laut schreiend von seinem Vorhaben abzubringen. Es lagen reichlich Federn herum, aber das Loch am Rücken ist schon wieder zugewachsen.

Wir haben also Winter, den richtigen Winter. Das heißt, ich muss regelmäßig auf das Garagendach, um die Solarpanelen vom Schnee zu befreien. Auch dann kann die Ausbeute an Energie für die Batterie wie heute mit dem anhaltenden, leichten Schneegekrissel nur ziemlich bescheiden ausfallen. Wir haben das Dieselaggregat bestimmt schon zehn Mal anstellen müssen (und er ist immer sofort angesprungen trotz minus zwölf Grad dank dem Starterspray). Ich ersprare der Leserin und dem Leser die Durchschnittswerte und Statistiken. 😉

Zum Winter gehört auch das Holzhacken. Der Vorrat hinter der Garage ist merklich zusammengeschrumpft. Letztes Jahr ist leider kein Käferbaum für uns abgefallen. Hinzu kommt, dass wir nun auch den „Praxisraum“ regelmäßig befreuern, auch wenn Corona-bedingt die Psychotherapie noch nicht angelaufen ist. Dafür habe ich endlich die schriftliche Bestätigung erhalten, dass ich die Prüfung bestanden habe und eine Praxis für Psychotherapie nach dem Heilpraktikergesetz führen darf. Jetzt fehlt nur noch der Bachelor. Das Exposee ist immerhin schon abgegeben und genehmigt. Viel Zeit bleibt angesichts der notwendigen Tätigkeiten im Winter nicht, aber wir haben es ja so gewollt, dass die Jahreszeiten und die Anforderungen der kleinen Farm unseren Alltag dominieren.

Die Lämmer gedeihen prächtig und es fällt schwer, sich ihrer Niedlichkeit zu entziehen. Zum Glück ist es noch ein bisschen hin, bis sich die Frage der Weiterverarbeitung stellt. Jackson hat seine Portionen allerdings schon aufgegessen. Das Heu auf dem Zwischenboden ist schon zur Hälfte weg und die Kleinen käuen auch schon wider in einer deutlich höheren Frequenz. Es bleibt beschaulich bei uns trotz der anhaltenden Corona-Pandemie, die Silke bei ihrer Arbeit im Pflegeheim hautnah mitbekommt und ich bei meinen Fahrten nach München. Zurück auf dem Land kann man bei all den vorhandenen Nachteilen die Freiheit, Abgeschiedenheit und Unaufgeregtheit hier am Ende der Welt wieder so richtig schätzen.

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