Kategorie: Frühling

Es ist doch noch warm geworden

Es ist doch noch warm geworden

De ersten Knospen brechen auf

Das war der kälteste April und Mai-Anfang, seitdem wir in die Tiefen des Bayerischen Waldes gezogen sind. Viele Nächte brachten Frost, so dass sich kaum eine Pflanze aus dem Boden wagte. Und wenn sie es tat, waren ihre Blätter (wie bei unseren Frühkartoffeln) schnell erfroren. Nur die Petersilie und der Schnittlauch trotzten dem Wetter, das in den letzten sechs Wochen Schnee, Regen und vor allem Wolken mit sich brachte. Allein im Gewächshaus kann man erahnen, dass eigentlich schon später Frühling ist. Salat und Radieschen konnten schon geerntet werden. Ansonsten waren auch die Einheimischen der Meinung, dass sie so ein kaltes Frühjahr seit mindestens 30 Jahren nicht mehr erlebt haben (was sich übrigens mit den metereologischen Erkenntnissen deckt).

Nur unseren Schafen war das kalte Wetter lieber als der erste heiße Tag heute. Nachdem die Wolle wieder etwas nachgewachsen ist, machte ihnen der Frost nichts aus. Man muss allerdings hinzufügen, dass sie die Nächte im Stall verbringen (müssen), weil wir ohne Angst vor dem Wolf oder Luchs schlafen wollen. Deshalb werden sie gerade auch an den alten Kuh- bzw. Hühnerstall gewöhnt, der am Tag Schatten plus Kühle bietet und nachts Sicherheit. Es bedurfte aber erst einiger Pellets, damit sie ihr Misstrauen überwanden und die entsprechende Hitze draußen, um sich gerne in das Gemäuer zurückzuziehen. Immerhin der Umzug hat geklappt. Ab morgen geht es wieder tagsüber auf die Weide und abends zurück in den (Sommer-) Stall.

Wir haben übrigens unseren Vorsätzen zum Trotz ein wenig expandiert. Der Nationalpark hatte Interesse, dass unsere Schafe die Sumpflandschaft oberhalb unseres Hauses abweiden. Also haben wir die Fläche gepachtet und lassen unsere Schafe (noch sind es neun, aber drei müssen auf jeden Fall zum Schlachter) dort grasen. Wenn doch nur schon die Blätter soweit wären. Denn, nicht nur dass unsere Schafe das frische Grün besonders mögen, der Nationalpark möchte die Fläche offen halten und braucht dafür die nimmersatten Vierbeiner. Aber noch wächst kein Blatt. Das erste, zarte Grün an den Ästen ist nur in unmittelbarer Nähe zum Haus zu entdecken. Die Bergerau ist einfach ein Kältepol hier im Bayerischen Wald.

Jackson ficht das alles nicht an, solange er auf unserem Sofa schlafen kann. Draußen ist er zwar nach wie vor gerne, muss sich aber gerade mächtig aufregen, weil die Rehe das bisschen Grün auf unseren Wiesen nicht komplett den Schafen überlassen wollen. Offensichtlich haben sie gespannt, dass Jackson an der Leine ist und lassen sich von ihm nicht stören. Die Hühner genießen die Freiheit und die Weite der Felder. Mögen der Fuchs und der Habicht bitte weiterhin ihr Futter woanders finden.

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Frühling 2016

Frühling 2016

3. April 2016 – es ist unser zweiter Frühling in der Berger-Au. Der Schnee hat sich endgültig zurückgezogen. An einigen Stellen ist schon etwas grün auf den gelb-braunen Wiesenflächen zu entdecken.

Blick vom Haus entlang der Straße
Blick vom Haus entlang der Straße

Geben wir den Halmen noch etwas Zeit, ehe die kleinen Mäuler der Schafe die grünen Stengel abzwicken werden, um nach diversen Prozessen in ihren Mägen daraus Energie zu ziehen. Unsere fünf Lämmer, die schon gar nicht mehr so klein sind (Ostern ist ja auch schon vorbei) ahmen die älteren Tiere fleißig nach und mampfen morgens, mittags und abends fleißig mit Heu aus den Raufen im Stall. Ich hätte nicht gedacht, dass Schafe mit solcher Begeisterung altes Heu fressen und dass man trotz dieses kargen Mahls überleben kann; und dass diese Nahrung sogar ausreicht fünf Lämmer im Schafsbauch heranwachsen zu lassen. Das jedenfalls war kein Problem. Wir haben unsere fünf Schafe gut über den Winter gebracht. Und die Lämmer gedeihen ebenfalls.

