Goldener Oktober
Es ist mit 20 Grad und nur einem leichten Schleier am Himmel einfach zu warm für Ende Oktober. An den meisten Orten in Deutschland regnet es oder hat es zumindest geregnet laut den Wetternkarten in den Nachrichten. Nur in einem kleinen Dorf im Osten Bayerns… Unsere Feuchtwiesen machen ihrem Namen kaum noch Ehre und unsere Quelle schickt das Wasser lediglich Tropfenweise in das Auffangbecken.
Immerhin sind die Schatten der Bäume schon so lang, dass die Schafe neben ihrem Wagen auch vom Waldrand her Schatten haben. So wie sie sich auf das verbliebene Grün der Wiesen stürzen, das wir ihnen alle zwei bis drei Tage frisch abgestecken können, rechnen sie wohl mit einem langen, harten Winter und schlagen sich noch einmal ordentlich die Bäuche voll. Zum Wiederkäuen bleibt da kaum Zeit und so torkeln sie mit ihren riesigen Mägen über die ausgetrockeneten Entwässerungsgräben, als wären sie Schiffe in hoher See.
Die Nächte sind in unserem Kälte-Tal im Gegensatz zu den Orten auf der Kuppe der Hügel ordentlich kalt. Das hilft den Schafen durchzuschnaufen und vertreibt all die Fliegen, Wespen, Mariechenkäfer und Wanzen, die in Heerscharen rund um unser Haus (wie hier an der Fensterscheibe draußen und als zahlreiche Exemplare auch im Haus) zu finden sind. Raureif hat die Grashalme zwar schon an einigen Morgenden überzogen, aber die letzten Nächte blieb das Thermometer drei, vier Grad über dem Gefrierpunkt.
Es fällt uns zwar nicht ganz leicht, aber die Anfrage kam im richtigen Moment. Ein uns aus dem Verein Zeitwende e.V. bekanntes Pärchen möchte wieder eine Schafsherde gründen. Also haben wir ihnen zwei von unseren sicher schon trächtigen Tieren angeboten. Denn wir wissen, dass die Tiere bei ihnen in guten Händen sind. Auf diese Weise können wir gleichzeitig unseren Tierbestand reduzieren. Vielleicht der Einstieg in den Ausstieg.
Auch die beiden Böcke werden am Ende der Weidesaison in ein Winterquatier kommen. Dann haben die Schafsweibchen ihre Ruhe und können ungefährdet ihre Lämmer zur Welt bringen – zumindest rechnen wir auch an diesem Weihnachten mit einer nicht jungfräulichen Geburt in unserem Stall. Gleichzeitig leisten Patrick und Buddy mit ihrem angenehmen Wesen einem Freund von uns im Winter auf seinem Grundstück Gesellschaft.
Unsere Hühnerschar wurde von der Natur reduziert und ist im Moment sehr zurückhaltend. Der Habicht war zu Besuch und hat zum Glück dann doch von seinem Vorhaben Abstand nehmen müssen. Vorsichtshalber bleiben die Hennen mit ihrem Hahn aber lieber die meiste Zeit drinnen. Nur mit dem Lockruf, der unsere Reis- oder Nudelreste verheißt, lassen sie sich auf die Wiese lotsen. Dann sind sie aber einfach Fotogen.
Nicht minder Fotogen ist Jackson, wenn er mit Unschuldsmine seinen Blick über die Tischplatte schweifen lässt. Das ist der Vorteil, wenn man so groß ist. Im Haus fühlt sich Jackson ebenso wohl wie vor dem Haus. Aber am liebsten ist er noch immer Wald und so bleibt uns nichts anderes übrig als den Jagdhund ggf. auch doppelt anzuleinen.
Jackson stört das wenig, so lange wir mit ihm herumtollen und er morgens seinen ausgedehnten Auslauf hat. Das lässt sich einrichten…
Es gibt immer etwas zu tun rund ums Haus, auch wenn die Käfer-Bäume an unserer Grundstücksgrenze bzw. wieder etwas Gipfelholz in diesem Jahr noch nicht abgefallen sind. Den einzigen, ergiebigen Regenguss habe ich genutzt, um die Entwässerungsgräber auszuheben. Das geht aber nur, wenn der Boden wenigstens ein bisschen feucht ist. In unserem Klärteich ist angesichts unseres Wasserverbrauchs zum Glück beständig der gleiche Wasserspiegel – findet zumindest das Grünzeug, das sich in diesem Jahr auf der Oberfläche angesammelt und auch ein paar Enten zum Verweilen eingeladen hat.