Monat: November 2015

Kreislauf des Lebens

Kreislauf des Lebens

Ich war mir nicht sicher, ob ich dazu einen Blog-Eintrag schreiben soll – aber wir haben uns nun einmal entschieden, soweit wie möglich einen für uns nachhaltigen, natürlichen Kreislauf durchleben zu wollen, auch wenn die Konsequenzen nicht immer einfach sind.

Auf der Suche nach einem Schlachter unseres Vertrauens

Daraus resultiere nämlich auch, dass letzten Sonntag tatsächlich am Nachmittag der hiesige Schlachter zu uns auf den Hof kam. Silke hatte sich bei ihren Bekannten hier informiert, wer am besten mit den Tieren umgeht, die geschlachtet werden müssen. Dann sind wir zu der empfohlenden Landmetzgerei gefahren und  hatten nach einem kurzem Gespräch einen guten Eindruck.  Also haben wir einen Termin vereinbart. Als er dann am letzten Sonntag eintraf, waren in seinem geräumigen und mit Stroh ausgelegten Anhänger bereits zwei Schafe, die Elb – unser Schafsbock – noch aus der Zeit auf dem Nachbarhof kannte. Blieb also nur mehr die Aufgabe, Elb ebenfalls in den Anhänger zu bekommen.

Einfangen und Abschiednehmen

Von den übrigen fünf Schafen ließ sich unser Schafsbock mit Hilfe von getrocknetem Brot leicht weglocken. Aber auf der Rampe überlegte er es sich doch noch einmal und machte kehrt. Auch die nächsten zwei Versuche führten nicht zu dem gewünschten Ergebnis und er schien den Braten zu riechen. Um seinem Missfallen Ausdruck zu verleihen, stampfte unser 10monatiger Bock wie ein Großer ordentlich mit den beiden Vorderhufen auf und vollführte einen klassischen Bocksprung. Uns blieb also nichts anders übrig, als zuzugreifen, ehe er über den nicht allzu hohen Zaun entwischen hätte können. Silke war als erste dran: erwischte ihn im Fell, hielt fest, als er sich zwei Schritte davon machte und lag im Matsch, weil sie vergessen hatte, ihrerseits die eigenen Beine nachzuziehen. Um die blauen Flecken auf ein Minimum zu reduzieren, ließ sie wieder los und fiel mehr oder weniger elegant der Länge nach hin.

Blaue Flecken als Erinnerung

Als Elb bei mir vorbei kam, griff auch ich zu, um wenig später ebenfalls im Schnee zu liegen. Allerdings hatte ich Elb nicht losgelassen und so lagen wir vertraut zusammen. Jetzt erst griff der Metzger das Tier, nachdem er gelassen und vermutlich durchaus belustigt unsere Versuche beobachtet hatte, und trug Elb sanft (16 Kilogramm Lebendgewicht) in den Anhänger. Nun waren die Schafe zu dritt und schienen nach kurzer Begrüßung recht zufrieden. Jedenfalls wirkten sie sehr ruhig und es gab kein Gemecker bzw. Gebähe.  Noch ein wenig Papierkram und schon verließen Metzger, Anhänger und Elb unseren Hof.

Kochgelegenheit und Wärmequelle
Kochgelegenheit und Wärmequelle

Überraschenderweise mähten auch unsere übrig gebliebenen fünf Schafe nicht. Daran änderte sich auch in den nächsten Tagen nichts. Keines schien dem zwischenzeitlich durchaus aufdringlichen Bock eine Träne nachzuweinen. Das Fell hat Silke am Montag zu einer Gerberei nach Ruhmannsfelden gebracht. Das Fleisch konnte sie am Donnerstag abholen und in unsere Tiefkühltruhe verfrachten. 12 Kilogramm können wir (inklusive Hanabi) verwerten. Und die ersten beiden Lammkoteletts gab es heute.

Vielen Dank Elb

 

Das Gefühl war zugegebenermaßen ein wenig merkwürdig, aber eigentlich schmeckte das Fleisch von unserem Schafsbock ausgezeichnet. Sechs Monate stand er auf dem Fleckenhof, vier Monate bei uns auf der Weide und konnte sich an den verschiedenen Gräsern satt fressen, zwischenzeitlich wurde er mit trockenen Brotstücken verwöhnt und hatte wechselnde, weibliche Gesellschaft. Wir hoffen, dass er die Zeit genossen hat und sind dankbar, dass er uns dafür etwas zurückgibt. So schwer es uns fällt, das ist der Kreislauf des Lebens, dem wir hier in unserem Waidlerhaus folgen wollen.

