Der Duft der Idylle – alles Scheiße

Der Duft der Idylle – alles Scheiße

…und das mal im wahrsten Sinne des Wortes. Vielleicht haben wir in unserem Blog über unser kleines Farmleben allzu idyllische Beschreibungen (abgesehen von den Grausamkeiten der Natur) gewählt. Deshalb ist es dringend an der Zeit, auch einmal über die weniger spektakulären dafür aber notwendigen, anstrengenden und geruchsintensiven Arbeiten zu berichten. In den kommenden Abschnitten dreht sich fast alles um die tierischen Körperausscheidungen, die es in der Regel aufzuräumen gilt.

Da ist zum einen der Hühnerstall. Jetzt im Frühsommer (auch wenn bei erneutem Nachtfrost von Frühsommer keine Rede sein kann) sind unsere vier Hennen im „alten“ Stall untergebracht. Platz ist ausreichend für die kleine Vogelschar, die unterhalb ihrer Schlafstange ordentliche Haufen hinterlässt. Hier hat sich neben Schaufel und Besen eine Spachtel als Werkzeug bewährt. Da das „liebe Federvieh“ zu den Allesfressern gehört und sich vor allem die beiden alten Hennen gerne um die Mäusereste, die Haru übriggelassen hat, streiten, stinkt die Hühnerkacke ziemlich intensiv. Auch die Konsistenz ist nicht unbedingt so, dass das Reinigen des Hühnerstalls zu unseren Lieblingsbeschäftigungen zählt. Aber es muss gemacht werden. Die Hinterlassenschaften der Hennen sind natürlich auch rund ums Haus zu finden, da die Hennen bei uns ja frei laufen dürfen. Aber einen Teil „entsorgt“ Jackson zum Nachtisch nach seinem Futter und ein Teil düngt eben unser Gras.

Wer traut sich, mich zu streicheln?

Haru, unsere Katze, kümmert sich um ihre Ausscheidungen selbst – abgesehen von den schneereichen Wintertagen, wenn wir ihr in der Scheune ein Katzenklo aufstellen. Denn die mittlerweile nicht mehr ganz junge Dame hat dann keine Lust, hinaus in den Schnee und die Kälte zu gehen. Ansonsten verbuddelt Haru wie es sich für die katzenartigen Tiere gehört ihre Exkremente mit Vorliebe in unseren Beeten – zum Beispiel im Kartoffelacker oberhalb des Hauses. Das hat zur Folge, dass manche Pflanzkartoffeln keine Chance haben, in der Erde Wurzeln zu schlagen. Die harten Katzenwürstchen stören ansonsten nicht weiter. Mal sehen, ob die schon grünen Pflänzchen den hoffentlich letzten Frost hier in unserem Kältetal überstanden haben.

Und das hinterlässt uns dann der Fuchs

Es sind aber nicht nur „unsere“ Tiere, die sich rund ums Haus verewigen. Der Fuchs markiert sein Revier mit seinen Haufen oft direkt am Haus. Gestern stattete er auch den Hühnern wieder einen Besuch ab. Zum Glück waren diese gerade direkt vor unserer Terrassentür, so dass wir das Gezeter vom Sofa aus hören konnten und ich den Fuchs auch sah, wie er hinter der schwarzen Henne her war. Dieses Mal war ich schneller und der Fuchs suchte das Weite. Aber es wird leider nicht das letzte Mal gewesen sein. Dann gibt es rund ums Haus natürlich auch Marder- und Kröten-Pup, und natürlich Mäuse- bzw. Fledermaus-Ködels, die unter den Schindel herausfallen. Das Mäuseparadies in der Scheune haben wir endlich trocken gelegt. Denn das alte Dämmmaterial und die Planen sind endlich weg.

Seitdem wir die Schafe morgens auf ein Stück umzäunte Weidefläche oberhalb unseres Hauses führen und abends wieder zurück in den sicheren Stall bringen, muss nicht nur die gut zwanzig Zentimeter hohe Schafsmatte aus dem Winterstall entsorgt werden, sondern auch der frische Schafsmist aus dem Sommerstall. Einmal pro Woche fahren wir also mit dem Traktor an die Tür heran, um mit der Mistgabel das von Schafspippi und Schafskacke durchsetze Heu hinaus in die Erdschaufel zu befördern. Anschließend gilt es den Boden so weit wie möglich von den Hinterlassenschaften zu befreien, was nur mit viel Kraft und ordentlichem Kratzen geht. Auch das ist keine besonders angenehme Aufgabe, weil neben dem Lärm auch noch der Gestank kommt, der sich auch in der Kleidung festsetzt.

Der aktuelle Schafstall

Aber irgendwie fehlte das noch zu unserer Erfahrung als Hobby-Landwirte, dass wir den echten Stall direkt am Haus auch als solchen nutzen. Auf der einen Seite sieht es durchaus nett aus, wenn die Schafe dort hinein und wieder hinaus gehen, aber zu den Tieren gehört eben auch ihr stinkender Mist. Jetzt kann man zwar durch das geöffnete Badezimmerfenster die feuchte Luft entweichen lassen, holt sich aber auch den intensiven Geruch aus dem Schafstall hinein. Das gilt – weniger ausgeprägt – ebenso für das Wohnzimmer oder die Scheune, die eigentlich einer anderen Bestimmung entgegen sieht. Mit etwas Fantasie kann man sich jetzt schon vorstellen, dass ein Teil dieses Areals in Kürze als Seminarraum genutzt werden kann. Denn ich werde neben der psychotherapeutischen Praxis auch Seminare anbieten, die sich an alle richten und die etwas mehr über die „Stolpersteine des Lebens“ erfahren wollen. Dazu gehören zum Beispiel die Heuristiken und Verzerrungen unserer Wahrnehmung oder die gesellschaftlich aufgestellten Geschlechterfallen.

Bleibt noch der Hund, der sein Geschäft zum Glück draußen auf unseren Spaziergängen verrichtet (abgesehen von seltenen, dafür aber umso unangenehmeren Ereignissen auf Grund eines verdorbenen Magens). Seine Riesenhaufen verteilen sich im Wald und sind nur unmittelbar nach ihrer Entstehung für uns Menschen zu riechen. Nach drei Monaten hat die Natur die tierische Hinterlassenschaft zum Glück dem Erdreich wieder hinzugefügt. Ansonsten leistet Jackson als Wachhund – wenn er draußen ist – gute Dienste; ebenso wie die Hennen, die fleißig Eier legen oder die Schafe und Lämmer, von denen drei in dieser Woche Hackfleisch, Lammwürstchen und Bratenstücke sowie wunderbare Felle liefern. Haru gibt sich zwar reichlich Mühe, aber die Mäuse und Wühlmäuse sind einfach zu viele. Irgendwie gleicht es sich also wieder aus mit der Scheiße, die wir im Gegenzug entsorgen müssen. Es bleibt ein Kreislauf, auf den wir uns noch mit unserer kleinen Farm eingelassen haben.

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