So langsam geht auch uns das Wasser aus. Die Quelle ist seit vorgestern versiegt und so trocknen die Wände des Auffangbeckens vor unserem Haus gerade. Die ersten beiden Jahre unseres Aufenthalts im Wald verliefen allerdings ähnlich, so dass wir hier in unserem Mikroklima noch nicht den „Notstand“ ausrufen müssen 😉 Die Bäume im Nationalpark Bayerischer Wald sehen sogar ein wenig besser aus als die letzten Jahren. Aber das will nichts heißen, denn erstens ist es nur mein Blick von außen und zweitens ist der zeitliche Ausschnitt von „nur“ acht Jahren für die Lebensdauer einer Fichte oder Buche schon fast zu vernachlässigen. Es sei denn der Borkenkäfer macht der Fichte vorzeitig den Garaus.
Das Heuen hat in diesem Jahr gut geklappt. Der Schafstall ist voll und auch Haru hat für den Winter einen schönen Rückzugsort in der Scheune, den sie jetzt schon mal probe-liegt. Wir haben es heuer ganz gut hinbekommen, dass die Schafe auch das Gras rund ums Haus abfressen und wir brav zur Vorbeugung gegen Parasiten ihnen hinterher gemäht haben. Das schafft dann immer ein befreiendes Gefühl, wenn wir auf einmal wieder über die Wiese blicken und gehen können.
Was die Hühner angeht, so hat es sich eingespielt. An vielen Tagen dürfen sie für ein paar Stunden nach draußen und vergnügen sich ums Haus. Dann geht es meist freiwillig zurück in ihr Fort Knox, das bisher alle Angriffe von Fuchs und Habicht gut überstanden hat (wenn es sie denn gegeben hat;-) Jackson hingegen lässt das alles ziemlich kalt, so lange er ab und an auf das Sofa darf. Ich bin heute mit ihm als Morgenspaziergang zum Briefkasten nach St. Oswald gegangen und es war wieder so deutlich, dass unser Hund keine Lust auf Stadt und Häuser hat. Also Wald-Idylle – zumindest so lange unsere Tiere leben mit Strom aus der Solaranlage und Holz vom gepachteten Nationalpark-Grundstück.
Wenn man die Hühner lässt…Wenn man die Hühner lässt…Schaf-Suchbild…gefundenJackson in seinem Element
Die Ausbeute an Kartoffeln ist in diesem Jahr überraschend hoch. Irgendwie haben bei uns die Wühlmäuse wie Mäuse das nasse Frühjahr nur in geringer Zahl überlebt. Es ist kaum etwas von den Nagetieren zu sehen. Haru streunt deshalb schon etwas gelangweilt über die Felder und verschwindet öfter im Wald. Ich habe die letzten zwei Wochen beinahe jeden Tag eine solche Kiste Kartoffeln von unseren Feldern holen können. Auch die Tomaten im Gewächshaus sind mittlerweile zahlreicher als die Blätter an den Stauden und schmecken wunderbar. Nur die Salate und Kohlpflanzen im Gemüsegarten werden regelmäßig von den Springflöhen, Schnecken und anderen ungebetenen Mitbewohnern vertilgt. Dennoch könnten wir wohl einige Zeit überleben, sollte auch nur eines der vielen Horrorszenarien, das leider auch wir in den Medien ständig heraufbeschwören, eintreten.
Ansonsten hat sich unserer Leben nicht groß verändert – sieht man einmal von meinen Beschäftigungen beim BR ab und den Aktivitäten rund um die Praxis im Wald. Die Welt im Grünen fern der Großstädte lässt sich besonders gut aushalten, wenn man ab und an in ein anderes Leben eintauchen darf, wie bei den European Championship in München.
Klettern auf dem KönigsplatzTurnen Triathlon im Olympiapark
Und wie jedes Jahr freuen wir uns allmählich auf den Herbst bzw. den Winter, der all das Grün vorübergehend verschwinden lässt und wieder seinen ganz eigenen Rhythmus mit sich bringt.
Frisch geschoren wandern die Schafe über die Wiesen
Und wo ist jetzt das frische Grün
Angesichts von Habicht, Fuchs und Vogelgrippe sind unsere zwei Hennen häufig hinter Gittern
Unter Aufsicht haben die Hühner auch mal Freigang
Weit ist das Grün bei uns in der Bergerau noch nicht. Kein Wunder, wenn nachts das Thermometer immer wieder unter Null Grad fällt. Aber für die Schafe reicht das erste Grün auf den Wiesen. So können sich ihre Mägen auch wieder an die frische Kost gewöhnen nach all dem trockenen Heu. Und wir sind gut beschäftigt zu pflanzen, abzudecken, zu gießen, Unkraut zu jäten, zu hoffen und zu warten 😉
Silke kämpft mal wieder gegen das Unkraut – noch wächst nicht viel außerhalb des Gewächshauses
Jackson sucht die Kartoffel-Triebe
Hoffentlich noch ein künftiger Kartoffelacker
Frühlingsidylle
Noch fließt viel Schmelzwasser die Kleine Ohe hinunter
Wer genau hinsieht, kann die Kaulquappen des geschützten Grasfroschs erkennen
Das waren sie also, meine drei Jahre unbezahlten Urlaubs auf unserer kleinen Farm. Ich bin um viele Erfahrungen reicher und um die ein oder andere Illusion ärmer. Am 1. August beginnt die berufliche Normalität und es geht zurück in die geregelte Arbeitswelt. Mit einer Position des Koordinators im BR-Studio Deggendorf hätte es mich schlechter treffen können. Aber vier Tage die Woche bin ich erst einmal wieder fremdbestimmt. Ein Wochentag und eventuell das Wochenende bleiben der Praxis im Wald vorbehalten.
