Schlagwort: Mähen

Es gibt immer etwas zu tun

Es gibt immer etwas zu tun

Nicht mehr viel los in der Quelle

So langsam geht auch uns das Wasser aus. Die Quelle ist seit vorgestern versiegt und so trocknen die Wände des Auffangbeckens vor unserem Haus gerade. Die ersten beiden Jahre unseres Aufenthalts im Wald verliefen allerdings ähnlich, so dass wir hier in unserem Mikroklima noch nicht den „Notstand“ ausrufen müssen 😉 Die Bäume im Nationalpark Bayerischer Wald sehen sogar ein wenig besser aus als die letzten Jahren. Aber das will nichts heißen, denn erstens ist es nur mein Blick von außen und zweitens ist der zeitliche Ausschnitt von „nur“ acht Jahren für die Lebensdauer einer Fichte oder Buche schon fast zu vernachlässigen. Es sei denn der Borkenkäfer macht der Fichte vorzeitig den Garaus.

Das Heuen hat in diesem Jahr gut geklappt. Der Schafstall ist voll und auch Haru hat für den Winter einen schönen Rückzugsort in der Scheune, den sie jetzt schon mal probe-liegt. Wir haben es heuer ganz gut hinbekommen, dass die Schafe auch das Gras rund ums Haus abfressen und wir brav zur Vorbeugung gegen Parasiten ihnen hinterher gemäht haben. Das schafft dann immer ein befreiendes Gefühl, wenn wir auf einmal wieder über die Wiese blicken und gehen können.

Was die Hühner angeht, so hat es sich eingespielt. An vielen Tagen dürfen sie für ein paar Stunden nach draußen und vergnügen sich ums Haus. Dann geht es meist freiwillig zurück in ihr Fort Knox, das bisher alle Angriffe von Fuchs und Habicht gut überstanden hat (wenn es sie denn gegeben hat;-) Jackson hingegen lässt das alles ziemlich kalt, so lange er ab und an auf das Sofa darf. Ich bin heute mit ihm als Morgenspaziergang zum Briefkasten nach St. Oswald gegangen und es war wieder so deutlich, dass unser Hund keine Lust auf Stadt und Häuser hat. Also Wald-Idylle – zumindest so lange unsere Tiere leben mit Strom aus der Solaranlage und Holz vom gepachteten Nationalpark-Grundstück.

Die Ausbeute an Kartoffeln ist in diesem Jahr überraschend hoch. Irgendwie haben bei uns die Wühlmäuse wie Mäuse das nasse Frühjahr nur in geringer Zahl überlebt. Es ist kaum etwas von den Nagetieren zu sehen. Haru streunt deshalb schon etwas gelangweilt über die Felder und verschwindet öfter im Wald. Ich habe die letzten zwei Wochen beinahe jeden Tag eine solche Kiste Kartoffeln von unseren Feldern holen können. Auch die Tomaten im Gewächshaus sind mittlerweile zahlreicher als die Blätter an den Stauden und schmecken wunderbar. Nur die Salate und Kohlpflanzen im Gemüsegarten werden regelmäßig von den Springflöhen, Schnecken und anderen ungebetenen Mitbewohnern vertilgt. Dennoch könnten wir wohl einige Zeit überleben, sollte auch nur eines der vielen Horrorszenarien, das leider auch wir in den Medien ständig heraufbeschwören, eintreten.

Ansonsten hat sich unserer Leben nicht groß verändert – sieht man einmal von meinen Beschäftigungen beim BR ab und den Aktivitäten rund um die Praxis im Wald. Die Welt im Grünen fern der Großstädte lässt sich besonders gut aushalten, wenn man ab und an in ein anderes Leben eintauchen darf, wie bei den European Championship in München.

Und wie jedes Jahr freuen wir uns allmählich auf den Herbst bzw. den Winter, der all das Grün vorübergehend verschwinden lässt und wieder seinen ganz eigenen Rhythmus mit sich bringt.

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Heuen

Heuen

ein wenig gebräuchliches Wort: heuen. Aber eine bessere und zutreffendere Beschreibung gibt es nicht – zumindest, wenn man dieses Duden-akzeptierte Verb in Google eingibt und sich gleich weiter zu den Bildern klickt. So sahen und sehen wir auch aus;-)

Wenden und Reihen bilden in Handarbeit
Wenden und Reihenbilden in Handarbeit

Angesichts der gigantischen Auswahl an landwirtschaftlichen Maschinen, die es mittlerweile möglich machen würden, unsere gut einen Hektar große Wiese mit überdimensionierten Kreiselmähern links, rechts und vorne am doppelt-mannshohen Traktor in zwei, drei Bahnen fertig zu machen, kommt uns unser kleiner Traktor mit dem kleinsten Kreiselmäher auf der rechten Seite fast verloren vor. Der große Bruder fährt oft genug an unserem Haus vorbei, um von den Mäh-Gründen in St. Oswald nach Altschönau zu wechseln, und uns jedes Mal angesichts der schieren Größe zu beeindrucken.

