Das war 2016 und das könnte 2017 bringen
Das Thermometer zeigt minus zehn Grad. Die erste Runde ums Haus zu den Tieren erfolgt noch im Dunkeln, obwohl die längste Nacht mittlerweile zehn Tage zurückliegt. Bei den alten Hühnern und im Schafstall sind die Wassereimer komplett eingefroren. Unsere Quelle fließt allerdings noch, und so ist der Wasserbottich vor der Haustür Eisfrei. Als wirkungsvolles Verfahren, um die Eimer möglichst schnell wieder einsatzbereit zu bekommen, hat sich das Eintauchen in den Bottich herausgestellt.
Die Eimer einfach ins Becken stellen, die beiden Hühnervölker versorgen, und dann kann man das Wasser als Eisklumpen aus den Eimern schütten. Als letztes gilt es dann die wieder aufgefüllten Eimer über den vereisten Weg zurück in den Schafsstall zu transportieren. Da die Temperatur in unserem Tal auch mittags kaum über den Null-Punkt steigt, heißt es, diese Prozedur regelmäßig wiederholen.
Der morgendliche Spaziergang mit dem Hund führt uns noch einmal vor Augen, in welchem Kältetal unser Häuschen liegt. Die Bäume sind weiß von Rauhreif und das bisschen Schnee hält sich auf den Wiesen am nördlichen Waldrand. Der Blick zum Bergrücken zwischen Rachel und Lusen verrät die Inversionswetterlage. Trotz der 500 Meter Höhendifferenz sind die Fichten und Tannen dort grün. Das gilt auch für die Spitzen der Bäume den Hügel hinauf nach St. Oswald. 30 bis 40 Meter ragen sie in die Höhe, und sobald die Sonnenstrahlen ihre Spitzen berühren, verschwindet die weiße Pracht. Es ist mittlerweile zehn Uhr und der Winter kann sich nur mehr rund um unser Häuschen halten. Hier knirscht der Schnee noch immer in überraschend hohen Tonlagen.
Letztes Jahr war ich um diese Zeit in Singapur bei gut 30 Grad (die Farbigkeit der Schrift bedeutet, dass man mit einem Klick von dort zu einem anderen Inhalt unseres Blogs gelangt). Ich habe vor kurzem einige meiner Beiträge von damals wieder gehört, um mich für ein Gespräch über den Stadtstaat „Singapur“ vorzubereiten (ausgestrahlt am 7.1. in Bayern 2 Breitengrad). So ganz verkehrt war meine Entscheidung, Journalist zu werden, nicht, auch wenn ich im Moment mit den trimedialen Finanzströmen in einem anderen Fahrwasser unterwegs bin. Das wird wohl auch 2017 so bleiben.
Letztes Jahr kam der Schnee übrigens auch erst Mitte Januar. Die damaligen 20 Zentimeter reichten für ein paar Langlauf-Ausflüge, erforderten aber nur zweimal den Einsatz unseres Traktors als Schneeräumer. Es ist unser dritter Winter in der Bergerau und das zweite Neujahrsfest, das wir gemeinsam hier verbringen. Ich denke, es werden wohl noch ein Dutzend folgen. Denn trotz der schwierigen Erfahrung mit einem toten Lamm gleich zu Beginn und dann fünf kleinen, gesunden Rackern, die bald schon unsere Nerven arg strapazierten, weil sie sich im Zaun verfingen, wollen wir an der Schafszucht festhalten und den Bestand vielleicht um ein paar Ziegen in 2017 erweitern.
Auf jeden Fall brauchen wir im Frühjahr eine Katze. Um Hanabi das Landleben nicht endgültig zu verleiden, soll sie zunächst in der Scheune leben und dort die Mäuse fangen, ehe sie bei ihren späteren Freigängen die vielen Wühlmäuse in unserem Gemüsegarten eindämmen soll. Die Ausbeute an Zwiebeln und Karotten war auch in 2016 eher bescheiden. Dafür gab es reichlich Mizuna und ein paar Kohlrabi-Köpfe. Die Heuernte verlief in 2016 deutlich schwieriger als bei unserem ersten Anlauf 2015. Kaum ein Wochenende bot ausreichend Sonne, um das Heu richtig trocken zu bekommen. Deshalb hatten wir uns entschieden, im September einen kleinen, gebrauchten Ladewagen zu kaufen. Getestet haben wir ihn schon und sind zuversichtlich, dass sich die Arbeit auf den Feldern etwas erleichtert. Das Zusammenrechen als durchaus angenehmer Bestandteil der Heuernte bleibt für mich als Hobby-Landwirt in 2017 bestehen.
