Die dunkle Seite des Landlebens

Die dunkle Seite des Landlebens

Als wir uns für das Landleben entschieden haben, war klar, dass wir auch Hühner ums Haus herum haben möchte. Die Eier von wirklich frei laufenden Hühner schmecken einfach unvergleichlich.

Schafe im Ziegenlook
Die eine Hühnerschar auf der Suche nach etwas zu fressen

Leider zwingt gerade die behördlich-angeordnete Stallpflicht aus Angst/Schutz vor der Vogelgrippe alle Hühner in den Stall oder in eine teure Voliere. Dabei kann artgerechte Haltung durch den Verkauf von tierischen Produkten ohnehin nicht finanziert werden. Manchmal fragt man sich, wie weit die Menschen von der Realität entfernt sind, die sich Verordnungen und Gesetze ausdenken.

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Bald war auch klar, dass wir durch eine Brutmaschine oder Glucke für Nachwuchs sorgen wollen. Das hat auch geklappt. Zufällig waren zunächst genau ein Hahn und drei Hennen geschlüpft. Mit den Küken unserer Glucke kamen zwei weitere Hähne hinzu. Wenn wir Hühner halten und auch selbst nachzüchten wollen, dann ist eine weitere Konsequenz die Frage des Umgangs mit überzähligen Hähnen.

Zwei sind einer zu viel

Ab einem gewissen Alter werden sie sich um die Herrschaft über die Hühnerschar streiten, und das durchaus bis aufs blutige Ende. Zwei Hühnervölker mit jeweils einem Hahn können wir in zwei separaten Ställen halten. Zwei weitere Hähne – ein Sperber- und eine Mischung aus Sperber- und Lakenfelder-Hahn – begannen sich langsam für das Einfangen von Hühnern zu interessieren, in dem sie um das Huhn herumlaufen und es mit einem als Barriere halb, Richtung Boden  ausgestreckten Flügel scheuchen. Damit beginnt die Schar-Bildung bzw. der Kampf um die bestehende Schar. Außerdem begann der eine Junge mit brüchiger Stimme in das morgendliche Kräh-Konzert der beiden „Platz-Hähne“ einzustimmen. Es war also an der Zeit zu handeln.

In der Theorie hatten wir ähnlich wie bei unseren Schafen das Thema schon häufig durchgesprochen. Wir wollen auch den Hähnen zuerst ein angenehmes Leben ermöglichen, um sie kurz vor Beginn der Kampf-Phase zu schlachten und ihr Fleisch dankbar zu nutzen. Soweit die Theorie. Die Praxis aber gestaltete sich schon allein dadurch schwierig, dass wir die beiden Tiere erst einmal einfangen mussten und Hühner/Hähne sind entgegen des Sprichworts gar nicht dumm. War das erstmal gelungen, ließen sich unsere beiden Junghähne jeweils völlig widerstandslos fest in den Händen halten. Mit einigen Streicheleinheiten am Kopf ließen sie sich weiter beruhigen. Dann hieß es für uns, schnell zur Tat zu schreiten, bevor das Tier Zeit hat, doch noch misstrauisch zu werden.

Wir haben uns dann ans Rupfen gemacht und immerhin mit eigenen Händen  das Tier in den Kreislauf von Leben und Tod eingefügt. Für Hähne auf unserer Farm bedeutet das nun einmal nach gut vier Monaten das Ende. Dass das keine angenehme Arbeit ist, sollte eigentlich den Wert, den Fleisch zum Verzehr gesellschaftlich haben sollte, umso mehr verdeutlichen. Das Ausnehmen erfordert noch größere Geschicklichkeit, um keines der inneren Organe zu zerstören. Wenig überraschend war unsere Quote 50 Prozent bei den beiden Kandidaten. Große Lust auf Hähnchenfleisch hatten wir zugegebenermaßen unmittelbar danach nicht mehr. Die Alternative lautet auf die Nachzucht von Hühnern verzichten und damit anderen die unangenehme Arbeit zu überlassen. Genau das wollen wir aber nicht.

Spielzeug für die Lämmer

Die Lämmer werden wir nach Ablauf ihrer Zeit sicher nicht selber schlachten, sondern einem Fachmann, unserem örtlichen Landmetzger, überlassen, aber wir waren und wollen dennoch so nah wie möglich dabei sein. Hühner respektive Hähne zu schlachten, ist jedoch keine Arbeit, die sich in irgendeiner Form für einen professionellen Schlachter rentiert. Und das ist ja das Zauberwort in unserer Gesellschaft. Also macht man es entweder selbst oder überlässt es Maschinen in der Großproduktion.

Gerupfter Hahn

Noch wollen wir nicht auf Fleisch verzichten und sind deshalb gewillt, die dunkle Seite des Landlebens zu akzeptieren. Leicht fällt es uns allerdings nicht.

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