Irgendwie haben wir es nicht übers Herz gebracht, Jesus wieder ans Kreuz zu nageln.
Stattdessen haben wir seinen sterblichen Überresten ein kleines Grab geschaufelt.
Es war Silke und mir einfach ein Bedürfnis, der gequälten, leiblichen Hülle Jesu eine Pause und am Ende irdische Ruhe zu verschaffen, nachdem wir hier so häufig der ans Kreuz genagelten Figur begegnen. Aus unserer Sicht hat es Jesus nicht verdient, oft nur als Leidender in verdrehter, schmerzverzerrter Haltung wahrgenommen zu werden. Er ist so viel mehr.
Ein Wochenende mit 15 Grad und Sonnenschein luden dazu ein, fleißig rund ums Haus zu puzzeln. Die Ergebnisse sind nicht unbedingt auf den ersten Blick sichtbar, führten aber dazu, dass wir uns wieder einmal so richtig wohl gefühlt haben mit dem Haus, der Lage, den Aufgaben und uns. Und genau das waren ja die Gründe warum wir aufs Land, an den Rand, in den Nationalpark gezogen sind. Jetzt Mitte der Woche versucht es der Winter noch einmal und bestäubt die Wiesen mit Zucker.
Gestern habe ich sogar ein wenig Schnee von den Solarpanelen geschoben, wie ich es im Winter oft machen musste. Der wäre jetzt wohl im Laufe des Vormittags von selbst heruntergerutscht, denn die Frühlingssonne hat mittlerweile selbst durch die Wolken ausreichend Kraft, um Energie für unsere Batterie bereitzustellen und die Solarpanelen zu erwärmen. Aber das wollte ich sofort nutzen können. Denn, wie es scheint, hat der Dieselgenerator tatsächlich Pause bis zum November oder Dezember.
Bei all den wärmenden Frühlingsgedanken kann der Wind noch ziemlich kalt sein und der morgendliche Spaziergang mit Jackson erinnert mich daran, dass der Winter nicht lange zurückliegt. Die Wege durch den Wald sind noch voller Schneereste, die für nasse Schuhe sorgen. Die vom Nationalpark angelegten Teiche (so viel zum Konzept: die Natur sich selbst überlassen;-) bergen noch immer einen Kern aus Eis in ihrer Mitte und auch vor unserem Haus liegen etliche Schneereste herum.
Angesichts der Sonne, die bei diesem Aprilwetter zum Glück auch regelmäßig zu Gast ist, haben wir die Bänke herausgeholt und aufgestellt. Silke hat jetzt endlich auch einen Platz draußen. Denn das Gewächshaus bietet zumindest etwas Schatten. Mein neuer Platz, da wir die baufällige Holzveranda ja im Herbst abgerissen haben, ist entweder im Gemüsegarten – geschützt vor den Hühner bzw. dem Hühnerpup – oder an der Hauswand zwischen Steintreppe und Steinhaufen.
Steintreppe und Steinhaufen haben wir am Wochenende angelegt und ziemlich geflucht. Denn die schweren Steine sind wenig überraschend unhandlich und kaum zu bewegen, aber sie erfüllen ihren Zweck. Der Weg aus der Terassentür schnell zum Gewächshaus oder dem Hühnerstall ist wieder offen. Der Steinhaufen deckt endlich in einer ansprechenden Weise die Abflussrohre ab, die anstatt der Sickergrube nachträglich nicht besonders formschön verlegt worden waren.
Die Steine stammen übrigens von der Rampe an der Seite unseres Garagengebäudes. Es ist ja leider so, dass wir alles einmal selbst angefasst und verändert haben müssen, bevor wir mit dem Anwesen einverstanden sind. Also haben wir einen kleinen Teil des Podest abgetragen, auch um „Jacksons Prison“ mit der Mauer abschließen zu lassen. Auf diese Weise hat er den Überblick in fast alle Richtungen, wenn wir denn einmal fertig damit sind. Da sein Jagdinstinkt eher zugenommen hat, bleibt uns nichts anderes übrig als ihn für die unbeaufsichtigte Zeit draußen in seiner Freiheit zu beschneiden. Bei unseren morgendlichen Spaziergängen würde er so gerne hinter den Rehen her saußen, lässt sich zum Glück mittlerweile aber schnell wieder beruhigen, so dass die Leine bisher noch nicht gerissen ist.
Die restlichen Steine habe wir am Waldrand aufgetürmt, um zu überlegen, wie wir sie weiter verwenden wollen. Früher war ein Teil benutzt worden, um den Vogelbeerbaum zu stabilisieren, der sich in diesem Winter angesichts der Schneelast weit zu Boden geneigt hat. Mit einem Seil und einer Ratsche haben wir ihn an den dicken Fichtenstamm angebunden und ein wenig nach oben ziehen können. Lange wird er sich aber nicht halten.
Da hilft wohl auch kein Wunder unseres Christus‘, der vorübergehend gegenüber dem Briefkasten einen Platz bei uns in der Bergerau erhalten hat. Der leidende Jesus am Kreuz begleitet einen hier allzu oft, so dass man sich fast Seiner erbarmen möchte…