Die Schafe sind derzeit übrigens noch recht wählerisch, was ihre Heumahlzeit angeht. Am liebsten fressen sie das dazugekaufte Heu und lassen die kargen Halme von unseren Wiesen übrig. Zumindest die vier Schafsdamen brauchen reichlich Nahrung, denn wir erwarten dieses Mal schon im Januar Nachwuchs. Und so beginnt der Kreislauf des Lebens erneut. 2017 steht wohl wieder viel Lammfleisch auf unserem Speiseplan – neben Eiern versteht sich. Denn die Teenager legen mittlerweile niedliche, kleine Eier.
Im Juni kam unsere Brutmaschine zum ersten Mal zum Einsatz. Vier Küken (drei Hennen und ein Hahn, wie sich später herausstellte) mussten in ihrer Übergangswohnung, einem Pappkarton, versorgt werden. Die nächste Küken-Runde übernahm im August unsere neu erworbene Glucke mit insgesamt sechs Küken. Ihre ersten Lebenstagen verbrachten die Kleinen allerdings mit einem Gerüst vor ihrem Stall. Denn als letzten Akt der Aneignung haben wir unser Waidlerhaus im September in schwarz streichen lassen – mit roten Fensterrahmen und Dachrinnen. Bereits im Frühjahr hatten die netten Mitarbeiter von Thomas Wegerbauer den ehemaligen Brösel-Stall auf Vordermann gebracht, so dass die neue Hühnerschar aus Australorps und Sperbern ein passendes Zuhause hat.
In Eigenleistung haben wir übrigens im Sommer den letzten Raum, unseren bisherigen Werkraum, gestrichen und mit Parkettboden ausgelegt, so dass die Renovierungsarbeiten im Haus abgeschlossen sind. Was die Scheue betrifft, so haben wir kurz vor dem Jahresende angefangen, die Rigibsplatten abzuschrauben und die Glaswolle zu entsorgen. Wir werden die Scheune in 2017 in ihren ursprünglichen Zustand zurückversetzen, um dann zu entscheiden, was wir damit anfangen wollen. Es bleibt also auch 2017 noch einiges indoor zu tun – zumal sich Silke erstmals an der Herstellung von kleinen Möbeln versucht hat. Im Schlafzimmer stehen ein Nachtisch und ein kleines Regel neben unserer Matratze. Beide Einzelstücke sind ein wenig wackelig, passen aber perfekt in unser Esemble.
Zurück zur Natur. Aufregung bot 2016 dank eines Frettchens, das sich in unseren Hühnerstall eingeschlichen hat und wir anfangs noch als niedlich einstuften. Am nächsten Morgen lagen zwei unserer Hühner mit abgebissenen Kopf am Boden. Der junge Fuchs, der uns ebenfalls einen Besuch abstattet, ging im Herbst hingegen leer aus. Auf die gerade genannten Aufreger würden wir in 2017 gerne verzichten, wissen aber genau, dass dies nun einmal zum Landleben dazu gehört. Und die möglichen Wolfsspuren lassen durchaus noch einiges in dieser Richtung vermuten…
Rückblickend reicht das Erlebte allemal und wir sind trotz der vielen, schönen Eindrücke einhellig der Meinung, dass wir 2016 wie die vielen Jahre zuvor nicht noch einmal durchleben müssen. Die Erkenntnisse der letzten Wochen in Bezug auf unsere neue Batterie nehmen wir lieber mit ins neue Jahr. Es ist übrigens dem asiatischen Tierkreiskalender zufolge das Jahr des Hahns: