Samstagmorgen – und alles in Ordnung
8 Uhr – Frühstück und Morgenspaziergang mit dem Hund sind erledigt. Hanabi schläft drinnen wieder eingerollt auf ihrem Platz. Peter ist schon losgelaufen zu einer Joggingrunde Richtung Racheldiensthütte und ich drehe eine Runde ums Haus.
Zuerst geht mein Blick nach oben. Da sitzt er wieder, der junge Mäusebussard. Gestern Abend haben wir ihn zum ersten Mal entdeckt. Wie ein Wachvogel saß er da auf dem Dachgiebel. Wir schauten ihn an und er schaute zurück. Heute morgen hat er wieder dort oben Posten bezogen. Vielleicht hält er Ausschau nach den Mäusen, die in unserem Komposter herumturnen. Soll uns recht sein.
Weiter geht mein Weg zu einer Steinmauer am Waldrand neben unserer Hofeinfahrt. Dahinter sitzt seit ein paar Tagen – wenn sie sich nicht gerade irgendwo im Wald herumtreibt – eine Katze. Als sie am Montagmorgen hier auftauchte und weder ich noch der Hund sie verscheuchen konnten, war klar, das Tier hat ein Anliegen. Scheu aber hungrig wie ein Löwe verschlang sie das angebotene Futter. Weißes langes Fell mit braunen Flecken, ein plattes Gesicht wie eine Perserkatze. Ein erstaunlicher Gast hier, wo es im Umkreis von 1 bis 2 km keine weiteren Häuser gibt und dieser feline Herumtreiber auf den ersten Blick nicht wirklich wildnistauglich erscheint. In den Kleinanzeigen der Zeitung war bislang keine passende Vermisstenmeldung zu entdecken. Vielleicht wurde sie ausgesetzt jetzt zur Ferienzeit. Wer weiß. Möglicherweise interessiert er – ich vermute, es ist ein Kater – sich ja auch für unsere Mäuse. Das wäre nicht unpraktisch. Jedenfalls hat Peter heute die vernagelten Katzentüren im Schafsstall und im Scheunentor wieder geöffnet. Mal sehen, wie die Geschichte weitergeht. An diesem Morgen liegt der Kater aber nun erstmal dösend hinter der Mauer im Gras. Die Portion Sahne, die Peter vorhin dort hingestellt hatte, ist restlos weggeschlabbert. Unser Gast scheint zufrieden.
Nächste Station ist der Schafsstall. Die frische Morgenluft haben die drei Waldschafe bereits genutzt und fleißig auf unserer Wiese gemä(ääää;-)t. Jetzt liegen sie bequem im Stall und sind ausgiebig mit Wiederkäuen beschäftigt. Bald werden ihnen für eine Weile die Augen zufallen, bis sie nach kurzem Verdauungsschlaf zur nächsten Runde Gräserrupfen auf die Wiese gehen. Und vor allem immer zusammen. So sollte es sein, das Schafsleben.
Maggy hat sich von der Lungenentzündung wieder erholt. (Siehe Beitrag „38,6“) Nach zwei Tagen ohne Fiebermessaktion war auch jede Vorsicht mir gegenüber vergessen. Wenn ich trockenes Brot als Leckerli anbiete, drängelt und schubst sie wieder genauso wie ihre Mitschafe, um den besten und vor allem die meisten Bissen zu ergattern. Verfressen, wie ein gesundes Schaf sein sollte. Sehr gut.
Bevor ich zum Gewächshaus gehe und nach den Tomaten schaue, werfe ich noch einen Blick ins Außengehege der Hühnerschar. Picken und scharren, scharren und picken. Auch hier scheint alles nach Hühnermanier in Ordnung zu sein. Aber Moment, ich zähle nur fünf Hennen. Der Hahn und zwei Hennen fehlen. Aus dem Hühnerstall erklingt wohliges Gegacker. Aha. Leise schleiche ich mich heran und spioniere durch die Stalltür, was sich da wohl so tut. Eine Henne liegt brav und geduldig auf einem nestförmigen Heuhaufen, um ein Ei zu legen. Die zweite Henne steht davor und wartet ebenso geduldig darauf, dass sie an der Reihe ist. Vermute ich mal. In der Holzkiste daneben, die auch täglich von ein oder zwei Hennen zum Eierlegen benutzt wird, sitzt der Hahn gemütlich auf einem Heupolster. Okay. Das ist neu. Sucht Arnie (der Hahn) dort Erholung, nachdem er in aller Herrgottsfrühe den Wald schon ausgiebig mit seinem Kikerikie beschallt hatte?
Hat unser breitschultriger Hahn (Arnie) mitbekommen, wie uns sein Machogehabe nervt und wir dann und wann über sein baldiges Ableben laut nachdenken? Möchte er sich nun als emanzipierter Hahn zeigen, der sich in die Welt seiner Damen einfühlt? Wir wissen es nicht. Aber dass dabei auf jeden Fall kein Ei herauskommt, gilt als gesichert.
So geht mir dieses und jenes durch den Kopf, als ich in die morgendliche Ruhe draußen hineinhorche, während oben auf der Waldlichtung ein Rehbock wieder im Wald verschwindet, derweil noch die großen Ohren eines Hase zu sehen sind, der dort im Gras mümmelt.
Und während ich mir so anschaue, wie die Tiere um unser Haus herum ihren Morgen verbringen, denke ich mir: mei is des schee 🙂
P.S.: Nicht für alle ist dies ein schöner Morgen. Fuchs oder Dachs, vermutlich ein Fuchs hat über Nacht ein Wespennest im Boden ausgebuddelt und ausgeräubert. Als wäre das nicht Schmach genug, hat der Missetäter auch noch einen Haufen hinterlassen neben den leergefressenen Waben. Also wirklich. Die Wespen versuchen in gemeinsamer Aktion, den Rest vom Nest wieder zu flicken. Vermutlich vergebens.