Monat: April 2016

Frühling, die Zweite

Frühling, die Zweite

Frisches Grün der Buchen
Frisches Grün der Buchen

Die Buchenblätter haben ihre schützende Hülle abgeworfen und strecken ihre hellgrünen Triebe der Sonne entgegen. Die braunen Kapseln bedecken mittlerweile die Wege. Sie sind in ihrer Funktion und in ihrem Aussehen eine letzte Erinnerung an den Winter. Das ist vielleicht ein wenig übertrieben. Denn die Birken und die Saalweiden neben der Brücke haben mit ihren kahlen Ästen noch gar nichts Frühlingshaftes. Auch der Bergahorn hält sich zurück – angesichts des kalten Windes, der seine mit grünen Punkten versehene Spitze nach links und rechts biegt.

Blick zur Brücke - noch ist nicht alles grün
Blick zur Brücke – noch ist nicht alles grün

Was das Gras rund ums Haus angeht, so gibt es allerdings keinen Zweifel. Es ist hoch genug, dass man den Rasenmäher herausholen kann oder aber die lebendigen Rasenmäher an ihren Einsatzort bringt.

Nach der langen Winter-Heu-Phase ist das frische Grün eine willkommene Abwechslung und so gibt es kein Halten mehr, ehe das Gerupfe und Geschmatze auch auf dem Video zu hören sein müsste. Was die Schafe angeht, so ist es unsere erste Frühlings-Saison und es gibt bestimmt reichlich Menschen, die den Zeitpunkt für zu früh erachten, da wir unsere fünf Lämmer und fünf Schafe auf die Wiese lassen. Und wahrscheinlich gibt es auch zahlreiche Vertreter der Fraktion, die ihre Schafe schon längst auf der Weide haben. So ist das nun einmal mit den beiden Seiten. Wir fühlen uns mit unseren lebenden Rasenmäher auf jeden Fall wohl – vor allem Silke;-)

Entgegen unseren Erwartungen war das Heu, das wir im letzten Jahr größtenteils per Hand geerntet haben, mehr als ausreichend. Eine Notration liegt noch in der Scheune. Eine kleine, gebrauchte Heuballenpresse habe wir leider bisher nicht gefunden. Dank der Schafe dürfte das Heuen dieses Jahr aber weniger intensiv ausfallen. Denn die lebenden Rasenmäher leisten ganze Arbeit wie man diesen Vorher-/Nachher-Bildern gut erkennen kann.

Über das Thema Geduld haben wir ja schon häufig geschrieben. Diese Tugend bleibt für uns eine große Herausforderung.

Erstes Grün im Gewächshaus
Erstes Grün im Gewächshaus

Wir haben es nicht länger ausgehalten und schon vor drei Wochen die Saattöpfchen gefüllt, um dann verzweifelt auf das erste Grün zu warten. Mittlerweile haben die Zwiebeln ausgetrieben, gibt es zwei kleine Salatpflänzchen rechts oben und vier Gemüsepflanzen sowie reichlich grüne Keimlinge. Es ist unsere zweite Pflanz-Saison. Die Fragen bleiben zahlreich, aber die Erfahrung des letzten Jahres hat uns gelehrt, dass es auch beim Obst- und Gemüseanbau mindestens zwei Seiten gibt. Wann ist der richtige Zeitpunkt? Welche Erde? Welcher Dünger? Je mehr man nachfragt, um so verwirrender kann es werden.

Der umgesetzte Misthaufen
Der umgesetzte Misthaufen

Also bleibt die grundsätzliche Ausrichtung: keine Chemie und so viel natürlicher Kreislauf wie möglich, ohne dass wir uns zum Beispiel dem Gedanken der Perma-Kultur verschreiben wollen. Den Hühnermisthafen haben wir gestern gewendet und ein wenig versetzt. Ob daraus jetzt bzw. in einem Jahr gute Erde werden wird – wir sind gespannt.

Kartoffelacker, die Zweite
Kartoffelacker, die Zweite

Die Erdbeeren sind draußen gepflanzt und auch die Kartoffeln stecken schon tief (zu tief?) in der Erde. Mal sehen, ob die Ernte dieses Jahr größer ausfällt als bei unserem ersten Versuch. Es bleibt bisher dabei: bereut haben wir den Schritt in keiner Weise, auch wenn die Zeit in den beiden Welten, dem Münchner Berufsleben und dem Dasein auf dem Land mit Tieren, manchmal ein räumliches und intellektuelles Spagat erfordert.

Übrigens war letztes Wochenende der Schafsscherer da und hat die fünf Schafe von ihrer Wolle befreit. Auch diese Aktion fand zum zweiten Mal statt – zumindest für uns denn der Vater mit dem Sohn hatten an diesem verregneten Sonntag mit uns acht Kunden. Entweder gibt es mehr Schafszüchter oder weniger Schafsscherer oder beides;-) Den Hühnern und Arnie war es deutlich zu nass. Warum also nicht auf der überdachten Bank eine Pause einlegen.