Dank Schafsmist ist hier ein überbordender Mini-Kartoffelacker entstanden
Der etwas dürftige Kartoffel-Gemüse-Garten dank Wühlmaus
Die Wiesen müssen noch gemäht werden; der Ahornbaum hat nach sechs Jahren endlich in seinem Umfang etwas zugelegt
Der Warte- und Eingangsraum der Praxis im Wald
Ich hatte auf jeden Fall keine Langeweile in diesen drei Jahren. Das lag sicher auch an meinem Fernstudium, das ich relativ schnell angefangen und mit einem Bachelor der Psychologie im April 2021 abgeschlossen habe. Das lag aber auch an unseren Tieren, die versorgt werden wollten, Heu das eingefahren werden musste, Kartoffeln, Salat und Karotten, die gesät und – vorausgesetzt die Wühlmaus hatte nicht zu großen Hunger – geerntet werden konnten. Die Insel-Solaranlage und die leider nicht so langlebige Batterie (es gibt noch viel zu tun für die Techniker, um geeignete Speichermedien für Extrembelastungen wie in unserem Fall zu entwickeln), die Winterschäden am Dach und der Rückbau der Scheune mit der Möglichkeit, sie als Veranstaltungsort zu nutzen, haben mich ordentlich beschäftigt.
Eine Wiese ist schon gemäht
Unsere sechs Schafe verstecken sich vor der Sonne und chillen
Drei Hühner „on the move“ – Dummi-Huhn hat vor kurzem der Fuchs geholt
Die Haselnussbüsche sind zum Teil haushoch
Ohne den Ausgleich der unterschiedlichen Tätigkeiten hätte ich die drei Jahre so nicht überstanden. Es war gut und für mich notwendig, dass es neben der körperlichen Arbeit auch die geistige Herausforderung des Studiums gab. Die Einsamkeit tief im Nationalpark Bayerischer Wald war insofern gut auszuhalten, weil Telefon und Internet (wir haben vor einem halben Jahr sogar einen Glasfaseranschluss bekommen) den Zugang zur Welt gewährleistet haben. Dennoch fehlte der alltägliche Austausch mit KollegInnen und Bekannten, der ein wichtiger Teil des sozialen Lebens ist. Ungerechterweise war das in Zeiten des Corona-Lockdowns auch vielen anderen Menschen nicht vergönnt.
Unsere kleine Farm mit frisch gesägtem Holz
Der rußende Herd im Sommer mit Elektroaufsatz (und Lammsesamhackbällchen sowie Polenta)
Nach diesen drei Jahren ist für mich klar: es macht durchaus Spaß sich körperlich beim Holzhacken zu verausgaben, aber ich muss es nicht unbedingt haben; es ist ein großartiger Genuss, wenn man auf selbstgezogenes Bio-Gemüse direkt aus dem Garten zurückgreifen kann, aber ich weiß, welchen Aufwand das bedeutet und habe nichts dagegen, auch beim Laden um die Ecke einzukuafen; mit Tieren zu arbeiten (ob Hund, Katze, Schaf oder Huhn – jedes Tier hat seine Persönlichkeit) ist ein Privileg, dass ich genossen habe aber nicht die ganze Zeit meines Lebens genießen muss; kleinere Handwerksarbeiten am Haus kann ich mittlerweile selbst erledigen, aber ich muss nicht auf dem Dach herumkraxeln, um Dachpfannen auszutauschen oder jedes zweite Jahr selbst die Wohnküche streichen, weil der Holzherd wieder alles verrusst hat. All das ausprobieren zu können, war allerdings ein wunderbares Geschenk.
Blick in die Scheune
Platz und Raum für die Stolpersteine-des-Lebens Seminare
Ein Baum steht noch schief, die anderen fünf liegen bereits in der Feuchtwiese
Wer traut sich, mich zu streicheln? Haru – Killer-Cat
Wir weden die restlichen sechs Schafe weiterhin über unsere Weiden ziehen lassen, wir werden den verbliebenen drei Hühnern nicht ihre Bewegungsfreiheit nehmen, auch wenn das bedeutet, dass wir am Ende keine Hühner mehr haben, weil der Fuchs und der Habicht nun mal diese Gelegenheit nicht auslassen werden, wir werden Jackson und Haru weiterhin gerne versorgen und mit ihnen die kleine Farm im Nationalpark gerne bewohnen. Aber es ist Zeit für einen Wechsel und etwas mehr technische Unterstützung (der Heu-Wender ist bestellt und keine neuen landwirtschaftlichen Herausforderungen mehr – bitte). Dafür will ich gerne wieder in die BR-Welt eintauchen und die Praxis im Wald für Psychotherapie nach dem Heilpraktikergesetzt etablieren. Ich habe all diese neuen Erfahrungen intensiv erlebt und weiß jetzt besser, was ich will bzw. was ich nicht will. Zu Ersterem gehört auf jeden Fall mit interessierten Menschen an diesem wunderschönen Fleckchen „Bergerau“ über die Stolpersteine des Lebens nachzudenken.
Vier Nächte hintereinander hatte es jetzt minus 18 Grad, als Jackson und ich unseren Morgenspaziergang absolvierten. Eingepackt in mehreren Schichten und mit viel zu langen, aber dafür wärmenden Haaren trotzten wir der Kälte. Allerdings musste ich zu Beginn immer erst einmal den Schnee aus den Zwischenräumen seiner Pfoten massieren, ehe wir schnellen Schrittes über harschen Schnee bedeckt von einer fluffig leichten Flockendecke unsere 45 Minuten Runde absolvieren konnten. Zurück am Haus bedeckte regelmäßig eine Eisschicht Jacksons Schnauze und meinen Jackenkragen.
Viel Schnee liegt nicht, aber der ist tiefgefroren
Die Kleine Ohe ist teilweise von Eis bedeckt
und so hat der Biber derzeit kein leichtes Leben
Mit dem schnellen Aufwärmen in der Stube war es nach unserer morgendlichen Rückkehr aber erst einmal nichts. Denn die frostigen Außentemperaturen ließen auch in der Wohnküche und auf Jacksons Schlafsofa die Temperaturen auf knapp über 12 Grad fallen, nachdem die Glut im Herd in der Nacht erloschen war. Also hieß es morgens wieder einheizen, ehe sich der Hund ein wenig aufwärmen konnte. (Ich hatte das Glück, in die Schlafküche im ersten Stock wechseln zu dürfen, wo ich mich vor den wärmenden Pelletofen stellen konnte, der sich redliche Mühe gab, die einstelligen Temperaturen im Schlafbereich auf ein erträgliches Maß anzufeuern.) Ganz so bedrohlich, wie es sich bisher lesen mag, war es dann aber doch nicht. Wir haben in der letzte Woche immer alle Öfen angeschmissen und innerhalb von zwei Stunden abgesehen vom Flur (und gewollt der Speisekammer) das Haus einigermaßen warm bekommen. Allerdings durften wir in unseren Bemühungen nicht nachlassen, was wiederum zur Folge hatte, dass ich mit dem Zersägen und Spalten der großen Baumstücke kaum hinterhergekommen bin. Aber noch ist Käferholz hinter den Garagen übrig und wird bis zum Frühsommer reichen.