Der Dritte Teil von Sieben steht an
Der Dritte Teil von Sieben steht an

Wir haben bei unserem ersten Versuch leider längst nicht alle Grashalme erwischt und mussten lernen, welche Spur zu halten, die beste Wahl ist. Aber die nächsten Anläufe gestalteten sich deutlich effektiver und unsere große Sorge, dass sich die Reifen in die Grasnarbe hineinfressen, hat sich bisher nicht bewahrheitet. Allein die vielen Fahrten auf und nieder mit dem Traktor dauern, bereiten aber durchaus Vergnügen, wie man sehen kann.

Damit ist in Bezug auf das Heuen allerdings nur der Anfang gemacht; und das noch dazu mit Diesel-getriebenen Pferdestärken. Faszinierend wie unmittelbar die Dinge an so einem Traktor sind (zumindest an unserem;-), wie die Kraft einer Kurbelwelle umgesetzt wird in die Umdrehungen der Mähblätter. Hier wäre nebenbei bemerkt ein Heuwender, eine Häufelmaschine und ein Gerät zur Erstellung von Heuballen unproblematisch anschließbar.

Allerdings wollten wir bewusst alles weitere von Hand machen, um ein Gefühl dafür zu entwickeln, wie viel Heu eigentlich auf unseren Feuchtwiesen zusammenkommt. Und es ist jetzt schon klar – obwohl wir auch nach dem zweiten Wochenende noch nicht fertig sind – es ist viel, viel Heu, das per Hand mit den noch von den Vorvorgänger im Stadl zurückgelassenen hölzernen Rechen (vielen Dank dafür) gewendet und in Reihen aufgehäuft werden muss, ehe der Traktor den alten und ebenfalls von den Vorvorgängern zurückgelassenen Holzwagen (vielen Dank auch dafür) zum Beladen auf die Wiese zieht.

Und schnell stellt sich heraus, dass der Wagen für die Menge an Heu viel zu klein ist. Da hilft das Zusammenpressen, das ich auf dem Wagen – stehend oder auf allen Vieren (zum Glück gibt es davon kein Bild;-) – praktiziere, leider auch nicht viel. Und ähnlich sieht es dann aus, wenn es ums Einbringen in den Stadl, der im Herbst zum Schafstall werden soll.

Wenig überraschend war auch der Dachboden schnell voll: um genau zu sein füllten bereits zwei Teile unserer Wiese die über die Balken gelegten Bretter, so viel Mühe ich mir beim Verteilen auf dem dunklen Dachboden auch gab.

Jetzt ist die große Frage, wohin mit dem ganzen Heu

Natürlich hätten wir auch den Bauern, der bisher die Wiesen gepachtet hatte und auch die Wiesen in unserer Nähe aberntet, fragen können, ob er schnell mit seinem großem Gerät über unsere Grashalme fährt, aber die Arbeit des Rechens hat etwas Beruhigendes – zumindest für eine gewisse Zeit, ehe ich unweigerlich an Sisyphos denken muss. Gerade am Abend mit kaum noch Autoverkehr und dem Vögelgezwitschere, den kreisenden Greifvögeln und dem besonderen Abendlicht wirken die wiederkehrenden Bewegungen meditativ. Allerdings muss ich einschränkend zugeben, dass ich noch nie meditiert habe.

Die drei Stadien des Heuens
Die drei Stadien des Heuens

Am nächsten Morgen mit aufgehender Sonne stellt sich dann endgültig ein Gefühl der Befriedigung ein, was die rechte Hälfte mit unserem frisch gepflanzten Bergahorn angeht. Die Mitte verheißt durchaus noch Arbeit, und die linke Seite liefert gleich den Urzustand mit, der sich bald ändern soll.

...warten die nächsten Wiesen

Weitere Wiesen-Stücke warten auch noch hinter dem Haus auf unseren Bewegungsdrang. Dafür müssen wir aber zuerst die Frage beantworten: wohin mit dem Heu. Unsere nette Nachbarin hat schon vorgeschlagen, dass wir uns ihre Schafe leihen können. Vielleicht vergrößern wir aber auch dauerhaft unseren Tierbestand noch vor dem Herbst um ein paar Wiederkäuer.

 

 

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