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Frühling 2016

Frühling 2016

3. April 2016 – es ist unser zweiter Frühling in der Berger-Au. Der Schnee hat sich endgültig zurückgezogen. An einigen Stellen ist schon etwas grün auf den gelb-braunen Wiesenflächen zu entdecken.

Blick vom Haus entlang der Straße
Blick vom Haus entlang der Straße

Geben wir den Halmen noch etwas Zeit, ehe die kleinen Mäuler der Schafe die grünen Stengel abzwicken werden, um nach diversen Prozessen in ihren Mägen daraus Energie zu ziehen. Unsere fünf Lämmer, die schon gar nicht mehr so klein sind (Ostern ist ja auch schon vorbei) ahmen die älteren Tiere fleißig nach und mampfen morgens, mittags und abends fleißig mit Heu aus den Raufen im Stall. Ich hätte nicht gedacht, dass Schafe mit solcher Begeisterung altes Heu fressen und dass man trotz dieses kargen Mahls überleben kann; und dass diese Nahrung sogar ausreicht fünf Lämmer im Schafsbauch heranwachsen zu lassen. Das jedenfalls war kein Problem. Wir haben unsere fünf Schafe gut über den Winter gebracht. Und die Lämmer gedeihen ebenfalls.

In de Scheune lagert noch ausreichend Heu, so dass am Ende der ersten Saison festzuhalten ist, dass fünf Schafe für die Größe unserer Feuchtwiesen kein Problem darstellt. Wieder etwas gelernt – wie wir fast jeden Tag etwas dazu lernen dürfen. Das liegt durchaus auch daran, dass wir von all den Dingen, die wir jetzt hier versuchen, zu Beginn keine Ahnung hatten. Dazu gehört es auch, in Bezug auf viele kleinere oder größere Aufregungen abzuwarten und sich in Geduld zu üben.

Es ist fast ein Jahr, dass unsere kleine Hühner-Schar bei uns lebt. Angesichts unseres draufgängerischen Hahns (Arnie) hat sich das ein oder andere Huhn schon seinen Fuß verknacks, wenn der schwere Hahn sich auf es setzte, um es zu begatten. War die Sorge zu Beginn groß, so merkten wir bald, dass sich die Verstauchung von selbst wieder einrenkt.

Die eine Hälfte auf dem Weg in den Wald
Die eine Hälfte auf dem Weg in den Wald

Die Hühner haben sich wieder erholt. Das gilt auch für die Mauser, die uns zuerst in große Verunsicherung stürzte. Allein ein Huhn humpelt mittlerweile anhaltend. Da scheint auch unsere (immer noch nicht sehr ausgeprägte) Geduld nichts zu helfen. Aber solange es ab und zu an den Ausflügen unserer Hühner-Schar teilnimmt und begeistert frisst, soll uns das nicht weiter stören. Die Umzäunung ist weg, und so wandert der Hahn mit seinen Hennen über das ganze Grundstück und sucht auch mal im angrenzenden Wald nach Nahrung oder Schatten.

Arnie hält Wache
Arnie hält Wache

Bisher hat sich der Fuchs zurückgehalten – vielleicht schreckt auch ihn die stattliche Erscheinung von Arnie oder der Hunger war noch nicht groß genug…

Es ist zwar schon der zweite Frühling und so kommt uns der Frosch-Zaun mit der wechselnden Mannschaft, die die Eimer entlang des grünen Stoffs kontrolliert und gegebenenfalls die Frösche sicher über die Straße bringt, vertraut vor, aber für Vergleich zwischen den Jahren ist es noch zu früh.

Es braucht Zeit, und wieder ist Geduld gefragt. Letztes Jahr hat das Anpflanzen des Salats überraschend gut funktioniert. Dieses Mal will sich aus den Samen keine Pflanze entwickeln – zuminderst bis jetzt noch nicht (und wir haben es ja nicht so mit der Geduld).

Blick ins Gewächshaus April 2016
Blick ins Gewächshaus April 2016

Alles wiederholt sich einmal im Jahr. Das heißt aber auch, dass ich es nicht einfach so schnell wieder versuchen kann. Ich muss warten. Wenn ich das hochrechne, dann habe ich mit meinen 44 Jahren vielleicht 25 Mal die Gelegenheit das zu beobachten, ehe ich das bis dahin wahrscheinliche Rentenalter erreiche. Das klingt nach viel und ist es doch nicht. Unser Ahornbaum wird die Brücke, die das Landratsamt den Empfehlungen aus Brüssel entsprechend mit reichlich Leitplanken versehen hat, noch nicht in dem Maße verdecken, wie wir uns das ausgemalt haben.

Noch hat unser Ahorn kein Blatt
Noch hat unser Ahorn kein Blatt

Vielleicht hat sich der Umfang verdoppelt, aber seine Lebensspanne ist auf einen viel größeren Zeitraum ausgelegt. Etliche Dinge, die wir begonnen haben, werden ohne uns ihre Entwicklung fortsetzen. Wir sind nun einmal nicht das Maß aller Dinge – und das ist okay.

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