In de Scheune lagert noch ausreichend Heu, so dass am Ende der ersten Saison festzuhalten ist, dass fünf Schafe für die Größe unserer Feuchtwiesen kein Problem darstellt. Wieder etwas gelernt – wie wir fast jeden Tag etwas dazu lernen dürfen. Das liegt durchaus auch daran, dass wir von all den Dingen, die wir jetzt hier versuchen, zu Beginn keine Ahnung hatten. Dazu gehört es auch, in Bezug auf viele kleinere oder größere Aufregungen abzuwarten und sich in Geduld zu üben.

Es ist fast ein Jahr, dass unsere kleine Hühner-Schar bei uns lebt. Angesichts unseres draufgängerischen Hahns (Arnie) hat sich das ein oder andere Huhn schon seinen Fuß verknacks, wenn der schwere Hahn sich auf es setzte, um es zu begatten. War die Sorge zu Beginn groß, so merkten wir bald, dass sich die Verstauchung von selbst wieder einrenkt.

Die eine Hälfte auf dem Weg in den Wald
Die eine Hälfte auf dem Weg in den Wald

Die Hühner haben sich wieder erholt. Das gilt auch für die Mauser, die uns zuerst in große Verunsicherung stürzte. Allein ein Huhn humpelt mittlerweile anhaltend. Da scheint auch unsere (immer noch nicht sehr ausgeprägte) Geduld nichts zu helfen. Aber solange es ab und zu an den Ausflügen unserer Hühner-Schar teilnimmt und begeistert frisst, soll uns das nicht weiter stören. Die Umzäunung ist weg, und so wandert der Hahn mit seinen Hennen über das ganze Grundstück und sucht auch mal im angrenzenden Wald nach Nahrung oder Schatten.

Arnie hält Wache
Arnie hält Wache

Bisher hat sich der Fuchs zurückgehalten – vielleicht schreckt auch ihn die stattliche Erscheinung von Arnie oder der Hunger war noch nicht groß genug…

Es ist zwar schon der zweite Frühling und so kommt uns der Frosch-Zaun mit der wechselnden Mannschaft, die die Eimer entlang des grünen Stoffs kontrolliert und gegebenenfalls die Frösche sicher über die Straße bringt, vertraut vor, aber für Vergleich zwischen den Jahren ist es noch zu früh.

Es braucht Zeit, und wieder ist Geduld gefragt. Letztes Jahr hat das Anpflanzen des Salats überraschend gut funktioniert. Dieses Mal will sich aus den Samen keine Pflanze entwickeln – zuminderst bis jetzt noch nicht (und wir haben es ja nicht so mit der Geduld).

Blick ins Gewächshaus April 2016
Blick ins Gewächshaus April 2016

Alles wiederholt sich einmal im Jahr. Das heißt aber auch, dass ich es nicht einfach so schnell wieder versuchen kann. Ich muss warten. Wenn ich das hochrechne, dann habe ich mit meinen 44 Jahren vielleicht 25 Mal die Gelegenheit das zu beobachten, ehe ich das bis dahin wahrscheinliche Rentenalter erreiche. Das klingt nach viel und ist es doch nicht. Unser Ahornbaum wird die Brücke, die das Landratsamt den Empfehlungen aus Brüssel entsprechend mit reichlich Leitplanken versehen hat, noch nicht in dem Maße verdecken, wie wir uns das ausgemalt haben.

Noch hat unser Ahorn kein Blatt
Noch hat unser Ahorn kein Blatt

Vielleicht hat sich der Umfang verdoppelt, aber seine Lebensspanne ist auf einen viel größeren Zeitraum ausgelegt. Etliche Dinge, die wir begonnen haben, werden ohne uns ihre Entwicklung fortsetzen. Wir sind nun einmal nicht das Maß aller Dinge – und das ist okay.

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