Zweimal nur konnte ich kurz in der Sonne sitzen
Interessanterweise war es mit dem Schnee dieses Jahr ganz anders als erwartet. Bei uns hatte sich knapp ein Meter angesammelt, ehe der Regen die weiße Pracht dahinschmelzen ließ. Dabei hätte ich gewettet, dass wir dieses Jahr bis Ostern auf die Frühlingsblüten hätten warten müssen. Dann kam die Kälte, die vor allem im Norden Deutschlands Schneemassen mit sich brachte und bei uns nur für einen weißen, flauschigen Belag sorgte, der kaum ausreichte, um die Loipen wieder in Form zu bringen. Allerdings ging die Waldhäuser-Runde immer. Der Frost über die letzten fünf Tage hat zwar das Wasser in der Bergerau teilweise zum Erstarren gebracht und für ungewöhnliche Eisfälle der Kleinen Ohe unter unserer überdimensionierten Straßenbrücke gesorgt, aber viel Neuschnee war bei uns nicht hinzugekommen, auch wenn es in der Luft so aussah. Denn der Wind blies wiederholt die leichten, unverklumpten Schneeflocken aus ihrer Ruheposition wieder in die Luft oder von den Bäumen.
Eisfälle an der Kleinen Ohe
Die Sonne lockt alle ins Freie
so auch unsere Hühner
Und schon war sie wieder weg
Glasfaseranschluss am Haus
In den Nächten war es meist sternenklar, während tagsüber Wolkenschleier die wärmenden Sonnenstrahlen nur als diffuses Licht bei uns ankommen ließen. Die Möglichkeit, sich vor den schwarzgestrichenen Schindeln in die Sonne zu setzen, war rar. Wenn gegeben aber herzlich willkommen. Kein Wunder, dass ich bei meinem Sonnenbad im Gemüsegarten nicht lange allein blieb und die Hühner zumindest überprüfen wollten, ob nicht etwas Essbares für sie abfallen könnte. Ihre Arbeit im Gewächshaus haben sie bereits verrichtet und den dortigen Boden ordentlich umgekratzt und von allen Schneckeneiern befreit. Das passt gut, denn die Pflanzsaison im geschützten Rahmen steht angesichts des Wetterumschwungs unmittelbar bevor.
Glasfaseranschluss im Haus
Den Dieselgenerator haben wir in diesem Winter bestimmt schon ein Dutzend Mal anwerfen müssen, sonst wäre es mit dem Strom im Haus nicht weit her gewesen. Wir haben zwar keinen Stromanschluss aber mittlerweile Glasfaser. Dem Homeoffice steht also nichts mehr im Wege. Dabei dürfen aber die Tiere nicht vergessen werden. Heute haben wir wieder einen Teil des Heus in der Scheune durch das große Tor mit einer Plane zum Schafstall transportiert. Wenn meine ursprüngliche Befürchtung mit dem anhaltenden Schnee tatsächlich wegschmilzt, dann müsste es reichen. Haru hat übrigens in ihrer Katzenkiste auch ein Schaffell und eine Pelzdecke dazu. So kann sie es trotz der Temperaturen in der Scheune gut aushalten.
Reste der Holzverarbeitung und des Heu-Transports
Haru hat die Scheunentür wieder für sich
Haru guckt aus ihrem Loch
Den Schafen waren die frostigen Temperaturen nur recht angesichts der juckenden Wolle und die Lämmer gedeihen prächtig. Davon abgesehen merkt man den Älteren an, dass die Weidesaison bitte bald beginnen sollte. Denn sie sind unleidig und weder durch Heu noch durch Pellets lange zu beruhigen. Vor allem Elviras forderndes Gebähe (sie ist nicht umsonst das schwarze Schaf) ist kaum auszuhalten. Die Pläne für die diesjährige Schlachtsaison stehen deshalb schon fest. Und dann ist erst einmal Pause mit Schaf-Nachwuchs. Bei den Hühnern sind wir uns nicht so sicher, ob wir nicht doch im Frühsommer den Brutapparat anwerfen sollen/müssen, weil unsere vier Hennen sich nicht einsperren lassen und damit leider auch Fuchs und Habicht freien Zugriff haben…
Wettermäßig sind das noch ein paar geschenkte Spätsommertage. Tagsüber steigt das Thermometer dank der wärmenden Sonnenstrahlen auf über 20 Grad, während sich nachts bei sternenklarem Himmel (und nur einer ganz schmalen Mondsichel) der erste Rauhreif bildet. Ab Mitte nächster Woche soll es damit vorbei sein und nasskalter Herbst das Wetter bestimmen. Dann werden die Pflanzen endgültig das Wachstum einstellen. Schon jetzt geht das bei dem verbliebenen Gemüse nur noch in Zeitlupe vonstatten. Die richtige Zeit also für eine Bestandsaufnahme der Tiere und Pflanzen auf unserer kleinen Farm und natürlich hinsichtlich unserer eigenen Ideen und Vorstellungen.