Lammkotelett mit Kartoffeln und Rosenkohl in Zwiebel-Speck-Sauce
Lammkotelett mit Kartoffeln und Rosenkohl in Zwiebel-Speck-Sauce

 

 

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Alle Jahre wieder

Alle Jahre wieder

Die wenigen Schneeflocken bleiben an den Spinnenfäden hängen
Die wenigen Schneeflocken bleiben auch an den Spinnenfäden hängen

Waren es gestern nur einige, wenige Flocken, die vom Himmel fielen und auch nur auf dem Hügel hinter Altschönau liegen blieben, beziehungsweise sich in den übrig gebliebenen Spinnweben verfingen, so sieht es heute tatsächlich nach Winter aus.

Die spätsommerlichen Temperaturen in den vergangenen Wochen hatten zahlreiche Wetter-Pessimisten auf den Plan gerufen, die ein Ausbleiben des Winters prognostizierten. Auch wenn es jetzt rund ums Haus weiß-grün-gesprenkelt aussieht, ist es immer noch Herbst, und es ist definitiv zu früh, eine Aussage über den kommenden Winter zu treffen, aber der Blick aus dem Fenster ist eine schöne Abwechslung.

Start bereit für den richtigen Winter
Start bereit für den richtigen Winter

Ungeachtet, was man bezogen auf das Wetter glauben mag, haben wir vorsichtshalber unseren Traktor winterfest gemacht. Die Wiesen sind gemäht und deshalb hat er ohnehin im Moment keine andere Verwendung, als auf seinen Einsatz als Schneepflug zu warten. Im letzten Jahr haben wir mit seiner Hilfe das Areal von der Straße bis zu den Garagen erfolgreich vom Schnee befreit. Allerdings blieben die angekündigte Schneemassen aus. Mal sehen, was uns heuer erwartet.

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Jetzt müsst Ihr uns füttern – scheint der Blick zu sagen

Unseren Waldschafen scheint der Schnee nicht allzu viel auszumachen. Und Elb, der Schafsbock, hat, nachdem „die Neuen“ alle durchprobiert sind, sich wieder auf seine Halbschwester Marple besonnen.

Waldschafe sind a-saisonal. D.h. sie können sich jederzeit zusammenfinden, trächtig werden und Lämmer gebären. Elb allerdings muss sich beeilen, will er seine Gene noch weitergeben. Heute Nachmittag kommt der Metzger – schweren Herzens, aber wir haben uns fest vorgenommen, unseren Tieren ein angenehmes Leben zu ermöglichen, bis sie entsprechend unserer Bedürfnisse  auch geschlachtet werden können. Soweit die Theorie…

Es juckt unter der Wolle trotz minus ein Grad
Es juckt unter der Wolle trotz minus ein Grad
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Trockenheit

Trockenheit

Vor kurzem schaute mich eine gute Freundin überrascht an, als ich ihrem Blick gen Himmel folgte, aber zu einem ganz anderen Schluss kam. Während sie vom Fernblick und dem blauen Himmel schwärmte, erwiderte ich nur kurz, dass es ruhig einmal wieder regnen könne.

Es ist nur noch ein dünnes Rinnsal, das da aus dem Rohr kommt
Es ist nur noch ein dünnes Rinnsal, das da aus dem Rohr kommt

Der Betrachtungswinkel hat sich verschoben, seitdem wir aufs Land gezogen sind und tatsächlich mit dem Gemüseanbau im Kleinen und der Tierhaltung im ganz kleinen Stil begonnen haben. Damals, als wir vor dem Kauf dieses kleinen Bauernhauses über die Wiesen gegangen sind, konnten wir das nur mit Gummistiefeln.

Die Feuchtwiese machte ihrem Namen alle Ehre. Der letzte Winter brachte zwar wieder etwas Schnee, aber nicht in den vorhergesagten Mengen. Immerhin fiel etwas Nass, sonst wäre wohl schon im Frühjahr unsere Quelle versiegt.

...und bald wird wohl nichts mehr fließen
…und bald wird wohl nichts mehr fließen

Dabei können wir das Wasser, das beständig aber mittlerweile nur mehr als dünnes Rinnsal in den Beton-Bottich vor unserer Haustür fließt, zur Bewässerung der Pflanzen und Tiere gut gebrauchen. Hühner, Schafe, Obstbäume, Karotten, Salate und Gartenmelde brauchen durchaus viel Wasser, wenn die Natur lediglich von ein bisschen Tau benetzt wird. Der Sommer blieb trocken und die paar Regentage im Herbst reichten nicht aus, um den Wasserspeicher wieder zu füllen. Unsere Wiesen sind auch im November, der eher einem goldenen Oktober gleicht, trocken und die Kleine Ohe, die am Rand unseres Grundstücks entlang fließt, führt kaum noch Wasser mit sich.

Dabei galt ihr Wasser-Einzugsgebiet am unteren Rand des Lusen einst als regenreichstes Gebiet in Deutschland. Die Zeiten ändern sich und wir mit ihnen.

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