Die Schafe liegen lieber unter dem Wagen. Am Waldrand sind die Schatten der Bäume schon lang
Insgesamt sind es fünf: vier weiße und ein schwarzes Schaf
Vier Schafe und ein Lamm hatte der Schafscherer vor zwei Wochen unter seinem elektrischen Rasiermesser. Ein bisschen Fell ist wieder nachgewachsen, und so liegen die Tiere während der Nachmittagssonne am liebsten im Schatten unter dem Wagen. Dieses Jahr hat das häufige Umstellen des Weidezauns über unsere Wiesen hinweg sehr gut geklappt. Die Lämmer und Schafböcke hatten am Ende ordentlich etwas auf den Rippen, so dass Jackson und wir schweren Herzens mit der Fleischausbeute zufrieden sein können. Eine letzte Runde bis zur kleinen Ohe und zurück zum Schafstall müsste sich vor dem ersten Schnee noch ausgehen – wenn es denn dieses Jahr überhaupt einen Winter gibt. Das Heu reicht auf jeden Fall, ungeachtet ob die Schafe ein oder zwei Lämmer gebären werden. Vielleicht hat es Patrick ja auch nicht geschafft, die Damen zu begatten. Wir werden es im Dezember wissen. Seitdem die Fünf unter sich sind, ist auf jeden Fall eine entspannte Ruhe eingekehrt, die nur ab und an von wilden Bocksprüngen der Jüngeren unterbrochen wird.
Das ist auf jeden Fall ein Hahn
Unsere Hühnerschar zählt mittlerweile nur noch fünf inklusive eines Hahns. Denn der Fuchs nutzte vor kurzem die Gelegenheit, als Jackson im Haus war, um sich eines der Küken zu schnappen, während er reisaus nahm. Denn ich war ums Haus gelaufen und konnte gerade noch verhindern, dass er sich die alte, gesperberte Henne schnappt. Das junge Huhn war wohl leicht genung, um es auf der Flucht mit davon zu tragen. Jetzt werden wir niemals herausfinden, ob es sich bei dem Küken um einen Hahn oder eine Henne gehandelt hätte. Bei den verbliebenen drei Küken sind wir uns mittlerweile sicher, dass es ein Hahn und zwei Hennen sind, die sich seit dem Fuchs-Erlebnis eng mit den Alten zusammengeschlossen haben. Und auch die verbliebenen zwei alten Hennen scheinen nichts mehr gegen den Nachwuchs zu haben. Cookie, unsere braune Henne, lief schon einige Tage etwas langsamer durch die Gegend. Dann setzte sie sich eines Abends in die Legekiste, wo wir sie am nächsten Morgen in der Totenstarre fanden.
Da waren es nur noch fünf
Jackson muss wieder Wache vor dem Schafstall schieben
Unsere kleine Hühnerschar vertilgt den übriggebliebenen Reis
Jackson würde den Fuchs lieber jagen als nur verbellen
Jackson muss jetzt wieder häufiger am Schafstall Wache schieben. Denn dort war der Fuchs aus dem Wald gekommen. Meist ist ihm der Platz nach der Mittagsrunde zu langweilig und er wartet sehnsüchtg auf den nächsten Spaziergang. Dann kann er noch ein bisschen vor dem Haus liegen und in den Wald blicken, ehe es auf sein Kissen im Wohnzimmer geht. Ihm ist es auch zu warm (und der Schafscherer hat sich seiner Wolle nicht erbarmt;-) Umso mehr genießt Jackson den morgendlichen Spaziergang kurz vor Sonnenaufgang in der Kälte, den ich an den letzten beiden Tagen nur mit Mütze und Handschuhe absolvieren konnte.
Haru hingegen weiß gut mit Wärme und Kälte umzugehen. Um die kleine Farm möglichst für sich zu haben, wird sie erst abends aktiv, wenn Hühner und Jackson im Haus sind. Bis dahin macht sie es sich auf dem Schaffell unter dem Fenster in der Scheune gemütlich. Ich gebe zu, wir haben den grünen Sessel bewusst dorthin geschoben. Haru dankt es uns auf ihre Weise. Dieses Jahr hat sich noch keine Maus blicken lassen, was allerdings auch daran liegen könnte, das 2020 (das Jahr der Maus) einfach kein Mausejahr ist. Denn auch draußen auf den Wegen sieht man selten einen Mauskadaver. Unsere Fledermaus hat bisher (und hoffentlich auch weiterhin) die Angriffe von Haru abwehren können.
Wie jedes Jahr ist der Bambus von null auf hundert geschossen und auch der Ahorn ist enorm gewachsen
Unser Bergahorn hat nach vier Jahren endlich wieder einen Wachstumsschub gemacht
Hier gibt es noch ein bisschen was zu ernten
Und blickt mit überraschend viel Laub auf die zahlreichen Touristen
Der Rosenkohl wartet auf den ersten Frost, für den Kürbis darf es ruhig noch etwas warm bleiben
Chinakohl und letzte Anzucht im Gewächshaus
Ich glaube, ich habe keines unserer Tiere vergessen – sieht man einmal von Schmetterlingen, Hummeln, Fliegen, einigen, wenigen Wespen, Mücken und Vögeln ab. Die Kohlweißlingsraupen haben den Chinakohlpflanzen arg zugesetzt, aber zwei sind im Gewächshaus am Ende doch noch ordentlich groß geworden, nachdem ich händisch die Raupen hinausbefördert habe. Die Tomaten fangen hingegen jetzt erst an zu reifen ebenso wie die Paprika. Viel ist da nicht zu holen. Alles andere hat reichlich zur Versorgung beigetragen oder tut das noch immer. Topinambur hat nicht nur eine schöne Blüte, sondern schmeckt auch richtig gut. Es hat also am Ende ganz gut geklappt mit dem Gemüseanbau. Aber drei Felder sind zu viel – vor allem wenn ich wieder arbeiten gehen werde. Der aus den Heukartoffeln vor vier Jahren entstandene Acker (ein viel zu großes Wort für die Wiese, die sich trotz meiner gegensätzlichen Bemühungen immer wieder durchgesetzt hat) wird wieder aufgelöst. Hier kann wachsen, was will. Der Haselnussstrauch allerdings muss jetzt doch ein wenig gestutzt werden, auch wenn er dieses Jahr reichlich Früchte trägt.
Der aufgelöste Gemüsegarten und das noch zu verabeitende Holz
Blume ohne Namen
Wer sagt, dass nur vor Hunden gewarnt werden muss
Neben dem Gemüse sind auch die Blumen ums Haus zahlreicher geworden. Noch blüht es an einigen Stellen gelb, während sich die Astern mit ihrem blau-lila etwas Zeit lassen. Diese kleinen dichten Blüten dürften der letzte Gruß des Herbstes sein. Höchste Zeit das Holz weiterzuverarbeiten, damit wir unsere Räume ordentlich heizen können. Die Stämme aus dem letzten Jahr sind gut getrocknet und ich bin nicht traurig, dass bisher von den enervierenden Waldarbeiten in der Randzone des Nationalparks nichts für uns abgefallen ist. Das war und ist eine nette Herausforderung, die ich aber nicht jedes Jahr voll ausleben muss. Ebenso wenig wie den Gemüseanbau. Gerade in der biologisch-natürlichen Art und Weise hat das seinen Reiz, ist aber für mich nicht erfüllend genug, um allein damit meine Zeit verbringen zu wollen. Folglich bin ich ganz froh, derzeit durch mein Praktikum in der psychosomatischen Klinik wieder mit einem anderen Leben konfrontiert zu sein.
Die Haselnuss links hat viele Früchte; das Holz hinten am Haus und rechts muss klein gehackt werden
Ich hatte eingangs von den wettermäßig geschenkten Tagen geschrieben. Denn bezogen auf die politische und gesundheitliche Lage würde ich die Tage nicht unbedingt als geschenkt bezeichnen. Ich habe am 26. September und 14. Oktober zwei Tests zu absolvieren (wieder müsste ich eigentlich schreiben, denn einmal wurde die Klausur bereits wegen der Pandemie abgesagt). Angesichts der steigenden Infektionszahlen, die eigentlich niemanden überraschen dürften, wächst meine Sorge, dass ich diese Prüfungen nicht ablegen darf. Das motiviert nicht gerade zum Lernen. Im Vergleich zu vielen anderen, vor allem Selbstständigen, geht es mir vergleichsweise gut, aber die Ungewissheit zerrt an den Nerven. Deutschland ist bisher gut durch die Pandemie gekommen sicher auch dank der Maßnahmen (die dankenswerterweise auch weitgehend eingehalten wurden) und dem guten Gesundheitssystem. Mittlerweile haben sich zumindest die öffentlich-rechtlichen Medien auch von ihrem hysterischen Ton in der Berichterstattung verabschiedet und vergleichen die Lage bei uns mit der in anderen Ländern, was durchaus beruhigen kann. Aber von der Politik fehlt mir noch immer der Ausblick, die Strategie im Umgang mit Sars Cov 2. Wir werden mit dem Virus leben müssen, so viel ist klar, wenn diese Tatsache auch nur ungern laut ausgesprochen wird. Deshalb müsssen wir einen „normaleren“ Umgang mit Covid entwickeln. Die Todesrate in Deutschland (übrigens auch in Indien) ist nicht allzu viel höher als bei einer schweren Grippe. Ob sich das Virus ähnlich schnell verändern wird wie eine Grippe und damit die Impfung erschwert, ist zum jetztigen Zeitpunkt ebensowenig klar wie all die vielen Wechselwirkungen, die Covid auslösen kann. Dafür braucht es mehr Erfahrungen, die leider auch mit Krankheit und Tod einher gehen. Das ist aber bei vielen Krankheiten so – und sollte deshalb kein Grund für Angst und Panik sein. Beide Empfindungen werden ebenso wie Misstrauen und Wut geschürt, wenn man nicht über mögliche Zukunftsszenarien diskutiert. Wenn wir Glück haben, bringt uns ein Impfstoff noch in diesem Jahr ein echtes Heilmitteln wie bei den Masern. Damit wäre die Bedrohung durch Sars Cov 2 gebannt. Wenn wir nicht so viel Glück haben, hilft die Impfung ebenso viel oder wenig wie bei einer Grippe, weil das Virus schnell mutiert. Für beide Möglichkeiten sollten wir eine Antwort haben. Zeit zum Nachdenken hatten wir eigentlich genug.
Es ist zwar erst der 30. August und damit noch zwei Tage hin bis zum meteorologischen Herbstanfang, aber das Wetter stimmt einen schon auf die nächste Jahreszeit ein. Die Temperaturen ändern sich von der Nacht zum Tag kaum und liegen bei 13 Grad. Die meiste Zeit ist es dunkel und wolkenverhangen mit heftigen Regengüssen. Die Wärme des Sommers war bereits durch die sehr kalten, da klaren Nächte mit fünf bzw. sechs Grad aus dem Haus entschwunden. Noch reichen die elektrisch betriebenen Radiatoren, um es an einigen Stellen ausreichend warm zu bekommen. Und noch reicht dafür die Kapazität der Batterie, die über viele Wochen einen Ladezustand von 100 Prozent angezeigt hat. Jetzt geht es wieder los mit den Überlegungen, welcher Stromverbrauch unbedingt von Nöten ist angesichts unserer Abhängigkeit von der Solaranlage.
Ein Teil der Kartoffelernte
Die letzte Erbsenernte im August
Hier hängen noch viele Bohnen in den Bäumen (und Zucchini, Rosenkohl…)
Silke und gerade einmal einem Zehntel der zu erntenden Bohnen
Kürbis und Gurke blühen erst jetzt
Unser Jagdhund – gerade erst eine Maus erwischt und sieht so aus als wäre nichts
Die Ernte fiel trotz der Wühlmaus und den zahlreichen Regentagen am Ende überraschend gut aus. Die Kartoffelsäcke und -kisten sind gefüllt. Allerdings hat der Drahtwurm kaum eine Knolle unversehrt gelassen, so dass die Lagerfähigkeit unserer schmackhaften Kartoffeln leider eingeschränkt ist. Erbsen und Bohnen entschieden sich angesichts des kühlen und nassen Sommers erst spät reichlich Früchte zu tragen und die eine Kühltruhe ist gut gefüllt. Dabei steht heute der Abschied von weiteren vier Schafen (zwei Lämmer und zwei Böcke) an. Der Metzger fährt heute Abend vor und die Schafe sind nach ihrer Rasen-Tour rund ums Haus wieder am Schafstall angekommen. Der Abschied fällt uns wie üblich schwer. Patrick und Buddy hatten noch einmal ein schöne Zeit und haben voraussichtlich ihre Aufgabe zum zweiten Mal erfüllt. Wir haben uns vorgenommen, dass es das jetzt erst einmal mit der Nachzucht gewesen sein soll. D.h. einmal noch Lämmer, dann bleibt es bei der kleinen Schafherde. Wir werden uns nach der kurzen Trauerphase über Lammhackfleisch und Lammbraten vor allem im Winter freuen. Jackson bekommt seine Schafsfleisch-Ernährung ausgezeichnet, und es scheint ihm auch besonders gut zu schmecken. Auf diese Weise ist immerhin alles gut genutzt.
Zugewucherter Gemüsegarten und Haselnuss-Strauch mit reichlich Nüssen
Vier junge Hühner und Schafe
Für den Winter sind neun Schafe einfach zu viel
Jetzt beherbergt das Jackson-Prison Schafe (kurz vor dem Besuch des Schlachters)
Noch neun Schafe – Buddy und Patrick stehen ganz links
Der Herbst bringt auch sonst Veränderungen mit sich. Ich werde für drei Monate ein Praktium in der psychosomatischen Klinik in Freyung absolvieren. Das ist im Rahmen meines Psychologie-Studiums empfohlen und es gibt mir eine gute Möglichkeit tiefer in die Materie einzutauchen, die mich die letzten anderthalb Jahre begleitet hat. Dann steht am Ende noch die Bachelor-Arbeit aus, um auch dieses Kapitel abzuschließen. Mal sehen, was sich bis dahin beim BR so getan hat…
Die letzten beiden Juli-Tage waren dann doch noch von beständig schönem Wetter. Deshalb quillen Scheune und Schafstall auch über vor Heu. Der Ertrag von einer Wiese muss noch eingefahren werden, aber es sieht so aus als ob bei uns im Osten die Gewitter erst am Ende des ersten Augusttages ankommen werden. Die Reihen haben also noch Zeit zu trocknen. Die verbliebenen Grasflächen können die Schafe abweiden, ebenso wie die gemähten Flächen, die längst nicht so ordentlich von mir gemäht wurden, wie es hätte sein können. Was soll’s. Die Schafe freuen sich.
Blick über die gemähten Wiesen
Handwerk
Nur am Waldrand bleibt es lange feucht und schattig
Die Sonne steht schon wieder tiefer. Die Sonnenwende liegt fast anderthalb Monate zurück. Deshalb erreichen ihre wärmenden und vor allem Wasser entziehenden Strahlen die Wiesen am Waldrand erst ab Mittag. Ich muss die Reihen dort also lange zum Trocknen liegen lassen. Es bleiben gerade einmal fünf Stunden volle Strahlung, ehe die Kraft der Sonne auch schon wieder nachlässt, obwohl das Licht noch bis abends um acht auf die Halme fällt. Immerhin wissen die Schafe den kühlen Schatten am Waldrand zu schätzen, – jetzt da das Thermometer tatsächlich einmal auch bei uns an die 30 Grad Marke heranreicht.
Heu zum Verstauen
Auch die Wiese hinter dem Haus den Hügel hinauf ist abgemäht und lädt ein, barfuß über das kurzgeschnittene Gras zu wandern. Allerdings sind die Stümpfe der zahlreichen Diesteln durch den Kreiselmäher keineswegs unschädlich gemacht worden, so dass die Wanderung zum Mental-Training werden kann. Nach der langen, meditativen Arbeit des Heu-Rechens ist der Dornenweg allerdings leicht zu bewerkstelligen. Ich bin aber mehr als froh über den Ladewagen. Denn die Heuernte per Hand ist für mich zu anstrengende. Respekt denjenigen in früheren Zeiten, die das zu stemmen hatten. Das Gefühl, die wogenden Wiesen-Meere zurückgedrängt zu haben, bleibt aber auch in halb-handwerklicher Tätigkeit ein Schönes.
Morgen geht es weiter
Wenn Patrick, unser Schafsbock, seine Arbeit schon gemacht bzw. bis zum 30. August abgeschlossen hat, kann das geerntete Heu neben den voraussichtlich fünf verbleibenden Schafen auch wieder einige Lämmer ernähren. Schauen wir mal, wann und ob dieses Jahr Nachwuchs kommt. Der Hühner-Nachwuchs gedeiht und benimmt sich in Bezug auf das Fressen schon wie die alten Hennen. Wir wissen immer noch nicht, wie viele Hennen und Hähne uns der Zufall beschert hat, aber es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis sich die männlichen Exemplare durch die ersten Kräh-Versuche zu erkennen geben werden.
Schon ziemlich groß
Statt Kamm einen Schopf
Irgendwo hier ist der Futternapf
Mit dem Alter geht das auch gesitterter
Jackson würde mit den oftmals wild herumfliegenden Chicklingen so gerne auf seine Art spielen, aber sein ehemaliges Prison ist jetzt ein sicherer Hühner-Hort und die von ihm verschmähte Hundehütte beherbert über Nacht die vier kleinen Hühner, nachdem wir eine Schlafstange eingebaut haben. So erfüllt das Haus doch noch einen Zweck.
Rechts haben die Schafe auch noch Platz
Heu in der Scheune – ein bisschen was geht noch rein
Blick in die Scheune mit Heu
Die Entenküken haben übrigens nicht überlebt. Genauso wenig wie unser Hahn, dem wir allerdings eigenhändig seinem erfüllten Leben ein Ende gesetzt hatten. Am 30. August kommt dann auch wieder Biebl, unser ruhiger Landmetzger, und holt die restlichen Lämmer sowie unsere zwei Böcke. Bleibt noch die Ernte von Erbsen, Bohnen, Kohlrabi und den Kartoffeln im Boden, nachdem ich die Pflanzen bereits wegen der Kartoffelfäule entfernen musste. Dann ist der Sommer und wieder ein Jahreszyklus vorbei.
Leeres Kartoffelfeld mit Bohnen, die an Bäumen ranken
Beim dritten Mal hat es geklappt. Nachdem unsere Eier trotz unseres stolzen Hahns offenbar nicht befruchtet sind, haben wir bei Bekannten Brutei-Anleihe genommen. Die ersten beiden Küken sind gestern im Brutapparat geschlüpft, Nummer 3 kam heute hinterher und es piepst noch immer laut und vernehmlich aus wenigstens einem weiteren Ei. Lautstärke und Schnäbelgröße lassen vermuten, dass es sich um Hähne handeln könnte. Das würde bedeuten, dass sich der Kreislauf des Lebens bald noch ein Stück weiter drehen muss.
Aber vielleicht sind es ja auch alles Hennen und wir haben ab Herbst noch mehr Eier. Denn unsere verbliebende Hühnerschar legt gerade fleißig. Den besonderen Geschmack der Eier können wir uns nur erklären mit ihrem Auslauf. Denn sie dürfen weiterhin ihre Kreise ums Haus und über die Wiesen ziehen. Das ergibt eine abwechslungsreiche Kost aus Grünzeug, Insekten und manchmal auch etwas Tierischem, das Haru übriggelassen hat.
Haru on the move
Während die braune und schwarze Henne brav in der Nähe des Hahns bleibt, geht die Gesperberte gerne ihrer eigenen Weg. Keiner der Hühner traute sich allerdings mehr in den Wald und ist beim ersten Anzeichen eines Raubvogels unter dem nächsten Busch. Folglich haben sie die letzten zwei Monate alle auch gut überstanden. Allerdings ist die Wachsamkeit des Hahns vor Fuchs, Marder oder Habicht manchmal schon etwas nervig. Denn sein ohrenbetäubender Warnschrei gellt schon beim leisesten Anzeichen einer möglichen Gefahr über die Bergerau. Gut, dass wir keine Nachbarn haben. Am Abend ist die kleine Schar dann rechtschaffen müde und gerne gemeinsam auf der Stange.
Küken 1 u 2 in der Transportkiste
Umzug unter die Wärmelampe
Und noch ein paar Streicheleinheiten
Die Küken können sich gleich an den Lärm gewöhnen. Denn sie haben ihr Quartier aus dem Brutapparat mit Hilfe einer Transportkiste in den neuen Hühnerstall unter der Wärme des Rotlichts bezogen. Getrennt sind sie tagsüber nur durch Gitter von der Außenwelt. Der Hahn bringt seine Damen zum Sandbaden gerne in die Ecke daneben und so kann zumindest schon Kommunikation stattfinden. Jackson haben wir vorsichtshalber hinter dem Fliegengitter im Wohnzimmer gelassen. Er ist zwar vorsichtig mit seinem Maul (wenn es sich nicht um einen Mann handelt und der von uns nicht entsprechend eingeführt wurde), aber so ein Küken wäre vielleicht doch ein willkommener Snack am Abend.
Jackson am Abend hinter dem Fliegengitter
Nach dem ausführlichen Regen ist es Zeit, die Schafe auch wieder die Wiese vor und hinter dem Haus abweiden zu lassen. Nur einen schmalen Streifen mähe ich selbst, damit wir ohne allzu nasse Füße am besten barfuß ums Haus gehen können. Für einen Tag war es eine echte Sommeridylle. Heute regnet es schon wieder. Das Wetter entspricht dami unserer Stimmung. Denn heute Abend kommt der Metzger.
Schafe im Schatten unter dem Wagen
Bei den gestrigen 25 Grad und strahlender Sonne haben sich die Schafe deshalb in den Schatten des Wagens zurückgezogen und träumen wiederkäuend vielleicht vom nächsten Winter. Den werden allerdings nicht alle erleben. Denn während die Küken schlüpfen, gehen einige der Lämmer (und auch ein älteres Schaf) den Weg allen Irdischen. Elf Tiere sind einfach zu viel und die Tiefkühltruhe ist leer. Außerdem fangen die beiden Böcke an, sich allzu sehr für die weiblichen Tiere zu interessieren. Also haben wir heute Vormittag die Bande zurück in den Schafstall gebracht und den jungen Tieren ihre Ohr- bzw. Schlachtmarken verpasst. Das geht wie beim Ohrlochstecken auch ganz ohne Blut und Schmerzen vonstatten (sofern man denn die richtige Stelle trifft – was, das sei vorausgeschickt, geklappt hat). Aber der Vorgang gepaart mit dem nahenden Abschied bleibt aufregend.
Cäsar, der erstgeborene Bock darf noch einmal trinken
Schlacht-Kandidatinnen Romy und Ruby (rechts)
Hope darf bleiben
Elvira und die Lämmer (noch ohne Schlachtmarke)
Ganz auf Gemüseanbau umzusatteln, ist für uns aber auch keine Alternative. So gut der Rhabarber oder Kohlrabi, die Radieschen, Salate und Karotten auch geschmeckt haben. Es ist eine mühsame Angelegenheit. Das Wetter diktiert den Ablauf. Dieses Jahr machten die Eisheiligen ihrem Namen alle Ehre. Erbsen und Bohnen war es im Feld beim Holzstapel bisher zu kalt und allein das Unkraut gedeiht prächtig. Über die Kartoffelpflanzen im Gemüsegarten hat sich die Wühlmaus schon wieder her gemacht. Gut, dass es mittlerweile einen weiteren Kartoffelacker oberhalb des Schafstalls gibt und im Gewächshaus der Drahtwurm die Zucchini nicht anrührt. Manchmal kann Gift ganz schön verführerisch sein. Oder aber man akzeptiert, dass die Ausbeute einfach deutlich unter den Möglichkeiten bleibt, übt sich in Gelassenheit und lässt einfach alle teilhaben. Ein lohnenswertes Ziel, aber noch ein weiter Weg.
Gemüsegarten mit Wühlmauslücke
Das obere Kartoffelfeld ist noch unberührt von Maus, Käfer oder anderen Schädlingen
Nichts ahnend war heute Morgen, 28. Februar, lautes, aber sehr hohes Gebähe neben all den bekannten Tönen aus dem Schafstall zu hören. Überraschenderweise stand neben Elvira ein weiteres Lamm. Klein und ziemlich wackelig hat es schon mehrmals verucht bei Mama zu trinken, aber so richtig viel Milch schient auch Elvira nicht zu geben. Wie mir scheint, hat die Kleine jedoch einen extremen Lebenswillen. Denn sie hält sich wacker auf ihren dünnen Beinen. Was die Farbe von Lamm Nr. 6 (Ellie) angeht, so bleibt Elvira das einzige, schwarze Schaf in der Familie;-) Quinta entwickelt sich zwar langsam aber stetig. Möge das auch für Ellie gelten. Wir bleiben optimistisch.
Quinta macht Pause
Stehen geht gerade so
aber nur kurz um bei Mama Elvira zu trinken
Morgen soll es übrigens zehn Grad warm werden (und damit wieder grün;-)
Der Grün-Weiß-Wechsel setzt sich übrigens fort. Gestern und heute Nacht sind über 25 Zentimeter Schnee zusammengekommen. Ich musste die Solarpanelen mehrmals und mit ziemlich viel Kraft von ihrer Schneeladung befreien. Dass der kalendarische Winter ab übermorgen (es ist Schaltjahr;-) vorbei ist, merkt man dennoch. Denn trotz Schneefalls war ausreichend Tageslicht vorhande, um die Batterie wieder etwas aufzuladen. Den Dieselgenerator haben wir schon seit einem Monat nicht mehr angeworfen – und insgesamt in dieser Saison drei Mal. Hoffentlich wird es kein weiteres Mal mehr nötig sein. Den Traktor habe ich gestern und heute aber sehr wohl gebraucht. Und so türmen sich zum zweiten Mal nach dem ersten Wintereinbruch Ende November die Schneeberge rund um unsere Einfahrt.
Drei Mädchen und zwei Jungs – als letztes Schaf hat Hope vor zwei Tagen ihr Lamm zur Welt gebracht. Damit springen jetzt genauso viele Lämmer durch den Stall wie Schafe an den Raufen fressen.
Die vier schon recht großen Lämmer
…brauchen auch mal eine Pause
und die Sicherheit (Milch) von Mutter
Quinta, die Nachzüglerin
Während die vier (Cäsar, Mavis, Denisovic und Ruby) bereits eine stattliche Größe erreicht haben, macht uns der Nachzügler noch ein wenig Sorgen. Die Mutter (Hope) scheint nicht allzu viel Milch abzugeben und so ist Quinta auch am dritten Tag recht wackelig auf den Beinen, obwohl sie ein Einzelkind ist. Silke und ich haben schon abwechselnd beschlossen, dass jetzt die Nuckelflasche herhalten müsste, um uns dann jeweils überzeugen zu können, doch noch etwas zu warten. Denn Trinken darf es bei Mama, aber es kommt wohl nicht so viel aus dem Euter wie bei den anderen Müttern.
Bisher hatten wir aber bei jedem Wurf ein oder zwei Sorgenkinder, aus denen am Ende dann doch ein mehr oder minder stattliches Schaf geworden ist so zum Beispiel Klein-Buddy. Wir bleiben also optimistisch. Das fällt einem aber nicht immer ganz leicht. Denn die Natur hält nicht immer ein Happy-End bereit, wie Krawall-Susi, unser ältestes Huhn erleben musste. So oft ist sie dem Tod schon von der Schippe gesprungen. Dann holte sie Ende Januar doch der Fuchs.
Drei Hühner und ein Hahn auf der Stange
Vor einiger Zeit stattete der Fuchs uns wieder einen Besuch ab. Die verbliebene, kleine Hühnerschar war angesichts des wenigen Schnees auf dem Weg ins Wäldchen zwischen Schafstall und Straße. Jackson bellte auf einmal laut und anhaltend. Als ich aus dem Küchenfenster blickte, sah ich die schwarze Henne gefolgt vom Fuchs, der wiederum von unserem Hahn verfolgt wurde. Glücklicherweise bog die Henne am Gewächshaus Richtung Jackson ab. Der große Hund an einer dünnen Leine irritierte den Fuchs dann doch, so dass er (vielleicht war es auch eine sie, eine Fähe;-) vorsichtshalber bis an den Waldrand lief, um von dort die Lage einzuschätzen. Erst als ich mit Jackson an der Leine zum Waldrand lief, nahm sie reißaus. Den Federn nach zu urteilen, hat die Fähe zuerst versucht, den Hahn zu schnappen, um sich dann dem vermeintlich leichteren Opfer zuzuwenden.
Ein Hunn tanzt immer aus der Reihe
Als ich mit Jackson durch das Wäldchen patroullierte, konnte ich die zwei anderen Hennen zurück in den Stall scheuchen. Es sind uns also – wohl auch dank des Einsatzes des Hahns – drei Hennen geblieben. Im Moment legen diese drei Hennen ausreichend Eier, aber wir spielen mit dem Gedanken, den Brutapparat herauszuholen und vielleicht sechs Eier ausbrüten zu lassen. Denn der nächste Fuchs kommt bestimmt. Der nächste Schnee übrigens auch. Sooft wie in diesem Winter haben sich grün und weiß rund ums Haus noch nie abgewechselt.
Jackson und die Hühner
Eigentlich sieht Quinta ja ganz munter in die Welt
Elvira, unser jüngstes, schwarzes Schaf, könnte übrigens durchaus noch trächtig sein. Der Bock hatte bis in den November Gelegenheit, eher er mit Buddy in sein Winterquatier gekommen ist. Es bleibt also bis in den April spannend, wenn man zum Füttern in den Schafstall kommt. Quinta wird hoffentlich bald genauso herumtollen wie der Rest der Bande. Dann steht die nächste Herausforderung an. Denn die Lämmer müssen lernen, Abstand vom Weidezaun zu halten. Erst dann kann der Auslauf entsprechend vergrößert werden. Bis dahin werden sich aber wohl noch ein paar Mal grün und weiß abwechseln.
Ausflug nach draußen (da war noch etwas Schnee vorhanden)